Frankfurt, 13. Mai 2020
Wie in der vergangenen Woche bereits angekündigt zeigen wir in diesem Post weitere 15 Eintrittskarten zu Konzerten der 90er Jahre. Wie schon in den Folgen zuvor ergänzen wir die Motive mit kleinen Anekdoten, die sich bei oder am Rande der Shows ereignet haben und die uns nachhaltig in Erinnerung geblieben sind. Danach seid dann erstmal Ihr dran: In einer Woche startet unser großes Gewinnspiel, das bis in den Sommer hinein laufen wird. Alles wird an dieser Stelle noch nicht verraten – erstmal nur soviel: Es wird mit Konzerttickets zu tun haben und wir haben viele schicke Preise in Form von nagelneuen CDs und Comics für Euch. Jetzt wünschen wir viel Spaß mit Teil 2 der Neunziger Jahre und Geschichten zu Chuck Berry, RAMMSTEIN, Johnny Cash, Jimmy Page, den „RHEINPIRATEN“ und Co.!
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Therapy?, März 1994
Ich gebe zu, die Platte „Troublegum“ von THERAPY? habe ich nur gekauft, weil ich das Cover damals so unwahrscheinlich cool fand. Die Band aus Nordirland landete mit dem Album eine der besten Scheiben der 90er Jahre. Es war für mich das erste Konzert in der „alten“ Batschkapp und durch den Erfolg von „Troublegum“ war es natürlich brechend voll. THERAPY? spielte an dem Abend insgesamt 20 Songs und ich wurde für immer ein Fan der Band. Es war wild, es war laut, es war heiß und es war großartig. Nur wenige Monate später kamen die Jungs erneut nach Frankfurt und ich war selbstredend wieder dabei. Es war für mich das erste (und letzte) Konzert im Volksbildungsheim. Wer es nicht mehr kennt: Jetzt wird das Gebäude als CineStar Metropolis genutzt. Erst 2006 sah ich die Band erneut, diesmal im Colos-Saal in Aschaffenburg. 2016 gastierte sie wieder dort und präsentierte ihre Hits akustisch. Welch ein Kontrast zu der wilden Show von 1994! Leider musste dieses Jahr die Jubiläumstour (30 Jahre THERAPY?), die ab März geplant war, durch die aktuelle Corona-Lage verschoben werden. Dann feiern wir 2021 eben das 31-jährige Jubiläum, oder? (evr)
David Lee Roth, Mai 1994
Jetzt wird es etwas mysteriös: Auf der Karte des Konzerts von David Lee Roth steht doch ganz klar Stadthalle Offenbach? Warum ging die Show nicht dort über die Bühne, sondern in der Music Hall in Frankfurt? Ich bin mir zwar ganz sicher, dass es in Frankfurt war, aber in der Jubiläumszeitung „50 Jahre Stadthalle Offenbach“ findet man eine Liste der Bands, die dort im Laufe der Jahre gastierten und dort entdeckte ich: David Lee Roth, 26. Mai 1994. Hm. Auf der Webseite setlist.fm steht wiederum die Setlist aus der Music Hall. Fragen über Fragen. Wer war dabei und kann sich noch daran erinnern? Warum wurde das Konzert überhaupt verlegt? Und die Show? David Lee Roth, der Frontmann von VAN HALEN, spielte mit seiner Band routiniert eine Mischung aus VAN HALEN-Klassikern und eigenen Stücken, die aber nicht so zündeten wie 1988, als ich mich das erste Mal bei einem Konzert von Diamond Dave einfand. Damals war aber auch noch Gitarrenzauberer Steve Vai Teil seiner Formation. (evr)
Mother Tongue, September 1994
Als Sony Music 1994 in den Frankfurter Club Nachtleben zur Release-Party des ersten Albums der Kalifornier MOTHER TONGUE lud, erwartete ich im besten Fall ein ansprechendes Konzert der souligen Neo-Hippies – dass einer der energetischsten Auftritte einer soundoriginären und literweise Herzblut verspritzenden Formation meiner harrte, war nicht vorauszusehen. Gestartet mit Unterstützung dieses Branchenriesen hatte das Alternativ-Quartett eine Menge Pech bei ihrer Karriere, die ab Album Nummer Zwei (erst acht Jahre später erschienen) auf Indie-Labels weiter ging. Kurioserweise sitzt die fanatischste MT-Fanbase in Deutschland, wo im April 2020 Headlinershows im Doppelpack gebucht wurden – in Frankfurt war der Club The Cave zweimal ratzfatz ausverkauft. Einer der derbsten coronabedingten Verluste bisher, meiner Meinung nach. (mt)
