Manchester, 6.01.2015
Last but not least meldet sich in unserer kleinen Rückschau-Reihe der einzige Rockstage-Riot-Auslandskorrespondent, Jan, aus Manchester zu Wort. Sein Bericht ist sehr ausführlich, und er zeigt mehr als deutlich, dass nicht nur in good old Frankfurt der Bär steppt (kleiner Scherz). Nehmt Euch die Zeit seine Zeilen zu lesen, und schaut über den Tellerrand rüber nach Großbritannien:
2014 war ein gutes Jahr, denn ich komme auf gut 80 Bands, die ich in den letzten zwölf Monaten gesehen habe. Um bei meinem Rückblick eine Auswahl zu treffen bediene ich mich der Zahl, die besser zum Rock’n’Roll passt als alle anderen (neben der 666, die aber hier den Rahmen sprengen würde): der wilden Dreizehn.
Hier also meine TOP 13 (in alphabetischer Reihenfolge):
1. The Amazing Snakeheads (15.10.2014, Sound Control, Manchester)
Ein kleiner Mann betritt die Bühne: bekleidet mit weißen Lederschuhen, einer Hose aus der Kleiderspende von 1974 und goldenem Schmuck, sonst nichts (Unterwäsche habe ich wohl gemerkt nicht kontrolliert). Außerdem ein Gesicht voller bedrohlicher Energie und eine Sprache, die man außerhalb Glasgows nur schwer versteht. Und eine Gitarre, die Dale Barclay, das ist jener kleiner Mann, zusammen mit seinem unverständlichen Gesang genial einsetzt, um atmosphärische Klänge zu erzeugen, unterstützt von Schlagzeuger Scott Duff und Bassist William Coombe (der im Sommer erst die AMAZING SNAKEHEADS verlassen hatte, jetzt zum Glück aber wieder mitmachen darf). All dies bot sich mir im Oktober unweit des
Oxford Road Bahnhofs in Manchester. Die AMAZING SNAKEHEADS spielen in erster Linie langsame Songs, die einen vor allem live aber umhauen. So viel Energie habe ich auf der Bühne selten gesehen, wobei sich Dale nicht nur auf der Bühne aufhielt, sondern Publikumskontakt mittels etlicher Exkursionen suchte. Er macht einen auf hart, braucht aber Zuneigung trotz aller Aggression. Denn die dominiert. Die drei Schotten haben mich irgendwie an Link Wray erinnert: Musik, die sich wie körperliche Gewalt anhört und anfühlt. Am Ende des Gigs, nach einer intensiven Zugabe, verabschiedete sich Dale mit seiner üblichen geballten Faust von uns – und sogar mit einem Lächeln.
2. Big John Bates (24.04.2014, Sonic Ballroom, Köln)
Es ist schön, alte Bekannte zu treffen. Im Sonic Ballroom war ich früher, als ich noch in Kölle lebte, öfters aufzufinden. Es hat sich nicht so viel verändert, wie BIG JOHN BATES sich gewandelt hat, den ich live nur aus der Zeit kannte, als er noch mit seinen Voodoo Dolls auftrat. Mittlerweile ist die Musik dunkler geworden und hat einen guten Touch Americana abbekommen, aber ist dafür umso interessanter. Unser Rockstage-Mitstreiter Stefan hatte mir die Show der Kanadier ans Herz gelegt, und er hat Recht behalten. Vor leider spärlichem Publikum schafften die drei es, den düsteren, kräftigen Klang der Tonträger auch live rüberzubringen, und dabei wurde die Handvoll an zahlenden Gästen mit
akrobatischen Einlagen von Brandy Bones am Kontrabass und einigen Exkursionen ins Publikum von Schlagzeuger und Sänger (beide samt Instrument!) in den Zuschauerraum unterhalten. Irgendwann stand Bates sogar am Tresen, hinter dem ich vor Jahren mal Platten aufgelegt habe, und trank Jägermeister (oder war es das legendäre Kettenfett?), während der Rest der Band auf der Bühne rockte. Hut ab.
