Frankfurt, 29.12.2014
Wie Ihr das gewohnt seid, fassen die Mitglieder des Rockstage-Teams auch 2014 wieder ihr persönliches Konzertjahr zusammen. Wenn Euch interessiert, was uns interessiert hat, dann lest weiter. Am Ende des Posts könnt Ihr diesen Beitrag kommentieren oder ein paar Anmerkungen über Eure Erlebnisse in den Konzertsälen des Rhein/Main-Gebiets (oder wo auch immer) loswerden. Macht Gebrauch davon, wir freuen uns auf Euer Feedback. Der erste Teil des Jahres-Roundups 2014 stammt von Stefan.
Bild oben: Mr. Chi Pig, aufgenommen am 18. Juli 2014 in der Au in Frankfurt, bearbeitet 12/2014 (Klick zum Vergrößern)
Eigentlich hatte ich den festen Vorsatz, mich in diesem Jahr mal ein bisschen zurückzunehmen und weniger Konzerte zu besuchen. Doch das hat nicht geklappt, denn 87 Shows an insgesamt 48 Abenden (und damit genauso viele wie 2013) sprechen eine eindeutige Sprache: Ich bin süchtig. Süchtig nach verrauchten, lauten Clubs mit exzessiven Gigs und exaltierten Künstlern. Und abhängig von den Endorphinen, die bei solchen Events ausgeschüttet werden und stetig nach mehr verlangen.
Auch in den vergangenen zwölf Monaten gab es wieder zahlreiche Auftritte, die das Kommen lohnten und mich nicht bereuen ließen, am folgenden Morgen müde und mitunter derangiert den (Arbeits-)Alltag zu beginnen. Alle will und kann ich hier nicht aufzählen und beschränke mich daher mal im Countdown-Verfahren auf die absoluten Highlights.
Konzerte
Mein Platz 6 geht an eine heimische Band: LES FANATIQUES, die Lieder der nicht mehr existenten, französischen Kultcombo LES SHERIFF zum Besten geben. Dies tun sie normalerweise, wie sich das für einen Punkrock-Act gehört, mit viel Bohei und agilem Treiben (wir berichteten im Februar 2013, klicke hier).
Les Fanatiques im Feinstaub, 5. Dezember 2014
Doch am 5. Dezember ließ sich das alles ganz anders an: Das Quintett spielte anlässlich des 9-jährigen Jubiläums des Frankfurter Kneipenclubs Feinstaub unplugged auf. Da saßen sie nun, vier Jungs auf Hockern wie Hühner auf der Stange, die Klampfen in der Hand, dahinter der Mann an der Schießbude. Und bewiesen, dass sie es verstehen, die fantastischen LES SHERIFF-Songs auch auf diese Art zu interpretieren, um mir damit einen wohligen Schauer nach dem anderen über den Rücken zu jagen. Die Atmosphäre in der sympathischen Location im Nordend rund um diese Geburtstagsparty mit Live-Musik tat ein übriges, den Abend zu einem der besten des Jahres werden zu lassen. Danke dafür.
The Bloodtypes in der Au, 5. April 2014
Für Rang 5 siedeln wir über nach Frankfurt- Rödelheim: Am 5. April stellte sich dort eine Band aus Portland (Oregon) vor – die BLOODTYPES. Schon im Vorfeld durch die Fanzinepresse hoch gelobt, konnte das Quartett auch vor den gestrengen Augen und Ohren des Publikums der Au bestehen. Angeführt von der quirligen Frontfrau Schneck wirbelten die „blut“-bespritzten Weißkittel über das Podest, zogen eine irre Punkrock-Show ab und machten richtig Spaß. Wer die ganze Geschichte lesen möchte, der klicke hier. „Stark, stark, stark…“, um es mal mit den Worten von SPACE HOBOS-Sänger Space zu sagen (falls die noch jemand von Euch kennt)…
Dass Portland eine Brutstätte für flippige, kurzweilige Bands zu sein scheint, bewiesen auch THE CHEMICALS, die am 17. Oktober im Dreikönigskeller in Frankfurt-Sachsenhausen gastierten.
The Chemicals im Dreikönigskeller,
17. Oktober 2014
Volle Hütte, eine schweißtreibende Show und ein Sänger, der fast 100 Prozent der Auftrittszeit auf Tuchfühlung mit den Besuchern in den ersten Reihen des Zuschauerraums performte. Garage-Punk directly in the face, sozusagen, und damit so authentisch dargeboten, wie er sein sollte – grandios. Unseren kompletten Bericht könnt Ihr hier lesen. Meine Nummer 4.
Für Rang 3 tauchen wir ab in das Frankfurter Bahnhofsviertel und den dort beheimateten Club Orange Peel. Am 14. November traten dort THE JACKETS auf, deren Frontfrau Jackie Brutsche zu den besten ihrer Zunft gehört.