Body Count, Oktober 1994
BODY COUNT’s in the house! Diese Nachricht elektrisierte meinen Freundeskreis und mich im Herbst 1994. Der Track „Cop Killer“, auf der ersten Pressung der selbstbetitelten Debüt-LP von BODY COUNT 1992 zu finden, lief noch immer auf jeder guten Party – ein Skandalsong, der aufgrund des Aufrufs zu Gewalt gegen Polizeibeamte (Cops) zur Indizierung der Platte führte und die Truppe letztlich sogar ihren Plattenvertrag beim Major Label Warner Music kostete. Auf den Nachpressungen der – überaus erfolgreichen – Scheibe musste das Lied durch ein anderes ersetzt werden. Das Stück wollten wir natürlich live hören (es wurde auch gespielt), dazu hatte das von Sänger Ice-T gegründete Quintett, das Rap und Hardcore so genial vermischte, noch sein neues Album „Born Dead“ am Start. Dead sind leider inzwischen auch drei von fünf Mitgliedern des ersten Line-ups der Band; zwei starben an Krebs, einer wurde ermordet. Ich weiß noch, dass es in der Stadthalle Offenbach ziemlich exzessiv daherging und dass ich zwischendurch tatsächlich mal kurz ins Foyer musste, aber nicht aufgrund des Tohuwabohus – das Konzert war eines der lautesten, das ich jemals erlebt habe. (sm)
Big Rumble, November 1994
Mann, war das ne Reise damals im November 1994 zum 7. Big Rumble: Bonn-Rennes-Ouistreham-Portsmouth-London-Great Yarmouth. Letzteres ein heruntergekommener „Badeort“ in der Provinz mit schäbigen Spielhallen und eben dem Vauxhall Holiday Park, der drei Tage fest in der Hand psychotischer Rocker aus allen Ecken Europas und sogar aus Japan war. Gepennt (und gefeiert) wurde dort in Wohnwagen. Trailer Trash halt. Party gemacht wurde natürlich nicht nur im Park sondern auch in der Konzerthalle. Und wie: 21 Bands über 2,5 Tage hinweg, und dann noch DJs zwischendurch. Wer trotzdem Langeweile hatte, konnte sich in der Halle piercen oder tätowieren lassen. Namen wie z. B. FRENZY, KLINGONZ, DEMENTED ARE GO, SIR BALD DIDDLEY, THE SHARKS, COLBERT HAMILTON, RESTLESS, SKITZO, NEKROMANTIX und LONG TALL TEXANS verraten, in welcher musikalischen Ecke man sich dort tummelte. Highlight waren für mich RED, HOT ‘N’ BLUE. Deren Sänger Mouse wurde im Sarg auf die Bühne getragen und ging dann richtig ab: Das Erdmöbel und Teile der Bühnenverkleidung mussten aufgrund seiner Energieausbrüche dran glauben. Der letzte Big Rumble fand übrigens drei Jahre später statt. So wurde zumindest die 10 voll. Ich war dabei. (jr)
The Black Crowes, Januar 1995
Nochmal zurück in die Stadthalle Offenbach. Dort spielten 1995 die BLACK CROWES auf ihrer „Amorica or Bust“-Tour. Das Cover des Albums „Amorica“ sorgte für einen Skandal. Es zeigt einen weiblichen Unterleib, der einen Bikini-Slip im Design der USA-Flagge trägt. Weil man über dem Bikini auch Schamhaar erkennt, weigerten sich einige amerikanische Händler, die Platte in ihre Regale zu stellen. Insgesamt spielten die Krähen vier Mal im Rhein/Main-Gebiet, neben dem Gig in Offenbach zweimal in der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg und einmal in der Frankfurter Festhalle. Das war 1999. Für die Comeback-Tour 2020 wurde Frankfurt leider nicht berücksichtigt. Ob die „Shake Your Money Maker“- Tour überhaupt im Herbst stattfinden kann ist ja auch noch unklar. 1995 war die Band groß im Geschäft – die ersten Alben gingen weltweit zehn Millionen Mal über den Ladentisch, aber der Haussegen innerhalb der Gruppe hing schief. Die Brüder und kreativen Köpfe der Combo, Chris und Rich Robinson, sprachen kaum noch miteinander. Auf der Bühne merkte man davon nichts. Ich kann mich noch an ewig lange Jams erinnern, aber auch an die explosiven Songs der ersten Scheiben. (evr)