3. Crazy Cavan and the Rhythm Rockers (15.03.2014, Roadmender, Northampton)
Im März trat der seit den 70ern aktive Urvater des britischen Teddy-Boy- Rock’n’Rolls CRAZY CAVAN aus Wales als Headliner am ersten Abend des 17. Bedlam Breakouts auf, und angeblich zum ersten Mal vor einem in erster Linie aus Psychobilly-Anhängern bestehenden Publikum. Zuvor hatte es einige Unkenrufe gegeben, dass so was doch wohl schiefgehen müsse, aufgrund des vorhandenen Konfliktpotentials zwischen diesen zwei Genres. Schmierige Teds, mit Messern und Ketten bewaffnet, mögen keine Leute, die den Rockabilly einfach mit Punk vermischen und sich die Haare färben. Na ja, das war vielleicht vor 30 Jahren mal so. Denn zum Glück wurden die Puristen eines Besseren belehrt, und wie. Cavan und seine
Band gingen ab wie Sau und der Saal bebte, vor allem natürlich bei Klassikern wie „Teddy Boy Boogie“ und „My Little Sister’s Got a Motorbike“. Auch ich habe es genossen, in der ersten Reihe vor alten Männern mitzuwippen, die von Verbrechen, Gewalt und anderen Teenagerhobbies singen. Beeindruckt war ich vor allem vom Leadgitarristen Lyndon Needs, absolut wild und ein bisschen wie Wilko Johnson. Experiment gelungen.
4. The Delta Bombers (06.07.2014, Can Xaubet, Pineda de Mar)
In Kalifornien gibt es ein von einem irischen Einwanderer geführtes Plattenlabel namens Wild Records. Auf diesem werden in erster Linie Rockabilly-Bands veröffentlicht, die dem Namen des Labels alle Ehre machen (im Gegensatz zu vielen der anderen heutigen „authentic Rockabilly“-Langweiler aus Europa). Sie sind wild, jung und in der Mehrzahl Kinder mexikanischer Einwanderer. Ebenso die DELTA BOMBERS, deren Auftritt auf dem 22. Psychobilly Meeting im katalanischen Pineda einer der Höhepunkte jenes Festivals für mich war. Der bärtige Frontmann hat eine geniale Blues-Brüller-Stimme (die er bei HOWLIN’ WOLFS Smokestack Lightning aufs Beste vorführte) und singt, bzw. redet nicht nur vom Saufen, sondern tut es auch live and in action. Und der Leadgitarrist ist begnadet. Die DELTA BOMBERS spielen tight, mischen Rockabilly, Blues und anderes und schreiben eingängige Songs. Ihr recht früher Auftritt an jenem Tag brachte das Festzelt in Spanien auf jeden Fall zum Kochen. Und am Ende des Abends lag Chris Moinichen, der Sänger, besoffen auf dem Boden jenes Zeltes. Wild!?
5. Frantic Flintstones (15.03.2014, Roadmender, Northampton)
Wer wie ich die FLINTSTONES schon zigmal über mehrere Jahrzehnte gesehen hat, weiß, dass die live auch schon mal richtig Kacke sein können. Und das nicht nur wegen ständiger Besetzungswechsel und Chuck Flintstones‘ Drogenkonsum. In Northampton aber, als sie unmittelbar vor dem zuvor erwähnten CRAZY CAVAN auftraten, war es eine zu 100 % überzeugende Show. Das hat mich auch nicht so überrascht, da ich wusste, dass diesmal erstklassige Musiker auf der Bühne standen. Außerdem spielten die Feuersteine recht viele Songs aus dem letzten Album „Freaked Out & Psyched Out“, das für mich eine der besten Veröffentlichungen im Psychobilly
aus den letzten paar Jahren darstellt. Viele dieser Songs behandeln genauso wie alte Klassiker, die auch dargeboten wurden, das Thema Drogen. Aber das muss halt nicht immer heißen, dass man das alles auch im Zustand völliger Bedröhnung rüberbringt, sondern sich für das Publikum Mühe gibt. Und das ist den Flintstones dieses Mal sehr gut gelungen. Wie ein Freund von mir sagte: „They were on fire.“
6. The Hyperjax (25.05.2014, The Alma Inn, Bolton)
Eigentlich hätten an jenem Abend die Launemacher ZIPHEADS headlinen sollen, doch da an deren Karre die Kupplung streikte, hatten die nordwestenglischen Punkabillys THE HYPERJAX auf einmal viel Zeit dafür, den Abend in der Rockkneipe The Alma Inn in Bolton bei Manchester rockend zu beenden. Dabei hatten die Jungs um Frontmann Sam lange nicht mehr gespielt, da Bassist Liam eine gewisse Zeit in Südafrika gehaust hatte und erst seit kurzem wieder auf der Insel war. Ich weiß gar nicht, wie bekannt die HYPERJAX jenseits des Ärmelkanals sind, aber ihr eingehender und nicht ganz einfach zu definierender Punkabilly hätte es verdient, dass man mehr davon spricht. Ich habe diese Combo über die Jahre schon recht of gesehen, fast immer in kleinen Läden. Aber dieses Mal war es mit Abstand die beste Show, das wurde auch von anderen bestätigt. Liam scheint in Südafrika einen Intensivkurs im Slapbass belegt zu haben, was er an dem Abend so zupfte, war beeindruckend. Der Schlagzeuger entspricht sowieso eins zu eins dem Animal der Muppet Show, einschließlich Behaarung, und zusammen mit
Sams Enthusiasmus für die Band und das Publikum ergab sich somit eine der positiven Überraschungen 2014.
