Frankfurt, 30.12.2019
Hier der dritte und letzte Teil unserer Jahresrückblicke. Im Folgenden kommentiert unser Fotograf Eric seine Lieblingsbilder des Jahres 2019.
Es müssen ja nicht immer die großen Namen sein, schrieb ich bereits Ende 2018 in meinem Roundup. Es macht mir immer noch großen Spaß in den Clubs in und um Frankfurt zu fotografieren und mich überraschen zu lassen: sei es von der Musik, den Bands mit ihren teilweise skurrilen Outfits oder von seltenen Instrumenten wie zum Beispiel einer Waschbrett-Gitarre, gesehen bei den RHYTHM TORPEDOES. Apropos seltenes Instrument: Im März besuchte ich im Auktionshaus Christies in London eine besondere Ausstellung. David Gilmour, Sänger und Gitarrist von PINK FLOYD, versteigerte fast seine gesamte Gitarren-Kollektion für einen guten Zweck und die Fans konnten einen letzten Blick auf die berühmten Instrumente werfen. Keiner konnte vermuten, dass die 126 Exponate ein paar Monate später rund 19,5 Millionen Euro einbringen würden! Teuerstes Stück war eine Black Fender Stratocaster („The Black Strat“) von 1969, die für fast vier Millionen US-Dollar ersteigert wurde und somit nun die teuerste Gitarre der Welt ist.
Foto oben: Dana ‚Danger‘ Athens von JANE LEE HOOKER, aufgenommen am 7. August im Ponyhof, Frankfurt (Klick zum Vergrößern)
Ob Waschbrett-Gitarre oder Black Strat – letztlich ist es aber egal auf welchem Instrument gespielt wird. Es ist essenziell, dass etwas rüberkommt: Leidenschaft und die Liebe zur Musik, und zwar so überzeugend, dass der Funke auf das Publikum überspringt.
Waschbrett-Gitarre bei den Rhythm Torpedoes
Dann darf man ruhig auch Wolfsmasken tragen wie die japanische Combo von MAN WITH A MISSION oder (fast) nackt auftreten wie die SOAPGIRLS aus Südafrika. Und es ist egal, ob man in einem kleinen Keller spielt oder auf einer großen Bühne.
Leider hatte ich bei der belgischen Band SHHT, die Anfang November in Heidelberg als Support von DE STAAT aus den Niederlanden auftrat, keine Kamera mit. Ein paar seltsame Gestalten in braunen Overalls mischten sich unter das wartende Publikum, schüttelten freundlich überall Hände und betraten dann die Bühne. Innerhalb einer halben Stunde schafften sie es,
The Black Strat bei Christies in London
die skeptische Menge mit ihrer Musik, einer irren Show und ihrer Glaubwürdigkeit zu überzeugen und die Halle in ein Tollhaus zu verwandeln. Genial. Aber oft genug ist die Kamera dabei – nun folgt eine kleine Auswahl von 2019 entstandenen Fotos. Zwölf Monate, zwölf Bilder:
Im kleinen Frankfurter Dreikönigskeller ging das Jahr mit BONSAI KITTEN im Januar gut los (eine Review dazu findet sich in diesem Blog). Sängerin Tiger Lily Marleen ist natürlich der Blickfang der Combo, aber hier habe ich die Kamera auf den Gitarristen Wally gerichtet. Leidenschaft pur!
DE STAAT haben mit „Bubblegum“ für mich das beste Album des Jahres 2019 gemacht. In der Heimat spielen die Jungs aus Nijmegen in ausverkauften Hallen und im Sommer waren sie einer der Headliner beim Lowlands Festival. Im März besuchten meine Landsmänner den Frankfurter Club „Das Bett“. Etwa 250 Gäste kamen und nicht wenige Fans reisten extra aus den Niederlanden an, um die Formation in einem kleinen Rahmen zu erleben. DE STAAT ist eine sensationelle Live-Band mit einem charismatischen Sänger, Torre Florim.
Das Taunus Metal Festival in Oberursel gehört seit einigen Jahren zu meinem festen Programm. Auch 2019 entdeckte ich dort einige coole Bands, zum Beispiel HELLRIPPER aus Schottland. Skurriles auch hier: Als ich ROOT fotografierte, betrat ein alter Mann mit Gehstock die Bühne, setzte sich und flüsterte fortan unverständliche Beschwörungsformeln vor sich hin. Mit finsterem Blick zelebrierte er die Messe (Bericht in diesem Blog).