Chuck Berry, Mai 1995
Es war eines der ungewöhnlichsten Konzerte, das ich je erlebt habe. Tatsächlich hätte ich nie von dem Auftritt erfahren, wenn nicht einer meiner besten Kumpels eng befreundet gewesen wäre mit dem Besitzer des Autohauses in Koblenz, in dem der Gig stattfand. Chuck Berry war lediglich für eine Show (gemeinsam mit Fats Domino in Berlin) nach Deutschland gereist, doch dies hatte der besagte Unternehmer mitbekommen und als großer Berry-Fan wohl eine nicht unbeträchtliche Summe auf den Tisch gelegt, damit der große Mann des Rock‘n‘Roll in seinem Autohaus auftrat. Berry verlangte zudem den schnellsten Wagen, den der Händler zur Verfügung hatte, um damit ein wenig über die deutschen Autobahnen zu brausen – die Aktion endete schließlich mit einem Unfall und einem schrottreifen PKW, Berry selbst kam allerdings nicht zu Schaden. Aufgrund dessen begann das Konzert jedenfalls sehr, sehr spät. Aus dem Autohaus waren zuvor die Wagen entfernt worden, um ausreichend Platz für die Besucher zu schaffen, mehr als schätzungsweise 300 dürften es dennoch nicht gewesen sein. Chuck Berry, damals bereits fast 70, wirkte bei seinem Auftritt nicht ganz nüchtern, lieferte aber eine phänomenale Show. (mm)
Johnny Cash, September 1995
Das Erlebnis Johnny Cash in der Aschaffenburger Unterfrankenhalle begann schon auf dem Parkplatz vor eben dieser. Wir liefen in Richtung Eingang, stilgerecht in Schwarz gekleidet. Gut, das Hemd meines Kumpels war eher ein tief dunkles Dunkelblau, und auch ich hatte ein paar weiße Elemente am Westernhemd. Von einem anderen Auto kamen fünf Kerle ganz in Schwarz, mit schwarzen Sonnenbrillen auf uns zu. Einer von ihnen hob die Brille, musterte uns und sagte: „Na Jungs, seid ihr nicht ein wenig bunt angezogen?“ Nach diesem Spruch gab es erstmal Büchsenbier für alle. Man kann doch nicht bunt und nüchtern zu einer Johnny Cash-Show gehen. Das war der Anfang einer schönen Konzert-Freundschaft. Wir ignorierten die bei dem bestuhlten Auftritt vorgegebenen Plätze und gingen alle zusammen vor die Bühne. Die Ordner verwiesen uns natürlich zurück auf unsere Plätze, aber beim zweiten Anlauf und fortgeschrittenem Verlauf des Konzerts wurden wir geduldet. So konnte ich Johnny Cash und June Carter aus zwei Metern Entfernung erleben. Wunderbar, manchmal hat man eben Glück. (kn)
Rammstein, Februar 1996
Es war im Oktober oder November 1995, als ich einen Anruf eines Freundes erhielt. Es gebe da eine neue Band, die man sehen müsse, erklärte er. Diese spiele in Kürze im Frankfurter Nachtleben und man solle sich besser im Vorverkauf die Tickets sichern. Da ich mich auf den Musikgeschmack des Freundes immer verlassen konnte, kaufte ich mir eine Karte, ohne mir die Truppe zuvor angehört zu haben und betrat am Nikolaustag 1995 das Nachtleben. Die Band hieß: RAMMSTEIN. Der Laden war proppenvoll und – nachdem die erst im Jahr zuvor gegründete Combo aus Berlin auch im kleinen, niedrigen Keller ihre Pyro-Show abzog – die Luft zum Schneiden. Ich glaube nicht, dass die zuständige Behörde einen Gig dieser Art in solcherlei Räumlichkeiten zugelassen hätte, aber sie wurde ja auch nicht gefragt. Damals konnte man mit den Jungs noch nach dem Auftritt schnacken. Nächste Station des kometenhaften Aufstiegs der Gruppe in Rhein/Main war dann knapp drei Monate später ein ausverkaufter Gig als Headliner in der Batschkapp. Es folgten die Isenburger Hugenottenhalle, die Festhalle und das Fußballstadion, Ihr kennt die Geschichte. (sm)
