Jahres-Roundup 2016 – Teil #3

Frankfurt, 30.12.2016

Sister ArtIm Folgenden könnt Ihr den dritten und letzten Teil unserer Jahresrückblicke für 2016 lesen. Diesmal berichtet Marcus von seinen Erlebnissen.
„It‘s Over“ ist nicht nur einer meiner Lieblingssongs von Roy Orbison, der Titel passt auch perfekt zum Jahr 2016. Es ist vorbei, endlich. Brexit, Trump, PEGIDA, AFD, Rechtsruck in Europa. Max Liebermanns Spruch „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen könnte“ war ohne Zweifel mein Motto des Jahres. Umso wichtiger war die subkulturelle Ablenkung, allerdings hielt 2016 für mich musikalisch nur wenige Highlights bereit. Von meiner Seite reicht es daher diesmal nur für eine Top 5.

Bild oben: Jamie Anderson von SISTER, aufgenommen am 30. November 2016 im Club „Das Bett“ in Frankfurt, bearbeitet 12/2016 (Klick zum Vergrößern)

Konzerte

5. HANNS-MARTIN SLAYER in der Au, 2. Dezember

Einmal SLAYER in einem kleinen Club sehen – dieses Erlebnis wird wohl jedem von uns verwehrt bleiben. Oder doch nicht? HANNS-MARTIN SLAYER sind eine inzwischen berühmt-berüchtigte SLAYER- Coverband, die sich aus Mitgliedern diverser mehr oder minder bekannter deutscher Punkrock-Combos zusammensetzt, die illustre Namen wie Else King, Lombardo di Caprio und Tomariah Carey tragen. Gecovert werden ausschließlich Songs der Alben 1, 3 und 4, und das so originalgetreu, dass wenn man die Augen schließt, man tatsächlich glaubt, dass dort SLAYER auf der Bühne stünden. Witzig ist, dass keiner der Musiker Hanns-Martin Slayerauch nur annähernd wie sein berühmtes Pendant aussieht und dass zu Konzerten der Jungs eigentlich eher Punks als Metalheads kommen. Diese Kombination macht jeden der raren Auftritte von HANNS-MARTIN SLAYER zu einem ganz besonderen Event und dies war auch in der Au nicht anders.

4. HAMMERHEAD im Exzess, 13. Februar

Wenn das Jahr ein HAMMERHEAD-Konzert zu bieten hat, dann ist vorprogrammiert, dass der Gig zu meinen Highlights zählt. Die Bonner spielen gleichermaßen ungestümen wie unbequemen Hardcore-Punk, der so gar nicht deutsch klingt und mit „Hits“ wie „Handgranate“, „Ich sauf allein“ oder „Stay Where the Pepper Grows“ begeistert. Auch im „Ex“ hat mich die Band einmal mehr überzeugt und erahnen lassen, wie es sein muss, von einem D-Zug überrollt zu werden. Asicore at it‘s best, hier wird der Geist des Punk gelebt.

3. NIGHT FEVER beim Au-Sommerfest, 4. Juni

Night FeverEiner der derzeit besten jungen Hardcore-Acts trat im Juni beim Au-Fest auf. NIGHT FEVER aus Dänemark liefern furiosen, schnellen Hardcore, der mit hohen, aber auch gelegentlich mit schwülstigen, Danzig-artigen Vocals aufwartet und somit neben hohem Tempo viel Abwechslung bietet. Die Jungs auf einer (relativ) großen Bühne zu sehen und mitzuerleben, was vor dem Podest abging, war definitiv ein großer Spaß.

2. ANTISEEN im Underground, Köln, 22. Juli

2016 gaben sich mal wieder die „Boys from Brutalsville“ die Ehre, die auch nach über 33 Jahren und dem Verlust ihres Gründungsmitglieds und Leadgitarristen Joe Young († 2014) noch immer kein bisschen leise sind. Verstärkt mit neuen Mitgliedern präsentierten sich die Jungs aus Charlotte, North Carolina, in Köln besser als je zuvor. Tatsächlich hatten wir die ANTISEEN-Show in Weinheim für eine Konzertreview auserkoren, doch da machten uns einige übereifrige Antifa-Kids einen Strich durch die Rechnung. Sie kolportierten mit Facebook-Einträgen, die meist mit „Ich kenne die Band zwar nicht, aber …“ begannen, dass es sich bei ANTISEEN um eine Naziband handeln würde. Daraufhin bekamen einige Veranstalter kalte Füße und sagten diverse Gigs – darunter den in Weinheim – ab. O tempora, o mores! Danke an dieser Stelle ans altehrwürdige Ox-Fanzine, das sich ebenfalls über die Kids, die ihre Punkrock-Hausaufgaben nicht richtig gemacht hatten, empörte.

1. EAT THE TURNBUCKLE im Sonic Ballroom, Köln, 26. Juli

Eat the TurnbucklePerfekte Live-Konzerte sind für mich jene, die nicht nur etwas für die Ohren, sondern auch für die Augen zu bieten haben. 2016 gab es nur eine Band, die diese Prämisse zu 100 Prozent erfüllte: EAT THE TURNBUCKLE aus Philadelphia. Bei den Jungs handelt es sich um fünf abgewrackte, mit Narben, Blessuren und schlechten Tattoos versehene Backyard-Wrestler, die nicht nur brachialen Hardcore-Punk darbieten, sondern sich zwischen den Songs auch gepflegt und mit allerlei Hilfsmitteln wie Pizzaschneidern, Gabeln, Baseballschlägern und anderen Utensilien die Fresse polieren. Hach, war das ein Spaß.

Clubs

Was die Clubs betrifft, so gilt für mich wie in jedem Jahr: je kleiner, desto besser. Meine Favoriten sind daher nach wie vor in Frankfurt die Au, das Exzess, der DKK sowie „Das Bett“ und das Zoom. Im Nachtleben und in der Batschkapp gab es Au2016 für mich keine interessanten Konzerte, im

Au, Frankfurt

Wiesbadener Schlachthof zwar schon, doch werde ich weder mit der großen Halle noch mit dem Kesselhaus richtig warm. Letzteres empfinde ich als zu steril und ungemütlich und zudem ist mir die Bühne dort zu hoch.

Eine weitaus gemütlichere Alternative habe ich in diesem Jahr gegenüber vom Schlachthof entdeckt. Die Kreativfabrik ist eine tolle kleine Konzertlocation, die mich vom Interieur ein wenig an das von mir noch immer schmerzlich vermisste Negativ erinnert. 2016 habe ich dort D.O.A. erleben dürfen. Schade, dass nicht Kreativfabrikmehr Shows da stattfinden, für mich ist es der

Kreativfabrik, Wiesbaden

legitime Nachfolger der Räucherkammer. Schade finde ich auch, dass sich im Frankfurter Elfer nicht mehr sonderlich viel tut, gerade was Punk- und Metal-Gigs betrifft. Ich mochte den Club eigentlich immer gern, auch wenn ich nicht nachvollziehen kann, dass durch die Erweiterung des DJ/Mischpult-Bereichs auf die gesamte Empore der Konzertraum noch kleiner wurde.

So viel von mir, fuck off 2016, ich bin gespannt aufs nächste Jahr.

Marcus / Rockstage-Riot-Team
Fotos: Marcus (3), Kai (3), Stefan (1)

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