The Jackets-Konzertposter von Corinne Odermatt (Ausschnitt)
Wie sich die Dame mit den extrovagant geschminkten Augen zum 60’s-Garage-Rock’n’Roll des Schweizer Trios durch das Publikum bewegte, sich auf dem Podest wälzte (und das sage ich ohne Hintergedanken, um potentiellen Kritiker/innen schon mal vorab den Wind aus den Segeln zu nehmen), war das Erleben wert, und der Sound der Kapelle ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Ein ganz famoser Gig der Eidgenossen, über den wir – ausnahmsweise – mal nicht in Wort und Bild berichtet haben. Aber man muss sich ja auch was für die Zukunft aufheben…
Und weil es so schön war, bleiben wir gleich im „Peel“ für Position 2. Gerade erst vor zwei Tagen stattgefunden und deshalb so eben noch in diese Aufzählung gerückt sind THEEE PSYCHO-JONES INVASION, die in der Late Show um 1.00 Uhr nach den FUZZTONES randurften. Was die vier Maskenmänner und die Maskenfrau bei ihren (leider recht seltenen) Gigs für ein Feuerwerk abbrennen, machte nicht nur mir wieder einen Höllenspaß.
Theee Psycho-Jones Invasion im Orange Peel, 27.12.2014
Ich sah die „Blackmasked Garage-Psycho“- Show, bestehend aus Stroboskoplicht, einer Menge Nebel und jeder Menge Action, zum nunmehr dritten Mal und bin immer wieder begeistert von Musik, Konzept und Performance. Live ist die Mainzer Formation um Frontmann Mr. Psycho-Jones ein echter Killer.
Kommen wir nun zu meinem persönlichen Spitzenreiter des Konzertjahres 2014 und dafür geht’s noch einmal zurück zum 18. Juli in die Frankfurter Au: Ich finde, der Titel für die beste Show des Jahres gebührt keinem Geringeren als Mr. Chi Pig und seiner Formation SNFU.
SNFU in der Au, 18. Juli 2014
Was dieser schmächtige Kanadier auf seinen klapprigen Storchenbeinen auf der Bühne im Rahmen seiner Hardcore-Show so alles anstellt, ist kaum zu glauben – insbesondere, wenn man mit der exzessiven Lebensgeschichte des inzwischen 52-Jährigen halbwegs vertraut ist. Ein fantastischer Konzertabend mit toller, mitreißender Musik und herausragender Performance, besser geht’s nimmer. Ich empfehle den vollständigen Bericht und die vielen Fotos hier.
Clubs
In der Frankfurter Clubszene gab es 2014 nur wenig Veränderungen.
Alte Batschkapp, Dezember 2014
In der neuen Batschkapp bin ich noch immer nicht gewesen, irgendwie zielt das Booking an meinem Geschmack vorbei und ich habe in der Regel auch keine Lust auf drängelige Hallenkonzerte. Die alte Kapp bietet derzeit ein trauriges Bild. Wer nochmal einen Blick auf sie werfen will, sollte das wohl bald tun, bevor sie dem Erdboden gleich gemacht wird.
Im Dreikönigskeller steht ein Pächterwechsel an. Jesse, der auch für das Orange Peel verantwortlich ist, reicht nun nach sage und schreibe einer Dekade (es kam mir gar nicht so lang vor; Junge, wie die Zeit vergeht) den Staffelstab weiter.
Skurrile Schnäpse im Dreikönigskeller, wohl bekomm’s…
Danke an ihn und alle anderen Involvierten für viele gute Jahre und unzählige hervorragende Konzerte. Nach allem, was ich kürzlich hörte, hat sich nun ein „All-Star-Team“ aus szenebekannten Gesichtern zusammengefunden, um die Geschicke des Clubs in der nächsten Zeit zu lenken. Ihm wünsche ich viel Glück. Eine neue Website für den DKK ist wohl auch schon in Planung.
Im Schlachthof Wiesbaden gehen dieser Tage die Shows in der Räucherkammer nach 20 Jahren in die letzte Runde.
Räucherkammer, 2014
Dann macht wieder einmal ein echter Traditionsplatz für immer dicht. Traurig. Stattdessen wartet der Schlachthof dann im ersten Quartal 2015 mit der Eröffnung des neuen Kesselhauses im alten Wasserturm auf und man darf gespannt sein, wie die neue Location sich präsentiert. Ein Ende ist eben zugleich auch immer ein Anfang…
… und in diesem Sinne wünsche ich Euch ein schönes Jahresende, eine rauschende Silvesternacht und für das kommende Jahr nur das Beste. Wir hören uns wieder auf diesen Seiten!
Stefan/Rockstage-Riot-Team
Fotos: Marcus (3), Micha (2), Kai (2), Frank (1), Holger (1)
Wie war Euer Konzertjahr 2014? Welche Bands haben Euch am besten gefallen? Gebt uns Feedback und postet Eure Kommentare…