Ponyhof, 2.08.2012
Bereits ein Blick auf das Cover des bisher einzigen Longplayers von KADAVAR dürfte klar machen, in welche Richtung es geht. Die drei Herren, die mich beim ersten Betrachten des Gruppenfotos spontan an Insterburg & Co erinnert haben und ebenfalls aus Berlin stammen, zelebrieren Psychedelic-Rock, Proto-Hardrock oder schlichtweg Retro-Rock – Genres, die eigentlich aus den frühen Siebziger Jahren bekannt sind, dieser Tage aber ein Revival erleben. Welche Band die Psychedelic-Renaissance eingeleitet hat, wird dabei heftig diskutiert.
Die einen halten die australische Combo WOLFMOTHER für die Initiatoren, obgleich die Gruppe eher dem Stoner- Genre zuzuordnen ist, hier und da zwar LED ZEPPELIN zitiert, aber im Großen und Ganzen doch eher modern klingt und ein breites Publikum bedient. Andere sehen den Ursprung der neuen Retro-Welle in schwedischen Bands wie WITCHCRAFT und GRAVEYARD. Wie dem auch sei, der Retro-Trend scheint nun auch Deutschland ergriffen zu haben und schickt mit KADAVAR und mit ZODIAC (aus Münster) die ersten Vertreter ins Rennen.
Erstaunlicherweise spricht die Musik, dies bewies der gestrige Auftritt von KADAVAR im Ponyhof, nicht unbedingt (nur) Metal- und Hardrock-Fans an. Während nämlich im nahe gelegenen Speak Easy, Frankfurts Metal-Kneipe Nummer 1, die Metal-Heads gemütlich an der Theke hockten, betraten wenige hundert Meter entfernt die Berliner die Bühne des mal wieder aus allen Nähten platzenden Clubs, in dem sich ältere wie jüngere Musikfans tummelten, wobei die Vertreter der langhaarigen Metal-Fraktion an einer Hand abzuzählen waren. Ich machte eher junge Rock-Fans, ältere Blues-Liebhaber und in die Jahre gekommene Punkrocker im Publikum aus.
Bereits zum ersten Akkord verwandelte sich der Ponyhof in Charles Manson’s Spahn Ranch: Licht-Hexer LSDirk sorgte mit seiner psychedelischen Lightshow und seinen Leinwand-Projektionen Marke „Lava-Lampe meets kosmische Supernova“ für das passende visuelle Ambiente und das Trio machte mit seinem Retro-Rock und seinen okkult-psychedelischen Lyrics die Zeitreise in die Siebziger perfekt. Vom Sound her sind die Berliner stark von Vorbildern wie (den frühen) BLACK SABBATH, CREAM, BLACK WIDOW oder der EDGAR BROUGHTON BAND geprägt, wobei sich KADAVAR eher an den Mid- und Uptempo-Tracks der genannten Bands orientieren.
Geboten wurden alle Songs des neuen Albums sowie die Tracks der in Bälde erscheinenden neuen Single. Nahezu alle Lieder erstreckten sich über fünf, teilweise sogar
mehr als acht Minuten („Purple Sage“) und versprühten, wenn man sich nahe der Bühne aufhielt und den schillernden LSD-Projektionen in vollem Umfang ausgeliefert war, ein authentisches Seventies-Feeling, das mit seinen schwermütigen Riffs und hypnotisierenden Farben schlichtweg zum manischen Mitrocken verleitete. Natürlich durfte auch die Single-Auskopplung „Creature of the Demon“ (schaut euch den offiziellen Clip dazu hier an, lohnt sich!) nicht fehlen, die sich für mich allerdings als einziges wirkliches Highlight des Auftritts darstellte.Der Gig war solide und atmosphärisch dicht, die Musiker, allen voran Drummer Tiger, herausragend, aber im direkten Vergleich zu GRAVEYARD, WITCHCRAFT oder RED FANG, die ich auch schon live erleben durfte, sind die Songs von KADAVAR weniger eindrucksvoll und vor allem ist mir die Stimme von Sänger und Gitarrist Wolf etwas zu dünn. Dies soll nicht heißen, dass der Gig schlecht war, ich denke aber, dass die Band ihr Potential noch lange nicht ausgeschöpft hat und bin mir sicher, dass die Jungs mit zukünftigen Veröffentlichungen noch eine Schippe drauflegen können. Alles in allem ein netter Abend, der für uns im Speak Easy ausklang und mit der Erkenntnis endete, dass man auch ohne Zeitmaschine zurück in die Siebziger reisen kann. KADAVAR macht’s möglich.
Links: http://www.myspace.com/kadavar1969, http://www.reverbnation.com/kadavar
Text & Fotos: Marcus
Mehr Bilder:
wirklich saugeile band!!! Hab ich mir die platte bestellt vor 3 wochen etwa!!! HABEN AUCH VOLL DEN PROG TOUCH!!! HÄTT ICH JETZT NICHT ERWARTET DAS ICH WAS ZU DENEN HIER AUFFINDE!!!