7. Jon Spencer Blues Explosion (10.05.2014, Gorilla, Manchester)
Hätte ich eine Midlife Crisis, würde ich die drei von der JSBX um ihr Erscheinen und ihre Fitness beneiden. Nun habe ich keine Midlife Crisis. Aber dennoch, schlank sind die, sehen fast so aus wie auf ihren Platten von Anfang der 90er, haben super Haare und eine Wahnsinns-Kondition. Das machten sie auf der wunderschönen Bühne im Gorilla in Manchester während eines langen, heißen, schwitzigen Punk-Blues-Rock’n‘Roll-Set deutlich. Die Energie, die hier verbreitet wurde, war extrem ansteckend und mitreißend. Russel Simins bearbeitete sein minimales Schlagzeug präzise aber auch brutal, während Judah Bauer und Spencer selbst den Gitarrenlärm orchestrierten. Wobei Judah eher für Unterlegung und Jon für das Experimentelle einschließlich Theremin-Einsatz zuständig waren. Und dann lieferte er natürlich auch den treibenden, anfeuernden und stellenweise predigenden Gesang. Eine echte Rampensau, die dem Publikum unmissverständlich klar macht: „The Blues Explosion is number 1, baby.“ Widersprochen hat da keiner. Vielleicht bin ich doch etwas neidisch.
8. The Monsters (04.07.2014, Can Xaubet, Pineda de Mar)
„Müssen die denn unbedingt so laut sein?“ Mit diesen Worten beschwerte sich meine Freundin Gabi über den Auftritt der Schweizer MONSTERS diesen Sommer in Pineda (die gleiche Gabi, die dort von den KOFFIN KATS schwärmte, die genau so laut, aber zehnmal langweiliger waren). Die Antwort ist natürlich: Ja, die müssen so laut sein! Das sind die MONSTERS! Das ist „Punk Rock on LSD from Switzerland“, wie Reverend Beatman uns eingangs erklärte. Der Lärm der MONSTERS ist eine geniale Koordination aus seinem Geschrei, seiner Fuzz-Gitarre, einem treibenden Bass und den zwei sich gegenübersitzenden
Schlagzeugern. Die vier adrett, schon fast folkloristisch gekleideten Berner Herren schüttelten sich hin und wieder gegenseitig die Hände, um dann erneut ihre psychotischen Garagepunk-Hymnen in das Zelt zu kreischen. Ein absoluter Höhepunkt des Festivals. Schade nur, dass ich das Soloset von REVEREND BEATMAN am Strand am nächsten Tag verpennt habe, obwohl es erst um 15 Uhr begann. Na ja, das ist Punkrock.
9. The Peacocks (18.09.2014, The Parish, Huddersfield)
Vom Punkrock zum Punkabilly from Switzerland: Im September befanden sich die PEACOCKS aus Winterthur mal wieder auf Minitour in England. Das ist lobenswert, denn während sich andere Festlandeuropäer auf London konzentrieren und Bühnen außerhalb der Hauptstadt aufgrund der mickrigen Gagen meiden, zieht es Hasu, Simon und Jurg immer wieder in kleinere britische Läden. Diesmal unter anderem ins schöne Huddersfield, von Manchester aus direkt hinter der Grenze (nach Yorkshire) gelegen und einfach mit dem Zug zu erreichen. Und obwohl diese Gigs wie gesagt schon fast Tradition haben, haben es sich die drei auf jeden Fall verdient, unter meinen Top 13 zu erscheinen. Denn von Spielfreude und Energie bei gleichzeitiger Eingespieltheit her lassen sie sich live kaum überbieten. Auch
in Huddersfield gab es so gut wie kein Gelaber oder sonstige Zeitverschwendung zwischen den Songs. Unter jenen befanden sich zum Glück auch recht viele vom neuesten Album „Don’t Ask“. Jenes Album wird ja das letzte der Eidgenossen auf dem People Like You-Label sein – seltsam, wenn so eine Band nicht zu verkaufen ist, welche dann? Na ja, die nächste Platte ist aber dennoch in Vorbereitung, wie mir die Jungs beim obligatorischen Bier verrieten. Und die nächste Englandtour hoffentlich auch.