Auf dem gleichen Festival spielte die niederländische Formation VORTEX, die bereits 1979 gegründet wurde. Bandgründer Martjo „Whirlewolf“ Brongers starb am 18. Dezember 2019, er wurde nur 61 Jahre alt. In den vergangenen Monaten hatte ich regelmäßig Kontakt zu ihm, da viele Bilder vom Auftritt in Oberursel auf dem Jubiläums-Album „Them Witches“ verwendet wurden.
Im Sommer besuchte ich zum ersten Mal das Festival Rock auf der Burg in Königstein (Review in diesem Blog). Die Organisation hatte einige der besten Bands in einem kleinen Keller versteckt und es war nicht immer leicht dort zu fotografieren: schlechtes Licht und viel Rauch. Trotzdem gefällt mir dieses Foto von AREA DISASTER, weil es zeigt, wie die Grenzen zwischen Musikern und Fans manchmal fließend verlaufen.
Ebenfalls dort trat die Frankfurter Combo THE TEX AVERY SYNDROME auf. Sicherlich nicht meine Musik, aber der Gig war absolut überzeugend und das Publikum ging voll mit. Der Sohn des Gitarristen war vor dem Podest mit der Produktion von Seifenblasen beschäftigt – gut fürs Bild!
Es macht viel Spaß Musiker zu fotografieren, aber manchmal sind es auch die Details, die einem auf der Bühne auffallen. Hier ist es ein kleiner Totenkopf auf dem Schlagzeug der grandiosen Band DEADBEATZ, die im Frankfurter Club „Das Bett“ beim Summer Trash Bash auftraten.
JANE LEE HOOKER aus New York City! Die All-Female-Bluesrock-Band mit Sängerin Dana „Danger“ Athens schaffte es im Frankfurter Ponyhof die ohnehin schon hohen Temperaturen nochmal steigen zu lassen. Ein fantastischer Auftritt.
Aus der Kategorie „muss man mal gesehen haben“: THE MONSTERS. Und was spielen die so? „Wild Primitive Chainsaw Massacre Teenage Garage Punk Trash from Bern Switzerland“ liest man auf der Facebook-Seite. Sehr laut und sehr unterhaltsam.
Beim zweiten Summer Trash Bash des Jahres 2019 in „Das Bett“ performten die RHYTHM TORPEDOES aus Marburg, mit denen Frontmann Arne Runzheimer auf der oben gezeigten Waschbrett-Gitarre ausgelassen Torpedobilly spielte. Von der Gitarre gibt’s es ein paar schöne Bilder, aber noch besser gefällt mir dieses stimmungsvolle Foto des Sängers.
Ich mag es ganz gerne im Dreikönigskeller zu fotografieren. Er ist eigentlich viel zu klein um sich vor der Bühne zu positionieren und das Licht ist oft eher bescheiden. Aber man kommt ganz nah an die Musiker heran und nur deshalb konnte es dazu kommen, dass die Sängerin der griechischen Band GODSLEEP, Amie Makris, mich etwa fünf Zentimeter von meiner Kamera entfernt anbrüllte. Da heißt es nur: abdrücken!
Die SOAPGIRLS traten auch im Frankfurter Yachtklub (Bericht dazu in diesem Blog) sehr leicht bekleidet auf und man will ja nicht mit einer Kamera als alter Spanner dastehen. Da fragt man vor dem Gig doch lieber nach, ob es überhaupt in Ordnung ist zu fotografieren. Die Mädels entgegneten mir ganz cool: „Du kannst machen, was Du willst“. Das lässt man sich nicht zweimal sagen, auch wenn das Licht auf dem Boot eher merkwürdig (blau, diffus) war.
Zwölf Monate, zwölf Bilder. Auch 2020 werde ich wieder mit und ohne Kamera in den Clubs in Frankfurt und Umgebung unterwegs sein. Man sieht sich vor der Bühne!
Eric / Rockstage-Riot-Team
Fotos: Eric, https://www.flickr.com/photos/vanreem
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Das macht Lust auf die Konzerte, ein toller Bericht mit super Fotos!.. Was hier los ist in der Musik, und Clubscene ist der Wahnsinn… Nina Hagen würde sagen: ..ist alles so schön bunt hier, ich kann mich gar nicht entscheiden… heheee,