KYLESA & LAZER/WULF

Schlachthof, Wiesbaden, 29.06.2014

KylesaSonntagabend. Ich war gerade im Begriff, mir ein Bierchen zu öffnen und mich auf einen gemütlichen Video-Abend einzustellen, als das Telefon klingelte. „Auf, wir fahren nach Wiesbaden, da spielen heute KYLESA!“, krächzte es da euphorisch aus dem Hörer. Ich überlegte kurz, sagte schließlich zu und saß zehn Minuten später im Auto. Mit KYLESA hatte ich mich bisher kaum beschäftigt, das war für mich eine von vielen Bands, die bei mir nur aufgrund ihres seltsamen Namens und der bunten Cover-Artworks (ähnlich wie bei KVELERTAK und bei MASTODON) hängen geblieben war. Es sollte also ein „Blind-Date“ werden. Die Befürchtung, ob einer ausverkauften Räucherkammer vor verschlossenen Toren zu stehen, bewahrheitete sich nicht. Eingefunden hatten sich nur 40 Besucher, die erahnen ließen, dass KYLESA nicht unbedingt massenkompatibel sind.


Eröffnet wurde der Konzertabend von LAZER/WULF, einem aus Atlanta stammenden Trio, das sich aus drei jungen Hipstern zusammensetzt, die es sich offenbar zum Ziel gesetzt haben, sich in kein musikalisches Genre pressen zu Lazer/Wulflassen. Die Songs wurden zumeist instrumental dargeboten, erinnerten mal an eine Mischung aus Prog-Rock und Noise, mal an eine Mischung aus Sludge, Jazz und Psychedelic- Rock. Das Ganze wurde zwar auf einem handwerklich hohen Niveau dargeboten, war jedoch gleichzeitig so nervend wie Taubenschiss auf der Frontscheibe. Irgendwie wurde ich außerdem das Gefühl nicht los, dass die Musiker zugleich auch die größten Lazer/WulfFans ihrer eigenen Band sind. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Einige Besucher zogen es deshalb vor, den Auftritt der Amerikaner zu einem kleinen Umtrunk im Biergarten vor der Halle zu nutzen. Denn dafür, dass LAZER/WULF erst auf zwei EPs zurück blicken können, standen die Jungs ganz schön lange auf der Bühne. Dann endlich wurde es ruhig und der Umbau für das kommende Spektakel konnte beginnen…

KYLESA wurden 2001 von drei Mitgliedern der Formation DAMAD gegründet, die eine brachial-finstere Mixtur aus Hardcore, Post-Punk und Noise bot und zwei hörenswerte Alben und allerlei EPs veröffentlichte. KYLESA setzen das Kylesamusikalische Vermächtnis von DAMAD fort, ergänzen es aber um weitere Nuancen. Mit Gitarristin und Sängerin Laura Pleasants (rechts) kamen weibliche Vocals hinzu, zudem spielt man live mit zwei Schlagzeugern. Der brachiale Sound von DAMAD ist mittlerweile, da sechs Alben unter dem Signet KYLESA erschienen sind, einem deutlich strukturierteren und sphärischeren Sound gewichen, Elemente des Sludge-, Stoner- und Doom-Genres sind ebenso erkennbar wie Strukturen des Space-, des Psychedelic- und des Prog-Rocks. Kurzum, die Musik von KYLESA ist schwer in Worte zu fassen, man muss sie erleben.

KylesaLive fielen zunächst einmal die Unmengen an Effektgeräten auf, die sowohl Gitarrist und Band-Leader Phillip Cope (links), als auch Gitarristin Laura umgaben. Selbst bei Acts wie CHROME oder UFOMAMMUT habe ich das in dieser extremen Form noch nicht gesehen. Zum Doppel-Schlagzeug, der Doppel-Gitarre und dem Bass gesellte Kylesasich zudem gelegentlich der Sound eines Theremins, das ebenfalls von Cope gespielt wurde und seinen Teil zum spacigen Sound beitrug. Um dem Ganzen visuell einen adäquaten Rahmen zu verleihen, wurden psychedelisch bunte Muster auf das weiße KYLESA-Banner im Hintergrund projiziert, die natürlich auch die Musiker mit bizarren Mustern belegte. Irgendwie erinnerte mich das optisch ein wenig an HAWKWIND, die ich mal in den Achtzigern erleben durfte.

Musikalisch ging es aber nicht ausschließlich space-rockig und atmosphärisch zu, die Grundlage für den Soundteppich lieferten schwere, düstere Riffs, die harmonisch mit Prog-Rock-Klängen und gelegentlichen Ausflügen in Noise-KylesaGefilde verbunden wurden. Hängen blieb bei mir vor allem der Song „Unspoken“ vom aktuellen Album „Ultraviolet“, zu dem auch auf YouTube ein schickes Video existiert. Der Track vereint eigentlich alle Stil-Merkmale der Band. Später fand ich anhand der Playlist heraus, dass KYLESA an diesem Abend ausschließlich Songs der letzten drei Veröffentlichungen spielten und ihre härteren Frühwerke, die mehr Kylesain Richtung DAMAD gingen, gänzlich vernachlässigten. Den Gesamteindruck hat dies für mich jedoch nicht getrübt. Unterm Strich hat mir der Gig aufgrund seiner ziemlich ungewöhnlichen musikalischen Mixtur großen Spaß gemacht. Wer sowohl auf avantgardistische Formationen wie SWANS als auch auf klassischen Space- Rock à la HAWKWIND und Post-Metal wie NEUROSIS steht, der dürfte in KYLESA einen ungewöhnlichen Bastard aus den genannten Bands entdecken. Die durchaus fundierte „Encyclopedia Metallum“-Plattform im Internet definiert die Formation aus Savannah, Georgia übrigens mit dem Begriff „Progressive Psychedelic Sludge Metal“.

Links: http://www.lazerwulf.com/, https://myspace.com/lazerwulf, http://www.reverbnation.com/lazerwulf, http://www.lastfm.de/music/Lazer%2FWulf, http://lazerwulf.bandcamp.com/, http://www.kylesa.com/, https://myspace.com/kylesa, http://www.reverbnation.com/kylesa, http://www.lastfm.de/music/Kylesa, http://kylesa-official.bandcamp.com/

Text & Fotos: Marcus
Clip: aufgenommen am Konzertabend von VodkaViolator

Alle Bilder:

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