10. Sir Psyko and His Monsters (15.03.2014, Roadmender, Northampton & 03.07.2014, Can Xaubet, Pineda de Mar)
Peinlich! So fand ich die Österreicher S.P.A.H.M eigentlich immer. Dieser Klischee-Name und dann diese Nachahmerei und Anbeterei der METEORS. Und so peinlich einen auf harte Jungs machen wie im Video zu „The Crazies“. Auch wenn sie musikalisch was drauf haben. Nun habe ich die Band dieses Jahr direkt auf zwei Festivals gesehen und meine Meinung rundum revidiert. Denn wenn meine einleitenden Aussagen auch nicht ganz falsch sind (das Video ist ein Witz!), kam man als Liebhaber qualitativ anspruchsvollen Psychobillys nicht umhin, von einem Live-Auftritt von S.P.A.H.M mitgerissen zu werden. Ihre Musik hält sich großteils an eine einfolgreiche Formel, die auf der Bühne mit unglaublich viel Energie und Aggressivität umgesetzt wird. Die relativen
Newcomer haben mittlerweile zahlreiche treue Fans (die sich selber Bastards nennen, wie peinlich) und sprechen irgendwie auch viele junge Konzertbesucher, darunter wohltuend viele Besucherinnen, an – im Gegensatz zu erwähnten METEORS, deren Stammpublikum ja eher aus alten Säcken mit Bauch und ohne Haare besteht. Somit entwickelte sich bei beiden Gigs von Sir Psyko und seinen Buben eine geniale Stimmung mit einem heftigen Pit und Publikum, das lauthals bei den Refrains mitgröhlte. Das macht echt Spaß, und dann ist es mir auch egal, ob es peinlich sein könnte oder nicht.
11. The Sonics (07.05.2014, Brudenell Social Club, Leeds & 05.07.2014, Can Xaubet, Pineda de Mar)
Ich wusste nicht recht, was ich von den Urvätern des Garagepunks zu erwarten hatte. Denn einerseits hatte ich schon so einige wenig überzeugende Comebacks alter „Stars“ miterlebt – und alt sind die SONICS nun wirklich –, andererseits aber auch vielversprechende Konzertkritiken sowie neue Aufnahmen (!) der Erfinder des Nordwest-Sounds gelesen und gehört. Wie dem auch sei, meine Erwartungen wurden übertroffen. Die SONICS waren 2014 einfach nur geil, laut, wild, gut drauf, purer Rock’n’Roll. Für mich die wahrscheinlich beste Liveshow des Jahres. Und ich durfte die alten Herren sogar direkt zweimal auf der Bühne erleben. Zuerst in einem wunderschönen ehemaligen „Working Men‘s Club“ in Leeds, der restlos ausverkauft war und am Ende des Abends kochte. Und dann in der kochenden Hitze Kataloniens anlässlich des Psychobilly Meetings, wo die SONICS manch jüngere Band locker an die Wand rockten, mit Hymnen wie
„Cinderella“, „Strychnine“, „The Witch“ oder „Psycho“, aber auch mit neuen Songs wie „Bad Betty“ (das vor kurzem auf einer Split-Single mit MUDHONEY veröffentlicht wurde). Den Song „Psycho“ aus dem Jahr 1965 habe ich so etwa 1985 zum ersten Mal gehört. Fast 30 Jahre später habe ich die Band dann endlich live gesehen. Das Warten hat sich gelohnt.
12. Stressor (06.07.2014, Santi’s Beach Bar, Pineda de Mar)
Mit der nächsten Band bleiben wir in der Hitze Kataloniens, diesmal am Strand. Konzerte in Santis sympathischer Beachbar an sich sorgen schon für gute Laune; Sonne, Sand und Sangria sei gedankt. Dabei kommen STRESSOR aus dem eisigen Russland und mussten sich selbst erst einmal akklimatisieren. Sie waren nämlich eigentlich gar nicht für einen Auftritt diesen Sommer eingeplant, da sie aber alle als Besucher des Festivals anwesend waren, konnten sie kurzfristig für die PITMEN einspringen, die aufgrund gesundheitlicher Probleme des Bassisten Grischa ausfielen. Und da hat der Trainer wirklich ein super Händchen bei der Auswechslung bewiesen. STRESSOR haben Spaß gemacht, und man hat nicht im Geringsten bemerkt, dass sie auf den Gig nicht vorbereitet waren. Eigentlich bin
ich gar kein großer Freund von Bands, deren Sound so extrem an dem von Neo- Billy-Bands der Achtziger Jahre angelehnt ist. Aber STRESSOR klingen zwar oft sehr wie frühe BATMOBILE, machen aber gleichzeitig auch ihr eigenes Ding und sind live einfach voller Power. Somit wurde in der kleinen Strandbar wild getanzt, und das kann nicht nur an der Sangria gelegen haben. Das neue Album der Russen, erschienen auf dem deutschen Label Crazy Love Records, ist übrigens ebenso empfehlenswert wie ein Konzertbesuch bei STRESSOR.
