Elfer Music Club, 12.11.2012
Es ist schon seltsam. Da spielt eine junge amerikanische Hardcore-Band namens TERROR im Frankfurter Bett und zieht 400 Besucher. Nur wenige Tage später gastieren die Landsmänner IRON CROSS, die bereits in den frühen Achtzigern den Grundstein für Hardcore-Punk legten und ohne die es TERROR nie gegeben hätte, und es sind gerade mal ein Dutzend Gäste vor Ort. Schade für die Band und auch schade für die Wollmützen tragenden Hipster vom TERROR-Konzert, die sich ein Stück lebende Hardcore-Geschichte haben entgehen lassen. IRON CROSS nahmen es mit Humor, Sänger Sab Grey, einziges Überbleibsel der 80er- Formation, begrüßte jeden Besucher mit Handschlag und stellte im Anschluss seine Mitstreiter vor: „Fellows, this is the band – band, these are the fellows!“
Die besagte Band bestand aus drei tätowierten Mittdreißigern, die solides, wenn auch nicht überragendes Handwerk lieferten. Doch darum ging es bei IRON CROSS auch nie. Sie waren schlichtweg die erste US-Combo, die Punk-Attitüde und Skinhead-Optik nach Vorbild der großen englischen Acts COCK SPARRER, ANGELIC UPSTARTS und COCKNEY REJECTS miteinander verband. Und dies noch vor US-Bands wie MINOR THREAT und AGNOSTIC FRONT. IRON CROSS erlangte dadurch binnen kürzester Zeit in den USA Kultstatus – und das, obwohl die Jungs eigentlich nie ein komplettes Album, sondern mit „Skinhead Glory“ (1982) und „Hated and Proud“ (1983) lediglich zwei Singles aufzuweisen hatten und sich bereits 1985 wieder auflösten.
Auf dem ersten Output befand sich allerdings ein Song namens „Crucified for your Sins“, der heute als eine der Skinhead-Hymnen schlechthin gilt, unzählige Male gecovert wurde (u. a. von AGNOSTIC FRONT und THE BUSINESS) und die Band unsterblich machte. Grey wanderte nach Auflösung von IRON CROSS nach England aus, gründete eine Familie und spielte fortan mehr oder minder unbemerkt in Rockabilly- (ROYAL AMERICANS) und Country-Acts (SAB GREY & THE ARTICULATE REDNECKS). 2009 schließlich wollte er es noch einmal wissen, formierte IRON CROSS mit neuen Musikern und nahm – nein, wieder kein Album – eine neue Single („Est. 1980“) auf, die es neben der ersten, neu aufgelegten 7″ gestern zu erwerben gab.
Einen Opener gab es nicht, so dass IRON CROSS etwa gegen 22:30 Uhr die Bühne betraten und recht steif begannen. Ein Hardcore-Konzert mit nur einem Dutzend Zuschauern, das war selbst im nicht allzu großen Elfer-Keller eine ungewohnte Situation, für Band und Besucher gleichermaßen. Doch mit
zunehmender Spieldauer – und zunehmender Klasse der Songs – wurde auch die Stimmung immer aufgelockerter und entwickelte sich schließlich zur kurzweiligen Punk-Party, bei der sich auch die Musiker zwischendurch eine Runde Jägermeister gönnten. Da konnte auch Sab Grey nicht Nein sagen, der den Abend bis dahin lediglich mit Wasser bestritten hatte.Das Dargebotene klang eher nach traditionellem Asi-Punk mit leichtem Oi- Einschlag denn umgekehrt: Gespielt wurden nicht alle Songs der Band- Geschichte, wohl aber die meisten, inklusive alter Klassiker wie „Fight ’em All“, „You’re a Rebel“, „Wolf Pack“, „Live for Now“ und „Crucified“ sowie neuer Stücke wie „Die Yuppie Scum“ und „Strike First“, die durchaus überzeugen konnten. Nach 18 zwei- bis dreiminütigen Tracks war die Party dann leider auch schon wieder zu Ende.
Hatte sich der Besuch gelohnt? Für Punk- und Hardcore-Fans, die sich für die Geschichte des Genres interessieren, auf jeden Fall. Denn es war schön, mit
Sab Grey einen der Initiatoren des US- Hardcores, der inzwischen auch schon mehrere Bücher über sein Leben geschrieben hat, einmal live zu sehen und ihm die Hand zu schütteln.Wer einen mitreißenden Punk-Gig erwartet hatte, dürfte vermutlich enttäuscht worden sein. Denn erstens reicht die Qualität der IRON CROSS-Songs nicht an die der oben genannten, englischen Bands heran und zweitens war der Rahmen für ein herausragendes Konzert einfach nicht geboten. Die Jungs hätten einen tobenden Mob verdient gehabt, der jedes Lied enthusiastisch mitgrölt – wie einige Tage zuvor bei TERROR gesehen. Doch um dies zu erleben, müsste man vermutlich mit einer Zeitmaschine zurück ins Jahr 1982 reisen und dort einige der Auftritte besuchen, die die Band damals gemeinsam mit D.O.A., BLACK FLAG, MINOR THREAT oder SACCHARIN TRUST bestritten hat.
Link: http://www.myspace.com/ironcrossthefellas
Text & Fotos: Marcus
Clip: am Konzertabend aufgenommen von VodkaViolator
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wirklich saugeiler iron cross bericht aus dem elver!!! na ja die junge generation kenne in der regel die alten Bands gar nicht!! Bei der masse die an platten täglich rauskommen!!! Ist auch unwahrscheinlich!!! Eure seite gefällt mir sehr gut!!! Die Flyerseite ist auch ein brett!!! Gruss adrian