HIGH ON FIRE, LIZZARD, JUMPING JACK

Schlachthof Wiesbaden, 14.02.2013

Nachdem das Festival mit HATEBREED & AGNOSTIC FRONT wegen akuter Testosteron-Allergie für mich im Januar ausfiel, stand nun mein erster Ausflug in die neue Halle des Wiesbadener Schlachthofs an. Wobei mir erst nicht so klar war, wo es mich hin verschlagen würde: Von ihrer Reputation her hätten die gestern Abend aufspielenden US- Amerikaner HIGH ON FIRE (Foto links) mit ihren Support-Bands LIZZARD und JUMPING JACK wunderbar in die gerade geschlossene Räucherkammer gepasst, aber die dort geplanten Shows werden momentan großzügig im Rhein/Main-Gebiet verteilt. Das Konzert fand jedoch in der Halle statt, besser: im vorderen Teil (Fünftel?, Sechstel?).

Das hieß auch: Alle (oder vielleicht auch nur fast alle) neuen Annehmlichkeiten des Gemäuers waren zu bestaunen. Da wären zum einen der großzügige, gut

beleuchtete Thekenbereich, der im Vergleich zur vorherigen Halle gigantisch anmutende Toilettenbereich, die auf den Weg dahin recht beeindruckende „History Wall“ mit Erwähnung aller im Schlachthof bisher aufgetretenen Musikanten sowie eine nette Tourpostergalerie. Auch der Fotoautomat in der Halle soll nicht unerwähnt bleiben; mit der richtigen Betriebstemperatur und Begleitung sicherlich ein köstlicher Spaß.

Von dieser Temperatur war ich jedoch weit entfernt, als das erste Trio des Abends aufspielte: JUMPING JACK aus Nantes (F). Die Buben mussten vor maximal zehn Zuschauern ran, winkten diese aber hoch motiviert an den

Bühnenrand, posten, ließen die Matten kreisen und bemühten sich redlich. Besonders originell wirkte der Stoner-Hardrock nicht, war aber durchweg okay und die Jungs auch äußerst sympathisch, also passte das schon.

Ich befürchtete, dass es so leer bleiben würde (immerhin hatte der Schlachthof Freitickets verlost, meist ein Indikator für miesen Vorverkauf), aber langsam und gemächlich füllte sich die Vorhalle. Nach dem Auftritt sprang Sänger und Gitarrist Julian Bells an den Merchstand und verscherbelte glücklich grinsend den Tonträger für läppische fünf Euro, nahm ich natürlich mit, dem Nachwuchs eine Chance usw., gern geschehen.

Noch ein Weizenbier dazu und die nächste Kombo kam: LIZZARD, ebenfalls aus Frankreich. Auch ein Trio, diesmal aber kurzhaarig und mit Dame an den

Drums. Diese Band überraschte nicht nur mich, weil hier andere Klangfarben dominierten. Auch retro, klar, aber eher Neunziger-lastig. Ein bisschen angegrungt und eher dem entsprechend, was man mal „Alternative-Rock“ nannte, bevor der Begriff von den Crossover-Metallern okkupiert wurde.
Teilweise sehr dynamisch im Songaufbau, sorgten Mathieu Ricou (links) als Sänger und Gitarrist, Katy Elwell (unten) am Schlagzeug und William Knox am Bass zwar nicht für die totale Ekstase vor der Bühne, aber durchaus für Respekt und Anerkennung, was sich nach dem Konzert auch positiv auf den Tonträgerverkauf auswirkte. Trotz des doppelten Preises nahm ich auch hier eine Scheibe mit. Der CD-Test am nächsten Tag fiel merkwürdigerweise jedoch genau andersherum aus: Der Alternative- Rock von LIZZARD wirkte auf mich in der Studiofassung völlig unoriginell und austauschbar, während auf der Veröffentlichung von JUMPING JACK der Spielspaß durchaus zum Tragen kommt und ansprechend die Stube beschallt. Mal abwarten, wie das nach mehrmaligem Hören sein wird.

Aber letztlich waren wir ja alle wegen des dritten Trios, HIGH ON FIRE, da, oder? Sänger und Gitarrist Matt Pike schälte seinen tätowierten Oberkörper

schon vor dem Konzert aus dem störenden Textil und wies damit dezent darauf hin, dass er zu schwitzen beabsichtigte – ein Wunsch, der von allen ungeduldig mit den Hufen scharrenden Fans geteilt wurde, die schon vor dem Gig die Bühne belagerten und aussahen, wie Streetrock-Fans nun mal aussehen, egal ob mit kurz- oder langhaarigem Background.

Live war von der starken Stoner-Breitseite, die auf den späteren Alben manchmal vorherrscht, nicht mehr viel zu spüren, so amtlich wurde hier die Axt ausgepackt. Das war ein Fest für alle Freunde schnell gespielten Rotzrocks,

gleichermaßen punk- wie metalkompatibel, mit Bierdusche inklusive. Sehr schön. Ganz bis zum Ende konnte ich nicht bleiben, weil die letzte Bahn rief, laut setlist.fm spielte die Band auf der Tour jedoch überall das Gleiche und ich habe demnach gerade mal die Zugabe verpasst. Schöne Vorbereitung auf KVERLERTAK demnächst an selber Stelle, wir sehen uns.

Links: http://www.highonfire.net/, http://www.myspace.com/highonfire, http://lizzard.fr/, http://www.myspace.com/lizzardmusic, http://www.jumpingjackgroup.com/

Text & Fotos: Micha
Clip: aufgenommen am Konzertabend von Negative Myess

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