Rollins Band, April 1997
Meine erste Begegnung mit Hardcore-Ikone Henry Rollins fand im November 1989 statt. Das war bei einem der kultigen Konzerte, die damals immer Montag auf Dienstag im Frankfurter Nachtclub Cookys um 1 Uhr morgens begannen und gegen 2.30 Uhr endeten. Konnte man sich eigentlich nur als Student erlauben, da aufzutauchen, aber ich war ja einer. Rollins betrat schon eine halbe Stunde vorher das kleine Podest, trug wie immer nur eine schwarze Shorts als einziges Kleidungsstück und veranstaltete vor den Augen des wartenden Publikums erstmal ausgiebig Dehnübungen für seinen ebenso muskelbepackten wie großflächig tätowierten Körper. Okay, das Cookys hatte keinen Backstage-Bereich, als solcher diente nur die durch einen Vorhang abgetrennte Sitzecke neben der „Bühne“. Auch wenn die Aktion ziemlich viel von Posing hatte, war das trotzdem beeindruckend. Im Verlauf der Show wurde dann klar, warum der Frontmann der ROLLINS BAND sich erstmal warm gemacht hatte und sich dadurch vor Verletzungen schützte. Ich sah Rollins noch einige Male, darunter auch – als die Truppe wesentlich bekannter geworden war – 1997 in der Neu-Isenburger Hugenottenhalle. Ich weiß noch, dass einer meiner Freunde schon vor dem Gig auf dem Weg vom oder zum WC kollabierte und der Obhut der Sanis übergeben wurde. Ich erlebte das Spektakel, wie schon damals im Cookys, von ganz vorne. Ein paar Dehnübungen wären auch dafür angebracht gewesen. Das an diesem Tag gekaufte Poster mit einem tollen S/W-Foto dieses unglaublichen Energiebündels hängt noch heute gerahmt bei mir zuhause. (sm)
Dead Moon, Juni 1998
DEAD MOON ist eine der Bands, die große Bedeutung für mich haben. Die Einstellung von Fred (verstorben 2017) und Toody Cole zum Leben, ihre Bescheidenheit und ihre Authentizität faszinieren mich bis heute. Ich habe sie bestimmt fünf oder sechs Mal gesehen, auf jeden Fall nicht oft genug. Der Abend 1998 im Frankfurter KOZ war, wie alle DEAD MOON-Konzerte, besonders. Unter den vielen Freunden, die den Auftritt besuchten war auch jemand, der das Trio persönlich kannte. So kam die traditionell im Publikum kreisende Whisky-Flasche von der Bühne direkt zu uns. Schlagzeuger Andrew Loomis (verstorben 2016) schenkte mir seine Drumsticks und die Party war wild und ausgelassen. Die Show-Effekte von DEAD MOON beschränkten sich in der Regel auf zwei Dinge: Das Schlagzeug stand mittig vorn auf dem Podest, daneben befand sich stets eine Whiskyflasche, auf der eine brennenden Kerze steckte. Das Konzert endete, wenn die Kerze erlosch. Ein schönes Ritual. Mindestens ebenso atmosphärisch war Andrews Bierbad. Im Laufe der Show schüttete er immer wieder Bier auf die Snare Drum und drosch mit seinen Stöcken darauf, sodass der Gerstensaft ein bis zwei Meter hoch spritzte und als feiner Regen wieder auf ihn und die ersten Reihen der Besucher herunterkam. Bierregen, was kann es Schöneres geben. (kn)
Die Toten Hosen, August 1998
Immer wieder mal spielten deutsche Formationen, die durch Clubs wie die Frankfurter Batschkapp groß geworden sind, auch dann noch gern dort, wenn sie mega-erfolgreich waren und locker die Festhalle füllen konnten. Das war so bei DIE FANTASTISCHEN VIER, bei DIE ÄRZTE sowie bei DIE TOTEN HOSEN. Auch die Security der „Kapp“ war lange überregional für diese Bands zuständig – ebenso wie für einige internationale Acts wie Robbie Williams, zum Beispiel. Da stimmte wohl die Chemie. Doch ein Kapp-Konzert mit dem Namen DIE TOTEN HOSEN anzukündigen, wenn diese mal wieder Bock auf Club-Feeling haben, war in den Neunzigern nicht mehr so einfach. Deren Alias RHEINPIRATEN, das ihnen noch während des Vorverkaufs von einer gleichnamigen „Karnevalskombo aus Düsseldorf“ (Journal Frankfurt) aus monetären Gründen streitig gemacht wurde, verschleierte im Sommer 1998 jedoch nicht wirklich, wer da die Fans bespaßen wollte. Das gelang durchaus, wenn auch (naturgemäß) nicht so perfekt wie zehn Jahre vorher auf der gleichen Bühne. (mt)
