Steinbruch-Theater, Mühltal, 8.12.2013
Es war nicht der eigene Antrieb, der mich ins Steinbruch-Theater nach Mühltal führte. Eigentlich war Kollege Micha nämlich ganz heiß darauf, das schwedische Todesquartett, bestehend aus VALKYRJA, GRAVE, DEATH WOLF und MARDUK, zu erleben. Er hatte mich als Fahrer auserkoren und mir aus diesem Grunde ein Ticket spendiert. Am Tage des Events wurde der Gute jedoch von einer tückischen Grippe gepackt und ich stand mit zwei Tickets alleine da. Doch verfallen lassen wollte ich sie auch nicht, also schnappte ich mir kurzerhand einen Co-Piloten und machte mich Richtung Darmstadt auf. Und dies wohl bemerkt bereits nachmittags um 17:30 Uhr, denn das Konzert mit insgesamt fünf Bands sollte bereits eine Stunde später beginnen. Mit Tankstopp und Bierpause gelang es uns dennoch, den Opener CRITICAL SOLUTION aus Norwegen komplett zu verpassen, was allerdings, wie uns berichtet wurde, kein großes Versäumnis war, da die Jungs mit ihrer etwas konventionellen Mischung aus Heavy Metal und Speed Metal ohnehin stilistisch nicht unbedingt zum restlichen Lineup passten. Der Club war gut gefüllt, wenn auch nicht ausverkauft, und das Publikum setzte sich aus jungen wie älteren Fans des Black- und Death Metal zusammen.
Los ging’s für uns mit VALKYRJA, von denen ich nie zuvor gehört hatte, und dies, obgleich die Formation bereits seit knapp zehn Jahren besteht. Geboten wurde Black Metal zwischen CRADLE OF FILTH und WATAIN, angesiedelt im Midtempo-Bereich und dominiert von finsteren, teils gefauchten und teils geröchelten Vocals. Das Ganze war äußerst atmosphärisch und wusste zu gefallen, was nicht zuletzt an der stimmungsvollen Beleuchtung der Bühne und der Optik der Band lag, die ich irgendwo zwischen „Herr der Ringe“ und „Mad Max“ einordnen würde. Die einzelnen Musiker hängten sich richtig rein und besonders Sänger A.L. wusste mit seiner theatralischen Mimik und Gestik zu überzeugen. Als Opener für das noch folgende Package waren VALKYRJA daher eine ausgezeichnete Wahl.
Als nächster Act folgte mit DEATH WOLF die einzige Band, die mich am Lineup eigentlich interessierte. Die ebenfalls aus Schweden stammende Formation wurde bereits im Jahr 2000 unter dem Namen DEVILS WHOREHOUSE ins Leben gerufen, versteht sich als Sideprojekt des MARDUK-Gitarristen Morgan (der hier allerdings Bass spielt) und huldigt seiner Vorliebe für MISFITS, SAMHAIN und DANZIG. Nach
zwei Alben und zwei EPs, die stets mit den großen Vorbildern verglichen wurden, änderte man schließlich den Namen in DEATH WOLF, um sich vom Image der Cover-Combo zu lösen.Auf nunmehr zwei Scheiben unter neuem Namen hat das Quartett auch musikalisch dezent neue Wege beschritten. Aktuell klingen DEATH WOLF wie eine illustre Mischung aus Horror-Punk, Hardcore und Black Metal, die mal
mit schnellen Songs im Stil von SLAYER und mal mit getragenen Hymnen in Manier von BATHORY zu begeistern versteht. Sänger Maelstrom macht dabei nicht nur auf Platte, sondern auch live eine gute Figur. Der Mann hat eine beachtliche Bühnenpräsenz und sein Posing offensichtlich bei Meister Danzig persönlich abgeschaut oder einen Fernkurs belegt. Live war das eine explosive und abwechslungsreiche Mixtur, der ich gerne noch länger gelauscht hätte, doch bereits nach einer halben Stunde war das düstere Dampfhammer-Spektakel bereits vorüber. Schade, aber vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit, die Jungs auf einer eigenen Headliner-Tour zu sehen.Weiter ging’s, und zwar ziemlich zügig und gut durchorganisiert – an dieser Stelle ein dickes Lob an den Veranstalter – mit dem nächsten Schweden-Panzer und der zugleich dienstältesten Band des Lineups: GRAVE wurden bereits 1988 gegründet und zelebrieren seither kompromisslosen Death Metal, der im Laufe der Jahre ein wenig strukturierter und komplexer wurde und mittlerweile sicherlich zum Besten gehört, was das
Genre zu bieten hat. Technisch bewegten sich die Jungs auf einem sehr hohen Niveau und lieferten einen Auftritt, der brachialer und brutaler nicht hätte sein können.Für Fans der Gruppe war dies sicherlich ein Fest, mir wurde es allerdings bereits nach einer Viertelstunde etwas langweilig, da ich a) mit den Songs nicht vertraut war und b) optisch nicht so viel geboten wurde wie bei den Acts zuvor. Kurios fand ich einige Posen in bester JUDAS PRIEST-Manier, bei denen sich die Gitarristen bangend nebeneinander positionierten oder sich mit ihren Instrumenten Duelle lieferten. Im Death Metal hatte ich dies zuvor noch nicht gesehen.
