MAGGIE BJORKLUND

Brotfabrik, Frankfurt, 26.03.2015

Maggie BjørklundPedal-Steel-Gitarre – ein Instrument, welches (zumindest von Laien wie mir) im amerikanischen Süden, bzw. Westen verortet wird und mit dem man dementsprechende Musik illustriert – also Country oder Folk; auf jeden Fall sogenannte Roots-Music. Maggie Björklund (rechts) musiziert auch oft mit Protagonisten dieser Zunft – in Howe Gelbs Band ist sie präsent, die CALEXICO-Masterminds John Convertino und Joey Burns veredeln Björklunds Scheiben, Mark Lanegan singt mit ihr Duette. Legt man jedoch ihre zweite Solo-Scheibe „Shaken“ auf (das Album, welches gestern bei ihrem Stopp in der Frankfurter Brotfabrik promotet wurde), schwirren einem andere Filme durchs Kopfkino.


Relaxtes, atmosphärisches Gitarrenspiel, dezenter Fast-Sprechgesang, eine klagende Orgel – fast wie ein Noir-Soundtrack klingt das gute Stück; düsterer als Vergleichbares von Gemma Ray, aber sich in ähnlichen Sphären aufhaltend. Die Maggie Björklundexaltierte Saitenvirtuosin gibt die Dänin, die das Spielen ihres Instruments stilecht in Nashville lernte, zugunsten eines stimmigen Gesamtbildes nicht. Könnte sie aber. Nicht nur als Teil der rein weiblichen Begleitband von Jack White rockt sie, auch beim letztjährigen Besuch von Howe Gelb im Zoom (Bericht hier) gab sie bisweilen Gas.

In der Brotfabrik spielte sie mit zwei Musikern aus Dänemark. Der eine, Cellist Erik Olevik, spielt sonst hauptberuflich bei der Folktruppe AFENGINN, gerne auch mal andere Saiteninstrumente. Der andere, Anders Pedersen, spielt Gitarre, singt bei den Rootsrockern THE DESOTO CAUCUS und präsentiert sich dabei als musikalischer Bruder im Geiste von Erik OlevikBjörklund. Live sprang er in den Duetten für Platten-Kollegen wie Mark Lanegan und Kurt Wagner (LAMBCHOP) ein und musste sich hinter den bekannteren Namen der US-Amerikaner auch keinesfalls verstecken.

Das Publikumsinteresse für den gestrigen Auftritt tendierte sehr stark gegen „kaum vorhanden“; eine Schande, fürwahr. Um die Lücken zu schließen und um ein wenig Gemütlichkeit ins Spiel zu bringen, wurden Bistro-Tischchen zwischen die kurzfristig aufgestellten Stühle gepackt – geplant war eigentlich ein unbestuhltes Konzert. Auch, dass der Auftritt 15 Minuten später begann sorgte nicht dafür, dass Legionen von Parkplatz suchenden Fans den Saal im Stadtteil Hausen stürmten – man blieb unter sich. Björklund erschien erst alleine, mitten im Song kamen ihre beiden Mitstreiter dazu und setzten mit ein.

Mit Pedersen wurde ein wenig Smalltalk gepflegt und beide erzählten mehr oder weniger uninteressantes Zeug – das Zusammenspiel des Trios (zu dem eigentlich auch noch ein Schlagzeuger gehört, aber gestern eben mal nicht) war jedoch magisch. Düstere Klänge, mehr gehaucht als gesungen – mal wähnte ich mich in Maggie Björklundeinem Schwarz/Weiß-Film, mal unter Gluthitze in der Wüste und ab und an gab Björklund sogar inhaltslose Silben unter Hall zum Gitarrenspiel, die mich an italienische Soft-Sex- oder Gruselfilme aus den Siebzigern erinnerten. Das Ganze mit souveräner Interaktion wie bei einem Jazz-Trio, nur mit deutlich weniger Schweiß.

Die Anwesenden waren jedoch hingerissen, auch ohne zu schwitzen. Als nach knapp 90 Minuten der erste Abgang folgte, tobten die spärlich Erschienenen und die Musiker ließen sich nicht lange bitten. Nochmal knapp 20 Minuten drauf (Pedersen bediente jetzt außerdem eine obskure Quetschkommode) und Björklund konnte ihre aktuelle CD verticken. Die sei an dieser Stelle ebenso empfohlen wie ein Besuch einer ihrer Shows, sei es als Leaderin oder an der Seite eines ihrer Kumpels.

Maggie BjörklundEin leiser, gediegener und musikalisch wunderschöner Abend, der wegen des ganzen Understatements vielleicht nicht jahrelang im Gedächtnis bleiben wird. Die Songs sind jedoch alle sogenannte Grower und ich bekomme die Scheibe, gerade nachts, kaum aus dem Player. Dass die Texte dabei auch noch todtraurig sind, erschloss sich mir erst weitaus später und definitiv nicht auf dem Konzert. War trotzdem schön.

Links: http://maggiebjorklund.com/, https://da-dk.facebook.com/maggiebjorklund, https://myspace.com/maggiebjorklund, http://www.reverbnation.com/maggiebjorklund, http://www.lastfm.de/music/Maggie+Bjorklund

Text, Fotos & Clips: Micha

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