Frankfurt, 2.01.2014
Hier kommt der zweite von drei Teilen des Jahresrückblicks des Rockstage-Riot- Teams. Diesmal hat Kollege Micha seine Gedanken und Eindrücke zum gerade zu Ende gegangenen Konzertjahrgang 2013 zusammengefasst:
2013 habe ich 44 Konzerte besucht. Acht mehr als vergangenes Jahr. Leider musste ich aus verschiedenen Gründen mindestens zehn kurz- oder mittelfristig ausfallen lassen; alles welche, für die ich Karten hatte, die also fest eingeplant waren. Ist das viel? Gemessen an dem, was im Rhein/Main-Gebiet so los ist, finde ich: Nein. Teilweise liefen ja auch mehrere interessante Veranstaltungen parallel, oft alle auf dasselbe Zielpublikum schielend.
Foto oben: Jessica Toth von der US-Doom-Metal-Band JEX THOTH spielt mit dem Feuer beim ‚Hammer of Doom‘-Festival in Würzburg, 16.11.2013
Ihr kennt das vielleicht: Man stöbert in Veranstaltungstipps und entdeckt, dass eine der massig vorhandenen Lieblingsbands in gut erreichbarer Nähe spielt. Da MUSS man natürlich hin, unbedingt. Und dann, der Tag naht, füllt sich der Kalender mit anderen, eher lästigen Verpflichtungen, so wie: „Am Tag nach dem Metalmassaker in Wiesbaden muss ich den Frühdienst der Kollegin X um 7.30 Uhr übernehmen“, oder „Ich hätte gern frei an dem Tag, an dem traditionell im Betrieb am meisten zu tun ist und der mitten in der Krankheitswelle liegt, Band Blubb spielt da nämlich in Gütersloh. Geht nicht? Oh.“ Ich meine, mir ist klar, dass ein Besuch bei der Band Blubb weitaus wichtiger ist als die schnöde Arbeitszeit, aber warum sieht meine Vorgesetzte das anders? Und überhaupt: Wieso Elternabend, wenn KVELERTAK gleich neben der Schule spielen – ja haben die Lehrer denn nicht die Plakate gesehen…
Wahrscheinlich können Fußball-Fans ähnliches berichten. Bei mir hat Live-Musik Priorität, aber manchmal muss ich eben einsehen, dass meine Sichtweise in der Welt etwas obskur erscheint. Und dann ist da noch die Gesundheit: Drei Abende hintereinander in verschiedenen Städten rumrocken und am nächsten Tag ohne Konterbier die Pflichten des Alltags erledigen geht nicht mehr so gut, obwohl ich es immer mal wieder probiere. Aber hey, ich bin fast 50. 2013 war das erste Jahr, in dem mir das schmerzlich bewusst wurde, und irgendwie wird sich das auf meine Planung für 2014 auswirken (müssen). Obwohl ich jetzt schon einen März vor mir sehe, der dem letzten kaum nachsteht…
Konzerte
Blieb aber noch genug, das ging. Meine Highlights 2013 waren DAUGHTER im April im Zoom, UFOMAMMUT im selben Monat in Das Bett sowie zwei der drei Großen, die ich dieses Jahr sah und die auch, verglichen mit anderen Auftritten,
die ich von ihnen früher erlebte, alles andere dominierten: NICK CAVE & THE BAD SEEDS in der Stadthalle Offenbach (13.11.) und BLACK SABBATH (links) in der Festhalle (4.12.). Mein liebstes, zugegebenerweise jedoch auch einziges Festival war das „Hammer of Doom“ in Würzburg (15./16.11.). Kein Ausfall, nur interessante bis großartige Musik. YEAR OF THE GOAT (unten), BLUES PILLS und JEX THOTH waren für mich die Tops, hoffentlich auch bald mal in der näheren Umgebung.Für nächstes Jahr sind in Würzburg schon THE RUINS OF BEVERAST bestätigt, also Pflichttermin, mal wieder. Das skurrilste Konzert und vom Spaßfaktor ganz vorne dabei war MATT VOODOO (unten) mit fünf weiteren Gästen im Elfer, davon drei vom Rockstage- Team. Die Band zockte, als würde sie vor Hunderten
spielen und bewies damit ein Arbeitsethos par excellence, das mir im Hauptjob oft abgeht. WILLIE NILE im November im Nachtleben kam da nahe dran, hatte aber ein paar Zuschauer mehr.Richtige Stinker gab es bei mir 2013 nicht. Dass IRON MAIDEN mir höchstens ein „interessant“ abringen konnten trotz Old School-Setlist, liegt an mir und nicht an denen. Dass dieser Winter ohne MOTÖRHEAD-Konzert verstreicht liegt mal nicht an meiner Gesundheit, sondern an Lemmy’s. Mit dem Nachholtermin wird der stressige März 2014 eingeläutet, ich freue mich schon…
Clubs
Nur dreimal war ich vergangenes Jahr in der Darmstädter Centralstation, mehr gab das Programm für mich nicht her. Alle drei Konzerte waren großartig: erst RIVERSIDE, dann MOTORPSYCHO und zuletzt OKTA LOGUE.
