LENE LOVICH BAND

Das Bett, Frankfurt, 15.04.2015

Lene LovichAch ja, die Achtziger Jahre. Langnese-Kinowerbung, Neue Deutsche Welle, VHS-Cassetten, Gremlins und eine musikalische Strömung im Mainstream, die sich New Wave nannte und, posthum betrachtet, gar nicht so uninteressant war wie das, was da heute so aus dem Radio tönt. Bands wie ADAM & THE ANTS, TOYAH, ULTRAVOX und JAPAN hatte ich als Teenie gehört, bevor ich mich zu Acts wie VENOM und SLAYER bekannte und es fortan verpönt war, auf New Wave zu stehen, was meist mit einem Aufenthalt im See samt Gewicht an den Füßen geahndet wurde. Mittlerweile, es mag am Alter liegen, erinnere ich mich gerne wieder zurück an die Achtziger und ihre skurrilen Künstler, zu denen auch Lene Lovich zählt, auf die ich damals in der von Frank Zander und Helga Lene LovichFeddersen moderierten TV-Show „Plattenküche“ aufmerksam wurde. Lene präsentierte dort gemeinsam mit ihrem ständigen musikalischen Begleiter Les Chapell ihren Hit „Lucky Number“. Playback, versteht sich.

Die gebürtige Amerikanerin, die es bereits in jungen Jahren nach London zog, liefert musikalisch eine Mischung aus der theatralischen Performance einer Kate Bush und der verspielten Verrücktheit einer Nina Hagen. Dies allerdings, ohne die genannten Künstlerinnen zu kopieren, denn alle drei haben im Jahre 1978 ihren ersten Longplayer veröffentlicht, wobei Lovich, Jahrgang 1949, die Älteste des Trios ist.

Mit Nina Hagen hat sie gar einige Male musikalisch zusammengearbeitet, unter anderem bei der 1986 entstandenen Single „Don’t Kill the Animals“. Und obgleich es ihr mit einem halben Dutzend Songs gelang, sich in den englischen Charts zu platzieren, trägt ihr Schaffen durchaus finstere und avantgardistische Züge, die zwar nicht so extrem ausgeprägt sind wie bei ihren Kolleginnen Lydia Lunch und Diamanda Galas, aber dennoch in ihrer Musik und ihrer Erscheinung omnipräsent sind. Gastauftritte auf Alben von THE RESIDENTS und HAWKWIND machen deutlich, dass Lene Lovich eine Lene LovichGrenzgängerin zwischen Pop/Wave und diversen anderen musikalischen Richtungen ist. Ihre eigene Discographie ist indes überschaubar, seit 1978 sind lediglich fünf Alben erschienen, von denen die ersten beiden, „Stateless“ (1978) und „Flex“ (1979) als Klassiker gelten und folglich die meisten Songs der Playlist beim gestrigen Auftritt im Frankfurter Club „Das Bett“ stellten. Allerdings gilt es Lene Lovicheinzuräumen, dass sich die Wahl-Londonerin 1990 für 15 Jahre vom Musik-Business verabschiedete, um sich ihrer Familie zu widmen.

Bevor Lene mit ihrem Gefolge die Bühne betrat, gab ihre Keyboarderin Kirsten Morrison a cappella arienhafte, vermutlich klassische Songs zum Besten und zwang damit einen Großteil der Besucher zur Flucht an die frische Luft. Eine gewöhnungsbedürftige Darbietung, die ihr aufgrund des hohen Gesangs noch während des Abends den Spitznamen „Die Blechtrommel“ einbrachte – auch das Publikum war kreativ. Dann schließlich war es Zeit für Lene Lovich, die das Konzert mit „What Will I Do Without You?“ vom „Flex“-Album eröffnete.

Lene LovichDie 66-Jährige machte einen äußerst fitten Eindruck, gestikulierte ausdrucksvoll und brachte ihre Lieder mit viel Charme dar. Geboten wurden acht Stücke von den ersten beiden Tonträgern, darunter natürlich ihre großen Hits „Lucky Number“ und „Bird Song“, immerhin drei Tracks des dritten Werks „No Man’s Land“ und zwei des bis dato letzten Albums aus dem Jahre 2005. Leider fand sich kein Song des 89er- Veröffentlichung „March“ auf der Setlist wieder, was schade war, da Lene Lovichgerade „March“ einige wunderbar finstere Perlen enthält.

Generell kann man sagen, dass die Songauswahl eher die Pop/Wave-Facette der Amerikanerin widerspiegelte, denn ihre finstere und avantgardistische Seite. Und natürlich war die Darbietung nicht so wild und schräg, wie man sie von Music-Videos und Live-Mitschnitten aus den Achtzigern kennt. Es ging gediegen und ruhig zu, war aber dennoch eine ansehnliche Zeitreise in die Epoche des New Wave und es war schön, eine Ikone dieser Zeit einmal live erleben zu dürfen.

Links: http://www.lenelovich.net/, https://myspace.com/lenelovich, https://www.facebook.com/LeneLovichBand, http://www.lastfm.de/music/Lene+Lovich


Text & Fotos (10): Marcus / Fotos (10) & Clip: Kai

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