Elfer Music Club, 22.04.2013
Erfreulicherweise stand auch Frankfurt wieder auf dem einwöchigen Tourplan des Gitarristen und Sängers Matt Voodoo (rechts), dessen Soloshow uns bereits im Dezember 2011 im Ponyhof gefallen hatte. Diesmal fand der Auftritt im Elfer statt und der aus Kalifornien stammende, baumlange Psychobilly- Punk hatte sich mit Daniel Flamm am Bass und Pat West am Schlagzeug noch zwei hochkarätige Verstärkungen mitgebracht. Mehr Verstärkung hätte sicherlich auch dem Publikum gut getan, denn schon bald war klar, dass der Gig vor einer absoluten Minuskulisse stattfinden würde. Ich persönlich mag ja diese Konzerte mit dem Charme einer schlecht besuchten Party, bei der der harte Kern dann trotzdem ’ne Menge Spaß hat. Aber für die Musiker, die erst 500 Kilometer Anreise (aus Hamburg) hatten, dann ihr Equipment schleppen mussten und zuletzt noch einen gewissenhaften Soundcheck absolvierten (wir konnten von draußen lauschen), damit bei der Show auch alles passte, fand ich es wirklich schade, dass sich nur ein paar Hansels in einen noch nicht mal überdimensionierten Club verloren.
Sicherlich hat Matt Voodoo aufgrund bisher fehlender Solo- Veröffentlichungen (die erste EP mit dem Titel „Diamonds“ ist erst kürzlich erschienen) noch nicht den Bekanntheitsgrad, der ihm gebührt. Andererseits ist es gerade mal ein halbes Jahr her, da fand sich MV vor allem in den einschlägigen Online-Portalen im medialen Kreuzfeuer wieder, weil er ohne Rücksprache mit seiner damaligen Band MAD SIN am TV-Casting „The Voice of Germany“ teilgenommen hatte.
Der Auftritt stand unter keinem guten Stern, denn zum einen zeitigte er nicht den gewünschten Erfolg und zum anderen musste der sympathische Endzwanziger danach bei den Berliner Psychobillies seine Sachen packen. Der Rauswurf wurde seinerzeit kontrovers diskutiert und nicht nur für meine Begriffe eine Spur zu groß aufgekocht.
Ich sage: Ha! Soll er das doch machen, wenn es ihm gefällt. Punk hat schließlich nicht zuletzt mit Selbstverwirklichung zu tun, wie auch immer jeder das für sich selbst definiert. Klar wäre es in diesem Fall besser gewesen, seine Kollegen von dem Vorhaben in Kenntnis zu setzen, aber wäre die Konsequenz eine andere gewesen? Wohl kaum. Es hieß damals, MV habe MAD SIN in die Sache „hineingezogen“ (mit anderen Worten, er hat „das Nest beschmutzt“). Sei’s drum, nach ein paar Wochen hätte wahrscheinlich kein Mensch mehr darüber geredet. So hat die tolle Band einen ausgezeichneten Gitarristen verloren. Ein fader Nachgeschmack bleibt.
Aber das ist Schnee von gestern. Nun wieder zurück in die Gegenwart und zum Konzertabend: Eine Absage des Gigs aufgrund mangelnden Publikumszuspruchs
stand glücklicherweise nie zur Debatte und ich hatte das Gefühl, dass das Trio nach einem Off-Day in Hamburg (die Show im Hafenklang war aus organisatorischen Gründen vom Veranstalter gecancelled worden) richtig Lust hatte, auf die Bühne zu steigen und die wenigen Zuhörer zu begeistern.Das Set bestand aus knapp zwanzig Stücken, darunter befanden sich einige neue (u. a. „The Gilded Gallows“ als Opener) sowie Songs von der aktuellen EP („Diamonds“, „Love(Sick)“). Ergänzt wurde das Programm durch diverse Covers, darunter „Cannibal“ und „Hail Mary“ von der US-Combo BAMBOULA, bei der Matt Voodoo ebenfalls aktiv ist sowie „Sonic Reducer“ (DEAD BOYS) und der Evergreen „Everybody Needs Somebody“ als Zugabe. Einige Tracks kannten wir schon vom Soloauftritt, und die kamen in
Bandbesetzung natürlich noch kraftvoller zur Geltung. Mein Favorit bleibt der geniale DRAMARAMA-Track „Anything Anything“ aus den Achtzigern, dem Matt und seine Mitstreiter einen zeitgemäßen Anstrich verpasst und ins Hier und Jetzt transportiert haben. Mehr Ohrwurm geht nicht.Die Auswahl und Interpretation der Songs: mal punkig, mal bluesig und immer rockend. Überhaupt ist der musikalische Abwechslungsreichtum einer der großen Pluspunkte bei einer MV- Show, die auch diesmal wieder zu gefallen wusste. Zwischen den Stücken blieb Zeit für die ein oder andere, von Matt vorgetragene Anekdote und kleine Frage-und-Antwort-Spielchen, die den Zuhörern Spaß machten und den anderen zwei Dritteln der Band erlaubten, sich schmunzelnd eine neue Fluppe ins Gesicht zu stecken. Familiär ging’s zu, während des Gigs ebenso wie nach dem Auftritt beim Smalltalk mit den drei Jungs am Tresen.
Neben dem US- Amerikaner stand mit dem smarten Rheinländer Daniel Flamm ein Musiker auf der Bühne, den wir nach dem „Hase und Igel“- Prinzip („Bin schon da“) immer wieder mal antreffen, im vergangenen Jahr zum Beispiel bei SKI’S COUNTRY TRASH und THE CREEPSHOW. Mit beiden Bands wird er im Sommer verschiedene Festivals in unseren Breiten bespielen und außerdem mit letzteren in Kürze an einer neuen LP arbeiten. Für Matt Voodoo schließt sich nach dem Abschlussgig der einwöchigen Tour in seiner Wahlheimat Berlin gleich eine neue an: Zwischen Ende April und Mitte Mai ist er als Gitarrist von RAT CITY RIOT in Deutschland, der Schweiz und Tschechien unterwegs.
Links: http://www.matt-voodoo.com/, http://www.reverbnation.com/MattVoodoo, http://danielflamm.de/
Text & Fotos (2): Stefan / Fotos (12) & Clip: Kai
Mehr Bilder:
Einen weiteren Bericht zu MATT VOODOO gibt es hier.