13. The Urban Voodoo Machine (29.06.2014, Albert Square, Manchester & 14.12.2014, Academy 3, Manchester)
Als ich im Sommer mit meinem Sohn auf dem Grillstock-Festival im Herzen Manchesters war, begegnete ich Slim, dem Akkordeon- und Klavierspieler der URBAN VOODOO MACHINE, die dort auftrat. Slim: „Als wir das letzte Mal in Manchester gespielt haben, habe ich Dir von der Bühne aus gegen den Kopf getreten.“ Das stimmt, im Vorjahr hatte ich mir im Rausch den Scherz erlaubt, beim Konzert der Gypsy-Blues-Bop-and-Stroll-Kapelle einige Stecker auf der Bühne auszustöpseln. Deswegen der Tritt. Dieser blieb auf Grillstock zum Glück aus, weil die Bühne dort erheblich größer war und dieses Mal die Bandmitglieder besoffener waren als ich, nehme ich an. Viel besser als auf der großen Open-Air-Bühne hat mir die Truppe dieses Jahr im Dezember in der Academy gefallen (wo Slim gar nicht mit dabei war). Trotz des Heroin-Todes ihres Fiedlers Robb Skipper im Oktober bot die URBAN VOODOO MACHINE hier eine tolle Show voller whiskygetränkter Songs über Sex, Leiden und Liebe, alles schön in den für die Band typischen Farben Schwarz und Rot koordiniert
und mit einer Vielzahl von Musikern und Instrumenten. Der Frontmann Paul-Ronney Angel erzählt und singt wunderbare Geschichten, und die Band hat auf der Bühne offensichtlich Spaß, wobei sie fast wie eine Zirkustruppe daherkommt. Das war eine Weihnachtsparty ganz nach meinem Geschmack. Und als nachträgliches Weihnachtsgeschenk habe ich in meinem Jahresrückblick noch einen Songtitel
der URBAN VOODOO MACHINE versteckt. Wer ihn findet, melde sich.
Abgesehen von meinen Favoriten unter den Live-Shows einzelner Bands war für mich vom Event und der perfekten Organisation einschließlich des Sounds her das Festival in Pineda das Highlight des abgelaufenen Jahres, obwohl ich tendenziell eigentlich Gigs in kleinen Läden bevorzuge. Was die Spanier professionell auf die Beine stellen, ist bemerkenswert und macht aufgrund der Location super Laune.
Neben den Lucky 13 habe ich so einige Bands erneut sehen und genießen dürfen. Darunter sind erwähnenswert die jungen wilden FRANCEENS, Hessens erfolgreichster Rockexport NEW WORK WANNABES (oben), REVEREND PEYTON’S BIG DAMN BAND, die Folk-Punks LARRY AND HIS FLASK, Berlins BLUE ROCKIN‘, KING KURT, die mich positiv überrascht haben (samt Feuerspucker), Dauerbrenner DEMENTED
ARE GO (rechts), die Helden des Neorockabillys THE BLUE CATS, unsere Lokalband BONES SHAKE und die sehenswerten, sympathischen ZIPHEADS (die eigentlich auch noch in die Top-Liste gehört hätten). Außerdem hatte ich noch das Glück, eine Reihe von Acts zum ersten Mal auf der Bühne bewundern zu dürfen, seien es lokale Newcomer wie PINS, YOSSER, ROUGHNECK RIOT, HOPPER
PROPELLED ELECTRIC, Londoner Bands wie ABJECTS oder internationale Größen wie BARRENCE WHITFIELD & THE SAVAGES, GUITAR WOLF, SHONEN KNIFE, THE BRAINS, THE GRAVELTONES oder LEFT LANE CRUISER (oben). Wer rechnen kann, merkt, dass ich nicht insgesamt 80 Bands erwähnt habe. Manche waren halt nicht erwähnenswert, und einige waren auch Komplettausfälle, aber da darunter Bands sind, die auf ehrliche Kritik ähnlich reagieren wie Salafisten auf gewisse Karikaturen, halte ich einfach meine Schnauze.
Goodbye to Another Year!
Jan/Rockstage-Riot-Team
Fotos: Jan
Wie war Euer Konzertjahr 2014? Welche Bands haben Euch am besten gefallen? Gebt uns Feedback und postet Eure Kommentare…