Das Bett, 9.01.2010
Am Beispiel von JANCEE PORNICK CASINO kann man mal wieder sehen, dass die Globalisierung durch das damit einhergehende Zusammenrücken der Völker auch schöne Nebenwirkungen mit sich bringt. Der Frontmann Jancee Warnick (Gesang & Gitarre) stammt aus den Vereinigten Staaten, genauer aus Salem im US-Staat Oregon. Vladimir Martens (Bassbalalaika) kommt aus Karaganda in Kasachstan und der Dritte im Bunde, Stanislav Torbotrous (Schlagzeug) aus St. Petersburg in Russland. Das globale Dorf, in dem die drei ihr Haupt betten, wenn sie sich nicht gerade auf einer ihrer ausgedehnten Touren um den Erdball befinden, ist – Köln. Denn dort haben sie sich einst kennengelernt und diese ebenso verrückte wie sympathische Combo gegründet.
JPC kommen häufiger in Frankfurt vorbei, haben hier schon verschiedene Clubs gerockt und waren gestern im Bett zu Gast. Ihre Musik lässt sich in keine
Schublade stecken, denn die Einflüsse sind ebenso bunt zusammengewürfelt wie die Truppe selber. Ich würde sie als wilde und sehr tanzbare Mischung aus Surf, Country, Rockabilly und Garage bis zu Polka und russischen Folk bezeichnen. Demzufolge ist das Set ungemein abwechslungsreich und der Zuhörer weiß nie, welcher Stil(bruch) ihn beim nächsten Song erwartet. Dargeboten wurden knapp zwei Dutzend Stücke, hauptsächlich von den Alben „Pravda“ von 2007 (gerade als „Pravda Reloaded“ mit Bonus-Songs neu herausgebracht) und „Multiball“ von 2005. Auch das ein oder andere Cover, beispielsweise von Elvis und Dick Dale, fand ins Programm.Vladimir betrat die Bühne mit Krücken, legte diese am Drummerpodest ab und „stützte“ sich fortan auf sein Instrument, eine riesige Bassbalalaika mit Standfuß. Das Teil machte nicht nur akustisch, sondern durch den „Tiger-Look“ auch optisch was her. Später erfuhr ich, dass der Gute sich beim Sturz von einer Rolltreppe den Fuß gebrochen haben soll. Er war in seiner Bewegungsfähigkeit daher etwas eingeschränkt.
Nicht so Jancee, der ein sternenbesetztes US-Superhero-Kostüm á la Captain America angelegt hatte. Fliegen konnte er damit zwar nicht, war aber während der Show kurz davor abzuheben: Er sprang rastlos auf und von den Brettern, rannte durch das Publikum, umarmte hübsche Besucherinnen (s. unten) während eines Gitarrensolos, wälzte sich auf der Bühne herum und wäre wohl auch durch die Gabe von Sedativa kaum einzukriegen gewesen. Dies setzte sich fort, nachdem der 37-Jährige sich des Stoffes entledigte und sich zur Freude der weiblichen Fans gut durchtrainiert präsentierte – ist ja klar, wer bei den Shows so viel Kalorien verbraucht, der setzt kein Hüftgold an…
Die leider nicht besonders zahlreichen Zuhörer, darunter meiner einer, genossen mit JPC allerbestes Entertainment – der Hochgeschwindigkeits-„Rocktail“ des
Trios sei hiermit allen empfohlen, die ihn bisher noch nicht kannten. Gleiches gilt für die Band-Website http://www.janceewarnick.com, insbesondere die Rubrik „Backstage“ mit den „Tagebucheinträgen“ ist amüsant. Ein paar Lieder für’s Ohr und einige schöne Fotos für’s Auge gibt es auf http://de.myspace.com/janceepornickcasino. Unter http://www.ox-fanzine.de/web/itv/3058/interviews.212.html ist ein etwa eineinhalb Jahre altes, aber lesenswertes Interview mit den Jungs abrufbar.Text: Stefan / Fotos: Kai
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