MAMMOTH MAMMOTH & THE QUILL

Nachtleben, Frankfurt, 20.11.2013

Geschichte wiederholt sich doch. Schon 2011 hatten meine Metal-Kumpels verständnislos den Kopf geschüttelt, als ich gegenüber den vom Schlachthof Wiesbaden veranstalteten AMON AMARTH einem im Frankfurter Nachtleben aufspielenden Künstler den Vorzug gab, nämlich SLIM JIM PHANTOM (Bericht hier). Gestern nun, als wieder AMON AMARTH mit den just reformierten und bestimmt mehr als sehenswerten CARCASS den Schlachthof enterten und ich mich für die relativ unbekannten Australier MAMMOTH MAMMOTH entschied, war das noch weitaus schlimmer. Dabei sind diese bei uns gar nicht mehr soooo unbekannt, wie das anfänglich sogar recht gut gefüllte Nachtleben sowie die Anwesenheit zweier Pressevertreter vom „Rocks“ und „Rock Hard“ verriet. Oder waren die meisten doch eher wegen der Schweden THE QUILL da, die als erste die Bühne betraten, jedoch mehr als Co-Headliner denn als Vorgruppe anzusehen waren?

Es hatte ein wenig den Anschein. Gute Nachtleben-Füllung bei THE QUILL, die seit den Neunzigern unterwegs sind und aus Musikern bestehen, die vorher bereits bei Bands wie HANOI ROCKS, SPIRITUAL BEGGARS oder FIREBIRD

gespielt haben. Menschen mit gräulichen, langen Haaren und dicken Bäuchen um die 40 dominierten im Raum, einige das Rauchverbot missachtend. Klassischer Hardrock auf der Bühne, fabriziert von Szene-Originalen, die das nicht erst seit dem gegenwärtig noch vorherrschenden 70er-Revival machen.

Jedoch auch ohne deren Originalität. Als ich vor dem Konzert ein paar Tage versuchte, mit dem Material der Schweden warm zu werden, musste ich jedes Album nach drei bis vier Songs abbrechen, weil ich von den Liedern nie überrascht, inspiriert oder begeistert wurde, sondern eher gelangweilt. Klar ist das eine Musik, die ich mag und die ich auch ohne Einschränkung noch gerne höre, wenn sie von Bands gespielt wird, die mich schon eine ganze Weile begleiten. Sie unterscheidet sich in ihrer Originalität jedoch extrem von diesen jüngeren, der Revival- Welle zuzuordnenden Bands wie KADAVAR, GRAVEYARD oder ORCHID. Diese wringen einen live aus – bei THE QUILL hatte ich den Eindruck, bei einer liebenswerten Kneipenveranstaltung zu sein mit netten Leuten, die für ein nettes Publikum nette Musik spielen. Und „nett“, wie mir diverse Damen in meinem Leben schon oft verraten mussten, ist der kleine Bruder von „Scheiße“. Auch wenn die Songs durch die Live-Präsenz von THE QUILL mehr als aufgewertet wurden (und durch das Gitarrespiel von Christian Carlsson durchaus veredelt), wünschte ich mich langsam nach Wiesbaden.

Aber ich war ja eigentlich wegen MAMMOTH MAMMOTH da, der 2007 in Australien gegründeten Band, die dort schon mit Formationen wie AIRBOURNE und ROSE TATTOO unterwegs gewesen ist. Als die kurz nach 22 Uhr die Bühne

betrat trennte sich schon beim Opener „Hell’s Likely“ die Spreu vom Weizen. Die langhaarigen Bierbäuche wurden weniger, es übernahmen die kurzhaarigen Warsteiner-Exer, Jungvolk in Schlumpfmützen, Turbojugend und, jawohl, junge Ladies, die von Anfang an gen Bühne drängelten und ordentlich Gas gaben.

Alles andere wäre auch schwer gewesen – der mit Jack Daniels- Pulle bewaffnete Sänger Mikey Tucker (rechts) ließ nichts anbrennen, rannte wie ein Derwisch erst über die Bühne und später auch häufiger durch das Publikum und begrüßte bei seinem Workout so gut wie jeden Gast mit Hand-, Schulter- oder Glatzenschlag, teilte großzügig seinen Whisky und extra aus Australien mitgebrachtes Bier und lobte unser tolles Land, in dem „beer and booze“ so erschwinglich sind. Ich konnte bei dieser Stimmung die blöden Warsteiner Zäpfchen nicht mehr ertragen und musste hoch ins Café, um mir ein anständiges Weizenbier zu holen, was im Nachtleben ja zum Glück möglich ist.

Eine Dreiviertelstunde lang wurde das Album „Vol. III“ fast durchgespielt, der Mob tobte und mit „Kick Out the Jams“ (Clip dazu weiter unten) von MC5 kam

die erste Zugabe. Dann noch eine. Da hatte sich die Band schon endgültig verabschiedet – Bassist Pete, der sich biermäßig vom Publikum füttern ließ, ächzte nur noch und Mikey gab zu, zu besoffen zu sein um weiterzuspielen (nicht ohne alle Anwesenden jedoch nach der Show an die Bar zu bitten). Einer ging dann aber doch noch, „The Bad Oil“ war es, glaube ich. Ultrabeswingt ging es dann für mich nach Hause über den Frankfurter Hauptbahnhof, wo mir ähnlich verausgabte Gestalten aus der Richtung der Festhalle entgegen torkelten. Ach ja, VOLBEAT hatten ja auch noch gespielt. Nicht nur aus monetären Gründen bin ich mir aber sicher, für diesen Abend die richtige Wahl getroffen zu haben.

Links: http://www.mammothmammoth.com/, https://myspace.com/mammothxmammoth, http://www.reverbnation.com/mammothmammoth, http://www.lastfm.de/music/Mammoth+Mammoth, http://www.thequill.se/, https://myspace.com/thequillofficial, http://www.reverbnation.com/thequillsweden, http://www.lastfm.de/music/The+Quill

Text & Fotos: Micha
Clip: am Konzertabend aufgenommen von hardrockhase

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