Jahres-Roundup 2012 – Teil #3

Frankfurt, 29.12.2012

Hier der dritte und letzte Teil unserer kleinen Rückblicks-Reihe zum Ende des Jahres 2012, diesmal mit Eindrücken unseres Kollegen Marcus:
Es ist Ende Dezember und die Welt ist nicht untergegangen – hätte ja sein können.  Daher blicke nun auch ich, bewaffnet mit einem eiskalten Binding Export, zurück auf meine musikalischen Highlights des Jahres. Gesehen habe ich einige Bands, keine Ahnung wie viele, darunter viel Altbekanntes, aber auch einiges Neue. Spaß gemacht haben alle Konzerte, denn Live-Gigs bedeuten für mich nicht nur Band-Auftritte, sondern viel mehr noch Gelegenheit, mit Gleichgesinnten in gemütlicher Atmosphäre ein Bierchen zu kippen. Oder mehrere. Und Schnaps.

Bild oben: Kadavar, aufgenommen am 2.08.2012 im Ponyhof, Frankfurt, bearbeitet 12/2012 (Klick zum Vergrößern)

Konzerte

Wie bereits erwähnt, hat jeder Gig Spaß gemacht, richtig begeistert haben mich allerdings nur die wenigsten. Das  liegt daran, dass ich bereits seit drei Dekaden Konzerte besuche und mittlerweile das Aha-Erlebnis, das man als Jugendlicher fast bei jedem Konzert hatte, nur noch selten eintritt. Es kann aber auch sein, dass die Bands einfach immer langweiliger werden. Warum gibt es beispielsweise keine Bands mehr wie die PLASMATICS, die mal eben auf der Bühne Gitarren zersägen, Fernseher zertrümmern oder gar ein Auto in die Luft jagen?
Neues Jahrtausend, Du bist langweilig!

Einige Konzerte blieben mir dennoch lebhaft in Erinnerung: Richtig gut fand ich beispielsweise die amerikanischen Noise-Punks FLIPPER, die ich bisher nie gesehen hatte und die im Nachtleben die leider nur wenigen Zuschauer mit ihrer manischen Mischung aus Punk, Noise, Blues und Chaos begeisterten. Wem sich die Gelegenheit bieten sollte, diese fantastische Band live zu sehen, der sollte sich diese nicht entgehen lassen, denn der Sound, den die Jungs kreieren, ist wie eine musikalische Droge.

Leider nicht im Rhein/Main-Gebiet, sondern im holländischen Venlo fand im Mai das Slow End Fest statt, bei dem an zwei Tagen 30 Bands auftraten. Ich war am zweiten Tag vor Ort, an dem immerhin noch 19 Combos auf dem Programm standen, von denen mich hauptsächlich zwei interessierten: ANTISEEN und DAYGLO ABORTIONS. Als langjähriger Fan beider Bands hatte ich bisher leider nur selten die Möglichkeit, die Jungs auf der Bühne zu sehen und freute mich umso mehr, dass in diesem Falle beide Scum-Punk-Legenden sogar die gleiche Bühne teilten.

Die Amerikaner ANTISEEN begannen ihren Gig um 23 Uhr und boten ein wütendes White-Trash-Feuerwerk, inklusive Blut- und Feuer- Show und angereichert mit einigen Cover-Versionen. Im Anschluss folgte die 1979 gegründete kanadische Punk-Legende DAYGLO ABORTIONS, die zwar in reduzierter Besetzung und mit einem blinden Drummer (kein Witz) angereist war, aber dennoch vollends überzeugen konnten. Zweifelsohne ein Konzerterlebnis, an das ich noch lange denken werde, auch wenn es (leider) nicht im Rhein/Main-Gebiet stattfand.