Ich liebe diese Location noch aus denselben Gründen wie letztes Jahr. Allerdings habe ich bei OKTA LOGUE erstmals erlebt, dass in der Hütte gequalmt (bzw. gekifft) wurde und die Ordner nichts dazu sagten. Ich als rauchallergischer Patient (und ehemaliger Kettenraucher) nehme diese Entwicklung besorgt zur Kenntnis. Wegen der Raucherlaubnis kommen einige coole Plätze, in denen ich früher fast Stammkunde war, gegenwärtig für mich nicht mehr in Frage, zum Beispiel das Exzess oder der Dreikönigskeller. Auch, wenn ich viele geniale Konzerte deswegen verpassen muss.Für den Aschaffenburger Colos-Saal gilt 2013 dasselbe wie 2012: Immer wieder gerne, gutes Bier auch, nette Leute. Das gleiche (minus dem Bier) kann ich dem Frankfurter Nachtleben attestieren, dort war ich 2013 am häufigsten. An Gemütlichkeit kaum zu toppen, aber ohne Auto schwer zu verlassen ist das Steinbruch-Theater in Darmstadt-Mühltal – das Programm dort ist für mich als Metalfan sowieso die Offenbarung.
Die beiden Relaunches – der Schlachthof in Wiesbaden am Anfang des Jahres, die Batschkapp in Frankfurt am Ende – taten meiner Meinung nach beiden Locations extrem
gut. Die alte Batschkapp hat mich, trotz traditioneller Liebe und superber Vergangenheit, zunehmend genervt wegen Überfüllung. Kürzlich war ich das erste Mal in der neuen Kapp – alles größer, aber verkleinerbar, viele Toiletten und mehrere Theken. Die U-Bahnanbindung ist auch okay. Und was mich wirklich überraschte: Hatte ich mich letztes Jahr an dieser Stelle noch über die Veschlechterung in der Stadthalle Offenbach mokiert, weil der Durchgang an der Garderobe geschlossen wurde und man deswegen vom hinteren Rand der Halle bis zum Klo etwa eine Stunde brauchte, so war das bei Nick Cave dieses Jahr anders, nämlich geöffnet. RRRM-Leser, ihr Betreiber? Dann danke schön 🙂 Mein nächstes Konzert dort ist die ausverkaufte Show von, äh, CASPER. Mal schauen, ob das da auch noch so ist. Und ob ich darüber was in diesem Blog schreiben darf, oder ob das schon als Kündigungsgrund gilt. Wir werden sehen…Micha/Rockstage-Riot-Team
Fotos: Micha (6), Kai (2)
Wie fällt Euer Fazit zum Konzertjahr 2013 aus? In welchen Clubs habt Ihr Euch gern aufgehalten? Was waren Eure positiven oder negativen Erlebnisse? Postet Eure Kommentare…