KOMATSU, CLIFFSIGHT, MORNING MODE

Elfer Music Club, Frankfurt, 27.03.2015

KomatsuIch bin wirklich erstaunt, wieviel interessante bis außergewöhnlich gute Gitarrenbands es gegenwärtig im Rhein/Main-Gebiet gibt. Gestern standen zwei von ihnen auf der Bühne des Elfers im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen, um für KOMATSU aus den Niederlanden einzuheizen. Um dem Résumé vorzugreifen – beide standen dem Headliner in Nichts nach. Unterschiedliche Klangfarben machten den Abend, der, wie so oft in letzter Zeit, viel zu spärlich besucht wurde, darüber hinaus zu einem abwechslungsreichen.

MORNING MODE aus Mainz/Wiesbaden machten den Anfang – und das war sehr gut so, weil sie die anspruchsvollste Band des Line-ups waren, in meiner Welt, zumindest. Ihr angeproggter Postrock kam zwar etwas kopflastig rüber, klang aber durchweg stimmungsvoll und leidenschaftlich. Wie ein akustischer Morning ModeFilm wirkte das Gebotene, sehr mitreißend, wenn man sich darauf einließ und vielleicht etwas nervig, wenn man es nicht tat. Eine halbe Stunde lang wurde die feil gebotene EP „The Ocean“ zelebriert (die man hier auch für lau downloaden kann) und vielleicht noch mehr; erzählt wurde dazu wenig – aber zu wem auch, war ja kaum jemand da. Diese Combo sollte man auf jeden Fall auf dem Schirm behalten; vor einer Band wie den GRAILS oder RUSSIAN CIRCLES würden sie sicher auch nicht enttäuschen.

Analog zur Menge der weggepetzten Biere ging es nun etwas weniger musikwissenschaftlich weiter, aber keinesfalls banaler. Die Hanauer CLIFFSIGHT bespaßten mich vor wenigen Jahren schon mal vor SLEEPY SUN Cliffsightim Club „Das Bett“ und bieten ihren extrem überzeugenden Longplayer „Heliogobal Sessions“ auf ihrer Homepage ebenfalls zum freien Download an. Mit 79 Minuten ist der auch nicht gerade kurz, aber kurzweilig. Ich habe keine Ahnung, ob heute noch die gleichen Leute in der Band sind: Etwas weniger psychedelisch kam mir das Cliffsightvor und mehr In-Your-Face, aber keinesfalls schlechter.

45 Minuten lang durften sie ran – Sänger und Gitarrist Tim Cammerzell (links) wand sich wie eine abgeklärte alte Sau vor dem Mikro – Lampenfieber scheint ihm fremd zu sein, oder er versteckt das sehr gut. Ich weiss nicht, wie lange die Formation schon existiert (der erste Tonträger erschien im Jahr 2010), aber wie Newcomer wirkten sie absolut nicht. Extrem gut und viel zu kurz – doch CLIFFSIGHT spielen schon bald wieder in „Das Bett“ (30. April 2015), dann vor vier weiteren Acts beim Sky High Festival. Da wahrscheinlich auch kaum länger. Früh kommen lohnt sich jedenfalls.

Mehr als 40 Leute waren übrigens nie vor der Bühne anzutreffen – noch nicht einmal die meisten der anwesenden Musiker schauten sich ihre Kollegen an, komischerweise. Außer KOMATSU‘s Stephan Quint, der war fast konstant Komatsudabei. Schade, denn bei allen stilistischen Unterschieden einte sie doch die Tatsache, dass sie ziemlich erlesen waren, jeder auf seine Art. KOMATSU, die erst im Dezember für ihr Idol John Garcia eröffnen durften und ihm auch einen Song widmeten, verbanden In-Your-Face noch mit ein wenig Kick Ass und verbannten Hirn und Psyche nun endgültig ins Walhalla. Rock’n’Roll, Baby.

KomatsuDer Schlagzeuger war ein neuer, Joris Lindner sein Name. Mit ihm tourten die Niederländer zwischenzeitlich mit CORROSION OF CONFORMITY – und dass das außerhalb unserer Breiten stattfand, betrachte ich als einen Affront. Optisch und verbal dominierten bei dem Quartett Bassist und Sänger Martijn Mansvelders und Leadsänger und Gitarrist Mo Truijens (links), die nicht nur auf der Bühne bestens eingespielt sind, sondern auch am Urinal, wo ich sie am Anfang des Konzertabends traf. Wobei „treffen“ hier nicht wörtlich zu nehmen ist, bitte.

Mansvelders fragte, bevor „Hail To The King“ gegeben wurde, wer von den Anwesenden auch bei John Garcia war. Ein paar Ärmchen fuhren hoch, kurz, auch der meinige. Wie ich dieses Anbiedern eigentlich hasse, aber nun hatte ich Komatsuschon gezuckt, was sollte ich machen. Mindestens ein Song, der nach dem letzten Tonträger „Manu Armata“ von 2013 entstanden ist, wurde vorgestellt – vielleicht auch mehr, ich weiß es nicht. KOMATSU waren definitiv die partytauglichste Band von allen. Und das lag nicht nur an den Weizenbieren. Ein grandioser Rock’n’Roll-Abend unterm Strich. Kann man wieder machen.

Links: http://www.morningmode.de/, https://de-de.facebook.com/MorningMode, http://morningmode.bandcamp.com/releases, http://www.lastfm.de/music/Morning+Mode, http://cliffsight.de/, https://de-de.facebook.com/cliffsight, https://myspace.com/cliffsightband, http://www.reverbnation.com/cliffsight, http://www.lastfm.de/music/Cliffsight, http://www.komatsurock.com/, https://www.facebook.com/komatsurock, https://myspace.com/komatsurock, http://www.lastfm.de/music/Komatsu

Text, Fotos & Clips: Micha

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