Dafür verschlug es aber eine andere Truppe erstmals in unsere Gefilde, die schon seit geraumer Zeit ganz oben auf meiner Liste der Bands stand, die es noch zu

sehen galt: THE MEATMEN! Die sympathischen Jungs um Sänger Tesco Vee gastierten gleich dreimal um Frankfurt herum: In Stockstadt (auf einem Grillplatz), in Weinheim und in Bingen. Sie lieferten mir konzerttechnisch just das Aha-Erlebnis, das ich bei vielen anderen Bands schmerzlich vermisst hatte. Die Auftritte des Quartetts und das Interview, das ich mit Tesco führte, waren meine unbestrittenen Jahreshighlights.

Ebenfalls sehenswert fand ich YUPPICIDE mit ihrem genialen Frontmann Jesse Jones (Foto unten), SLIME, weil es eine Freude war, die Jungs in einem so kleinen Laden wie dem Zoom erleben zu dürfen, BOB WAYNE, weil ein Gig von ihm immer auch eine Party ist und natürlich NIETNAGEL, die live stets ein Erlebnis sind. Bleibt zu hoffen, dass es auch 2013 einige ungewöhnliche Bands mit Ecken und Kanten in unsere Breiten verschlägt, die neben guter Musik auch einen Sinn für Show und Selbst-Inszenierung haben.

Clubs

Was die Clubs des Rhein/Main-Gebietes betrifft, so gilt es immerhin festzustellen, dass es nicht weniger werden und dass erfreulich viele Bands in und um Frankfurt herum Station machen. In dieser Beziehung reicht Frankfurt zwar nicht an Berlin, Hamburg und Köln heran, belegt aber hinter den genannten einen soliden vierten Platz.

Mein Lieblingsclub ist nach wie vor die Au, denn nirgendwo ist die Stimmung so gut und die Atmosphäre angenehmer. Platz 2 belegt bei mir der Dreikönigskeller, ebenfalls eine tolle Location, die aber leider in letzter Zeit mehr und mehr verkommt. Der Putz rieselt von den Wänden, Klos funktionieren nicht mehr und Kabel hängen von der Decke. Schade um das einstige Schmuckkästchen. Von Null auf Drei ist bei mir das Zoom gelandet, ein Club der sehr amerikanisch anmutet, schön dunkel ist und gute Sichtmöglichkeiten aus allen Blickwinkeln liefert. Leider wird man nach dem Gig sofort hinausgebeten, das Bier suckt und es spielen nur gelegentlich brauchbare Bands dort. Ebenfalls nett: der Elfer-Keller, in dem in diesem Jahr gleich mehrere bekannte Acts gastierten.

Ganz und gar nicht begeistert bin ich vom Ponyhof, bei dem mir nicht nur der Name auf den Sack geht, sondern auch die Tatsache, dass ich ausverkaufte Konzerte in keinem anderen Laden (höchstens noch in der Räucherkammer des Schlachthofs in Wiesbaden) unangenehmer empfinde. Es ist eng, stickig und wenn man hinten steht, sieht man so gut wie nichts. Das Bett schneidet bei mir ebenfalls nicht gut ab. Hier werden zwar interessante Konzerte veranstaltet, die Location versprüht aber den kühlen Charme eines Zahnarzt-Wartezimmers. Sowohl Decke als auch Bühne sind viel zu hoch, der Sound ist meistens schlecht, Atmosphäre null. Ein wenig schwarze oder rote Farbe würde hier vermutlich Wunder bewirken. Vielleicht mal Tine Wittler anrufen.

Für‘s neue Jahr darf spekuliert werden, ob die Batschkapp (und der Elfer) nun endlich umziehen und ob Die Halle (ehemals im Riederwald gelegen) endlich wieder ihre Pforten öffnet und dort wieder Metal-Konzerte stattfinden.

Text: Marcus / Fotos: Marcus (6), Kai (2), Stefan (1)

Wie fällt Euer Fazit zum Konzertjahr 2012 aus? In welchen Clubs habt Ihr Euch gern aufgehalten? Was waren Eure positiven oder negativen Erlebnisse? Postet Kommentare, wenn Ihr mögt…

Kommentare deaktiviert für Jahres-Roundup 2012 – Teil #3

Filed under 2012, Jahresrückblicke

Comments are closed.