Als letzter Act standen schließlich MARDUK auf dem Programm, deren bereits zwölf veröffentlichte Longplayer Kritikermeinungen zufolge alle gleich klingen. Dem will ich mich nicht unbedingt anschließen, denn zumindest von der Produktion her ist bei den Skandinaviern eine deutliche Steigerung im Laufe der Jahre zu verzeichnen. Dass ich dennoch kein Fan bin, liegt zum einen daran, dass ich die Musik zu langweilig finde und zum anderen am dämlichen Kokettieren der Jungs mit nationalistischer Symbolik. Und wenn Bandleader Morgan dann auch noch äußert, dass er stolz darauf sei, zur Hälfte deutscher Abstammung zu sein und sich damit brüstet, einen Großvater gehabt zu haben, der im Zweiten Weltkrieg in der deutschen
Armee diente, dann muss man sich schon zweimal überlegen, ob man dies unterstützen möchte. Vielleicht stand auch deshalb auf der Rückseite der Eintrittskarte: „Das Mitbringen von Getränken, Speisen (…) und Faschos ist untersagt.“ Eine löbliche Maßnahme zwar, die vom Club aber nicht sonderlich konsequent umgesetzt wurde, sonst hätten nämlich einige Dummbatze mit T-Shirts von BURZUM, einem bekennenden Vertreter des NSBM, draußen bleiben müssen. Doch zur Musik: MARDUK gehören der zweiten Welle des Black Metal an, deren Gruppen sich in den meisten Fällen durch brachiales Geknüppel auszeichnen. Die Schweden haben diesen Sound perfektioniert und dürften aktuell einer der extremsten und kompromisslosesten Vertreter ihres Genres sein.Die Tour bot eine besondere Setlist, zum 15- beziehungsweise 20-jährigen Jubiläum der Alben „Panzer Division Marduk“ und „Those of the Unlight“ wurden beide Alben komplett gespielt. Das war musikalisch zwar so, als ob man
eine Stunde lang neben einem Presslufthammer stehen würde, bot aber ein besonderes Erlebnis. Die Jungs spielten nämlich auf einer nur minimal beleuchteten Bühne und waren zudem von dichtem Nebel umgeben, sodass man von weiter hinten außer farbigen Schwaden gar nichts sehen konnte und sogar direkt vor der Bühne Probleme hatte, von der rechten Seite das Geschehen auf der linken Seite zu erkennen. In Kombination mit dem brachialen Getrümmer und den schemenhaften Dämonenfratzen, die gelegentlich aus dem Dunst lugten, vermittelte der Gig tatsächlich das, was MARDUK stets auf den Alben-Covern vermitteln: Krieg, Tod, Unheil und Weltuntergang. Atmosphärisch hat das Ganze daher durchaus Spaß gemacht, musikalisch war’s allerdings eher eintönig. Aber sie spielten meinen Lieblingssong „Fistfucking God’s Planet“.Unterm Strich überzeugte jede Band auf ihre Weise, und selbst wenn ich nicht mit jedem Act etwas anfangen konnte, so war es doch ein gelungenes Package, das hier gemeinsam auf Tour war. Und es war verdammt laut, sodass mein Gehör erst nach drei Tagen wieder zur vollen Leistung zurückfand.
Links: http://www.marduk.nu/index.htm, https://myspace.com/truemarduk, http://www.lastfm.de/music/Marduk, http://www.grave.se/, https://myspace.com/gravespace, http://www.lastfm.de/music/Grave, http://www.deathwolf.net/, http://www.lastfm.de/music/Death+Wolf, https://myspace.com/valkyrjaswe, http://www.lastfm.de/music/Valkyrja
Text & Fotos: Marcus
Clips (Grave/Marduk): aufgenommen am Konzertabend von VodkaViolator
Clip (Valkyria): aufgenommen am Konzertabend von Natalia DieHexe
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