Jimmy Page & Robert Plant, Dezember 1998
Es scheint so, dass das Konzert in der Frankfurter Festhalle der letzte reguläre gemeinsame Gig der beiden LED ZEPPELIN-Helden Jimmy Page und Robert Plant war. Die beiden traten danach zwar noch gelegentlich zusammen auf, aber die Show in Frankfurt war die letzte der „Walking into Everywhere Tour 1998“. Und sie war noch nicht mal ausverkauft! Heutzutage wären die Tickets wahrscheinlich innerhalb von zehn Minuten weg. Es war ein großartiger Abend. Mehr als zwei Stunden lang spielten Page und Plant neue Songs, aber natürlich auch einige LED ZEPPELIN-Klassiker. Drei Jahre später, 2001, traf ich Jimmy Page am Frankfurter Flughafen. Am Vortag hatte er in der Festhalle bei der Verleihung der MTV Music Awards mit Fred Durst (LIMP BIZKIT) und Wes Scantlin (PUDDLE OF MUD) den Zeppelin-Hit „Thank You“ gespielt und wollte wieder zurück nach London fliegen. Er kam zu mir an den First Class-Schalter, hatte einen Extra-Platz für seine Gitarre reserviert (vorbildlich) und holte seine Bordkarte ab. Wir kamen ins Gespräch und ich erzählte, dass ich auf dem Konzert in der Festhalle mit Robert Plant war. Er sagte nur: „Yes, those were the good times“. (evr)
Tom Waits, Juli 1999
Man mag ihn oder man mag ihn eben nicht. Ich für meinen Teil bin ein großer Fan des Künstlers Tom Waits. Daher war ich nicht nur bereit eine Unsumme für das Ticket zu zahlen, sondern auch den weiten Weg nach Berlin auf mich zu nehmen. Und das würde ich jederzeit wieder tun. Das Ambiente war das wunderschöne, kleine Metropol-Theater. In einem roten Samtsessel etwa 15 Meter von Tom Waits entfernt sitzend mit einem Glas Sekt in der Hand ließ sich das Musik-Theater so richtig genießen. Da wirkte auch der Eintrittspreis nicht mehr so horrend. Im Anschluss gab es noch eine Aftershow-Party im Tränenpalast. Ein einmaliges Erlebnis. (kn)
Hellacopters, November 1999
Immer wenn man argwöhnt, dass Rock’n’Roll vielleicht doch tot sein könnte, kommt eine unfassbar großartige Band und beweist das Gegenteil. Eine solche schälte sich 1994 aus Mitgliedern sowie Roadies der schwedischen Death Metaller ENTOMBED hervor – die HELLACOPTERS um deren Drummer Nicke Andersson (der bei den HELLACOPTERS sang sowie seine Klampfe malträtierte) konfrontierten Europa außerhalb Schwedens erstmals im Februar 1998 mit dem Fakt, dass man den Rock zu respektieren habe – und lieferte zusammen mit dem norwegischen Co-Headliner GLUECIFER gleich den Beweis dazu. Ein Jahr später zeigten die Schweden im Verbund mit den ebenso genialen ZEN GUERILLA aus Kalifornien nochmal in der Frankfurter Batschkapp, wie man sich beseelt die Knie oder den Nacken verrenkt. Drei der heißesten Rockbands um die Jahrtausendwende, die es inzwischen nicht mehr (oder zum Teil auch wieder, aber öder) gibt. Rock-Nerd Andersson gründete später noch weitere großartige Formationen und belebt immer mal wieder seine aufgelösten – aktuell musiziert er mit seiner Gattin Johanna Sadonis in deren Band LUCIFER. (mt)
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Texte: Eric (evr), Kai (kn), Micha (mt), Stefan (sm), Marcus (mm), Jan (jr)