Ponyhof, Frankfurt, 29.12.2011
Mit Coverbands ist es ja so eine Sache: Entweder sie sind schlichtweg verzichtbar oder sie weisen ihre Existenzberechtigung damit nach, dass sie richtig (Verzeihung: RICHTIG) gut sind. Das ist bei den MEZCALEROS der Fall. Das Quintett mit aktuellem Wohnort Mainz – die gefühlte Heimat liegt laut der Facebook-Seite in Tijuana 🙂 – ließ im Ponyhof vom ersten Akkord an nichts anbrennen, außer vielleicht die rauchgeschwängerte Luft. Die Mariachi-Twang-Surf-Rumba-Rockabilly-und-was weiß-ich-nicht-noch-alles-Show begann furios mit dem STRAY CATS-Klassiker „Rumble in Brighton“, im weiteren Verlauf folgten Interpretationen von „Egyptian Reggae“ (JONATHAN RICHMAN), „Blue Hotel“ (CHRIS ISAAK), ein JOHNNY CASH-Medley mit „Folsom Prison Blues“ und „Ring of Fire“ sowie „Woo Hoo“ von den 5.6.7.8.’s, um nur einige zu nennen.
Die Stimmung im prall gefüllten Club war prächtig, nicht zuletzt weil sich im Publikum ein überdurchschnittlich hoher Anteil tanzfreudiger Damen mit Rhythmus im Blut befand. So ließen es sich auch Sänger und Gitarrist Woody Gonzales und Bassist Ron Bocoy nicht nehmen, hier und da von den Brettern zu steigen, um bei der Tex-Mex-Party mittendrin statt nur dabei zu sein. Außerdem im Mittelpunkt: Jesus José Javier Jorge Cerveze, der mit seiner Trompete und gelegentlich mit der Melodika dem Sound der MEZCALEROS den ultimativen Kick gab. Treibende Kraft hinter allem war Schlagzeuger Flo de Mal, Gitarrist Bobby Peru wusste auf Linksaußen (bühnentechnisch gesehen) zu glänzen.
Den Siedepunkt erreichte die Show bei den kultigen Stücken „Tequila“ von den VENTURES und „After Dark“ von TITO & TARANTULA. Ohne Zweifel Songs, die der Truppe auf den Leib geschneidert sind. Überhaupt hat die Band eine Vorliebe für Soundtracks. In ihrem Repertoire befinden sich Nummern aus Tarantino-Filmen wie „Pulp Fiction“ (u. a. „Misirlou“, „Surf Rider“, „Girl, You’ll Be A Woman Soon“) und „From Dusk Till Dawn“ (z. B. „Dark Night“ und „After Dark“) sowie aus „Desperado“ von Robert Rodriguez („Jack the Ripper“, „Cancion Del Mariachi“). Der Wiedererkennungs- und Beliebtheitsfaktor der Lieder bei der Fangemeinde und die Spielfreude der Musiker ergaben an diesem düster-kalten Winterabend eine fröhlich-verschwitze Fiesta Mexicana bei etwa 35 Grad Celsius. Muchas gracias, senores!
Wir hatten die Kapelle im Januar in etwas anderer Besetzung beim Hazelwoodstock-Festival auf der Rödelheimer Yellowstage gesehen, aber der Auftritt gestern war um Klassen besser. Zu empfehlen ist die Website http://www.mezcaleros.de, auf http://www.myspace.com/
losmezcaleros gibt’s wie üblich ein paar Lieder zum Reinhören.
Im Spätprogramm und auf den Gongschlag genau um 1 Uhr erklommen die RAZORBLADES aus Wiesbaden die Bühne. Das Surf-Trio hat in diesem Jahr sein viertes, „Gimme Some Noise!“ betiteltes Album veröffentlicht. Außerdem sind die Jungs fleißig getourt, unter anderem an der US-Westküste, in den
Niederlanden, in Großbritannien und natürlich ausgiebig in Deutschland. In Frankfurt war die Band in den vergangenen Jahren schon häufiger zu Gast, z. B. im Clubkeller, im DKK, auf der Musikmesse, im Bett oder zuletzt auf dem Rödelheimer Parkfest.Die Rasierklingen legten sich auch im Ponyhof mächtig ins Zeug; ihr Auftritt machte den anfangs noch recht zahlreichen Gästen – übrigens waren die Mädels nun mit wenigen Ausnahmen von der Tanzfläche verschwunden und hatten einer tobenden Männermeute Platz gemacht – mächtig Spaß. Im Verlauf des Gigs lichteten sich dann aber doch die Reihen, der späten Stunde an einem Werktag geschuldet. Auch bei uns war ein bisschen die Luft raus, so dass wir beschlossen, den flotten Dreier bei einer der kommenden Gelegenheiten für diesen Blog mitzunehmen. Ein paar Fotos zum Anfüttern gibt’s weiter unten.
Wer mag, informiere sich auf der sehr professionellen Website http://www.therazorblades.de/ oder lausche dem Sound auf http://www.myspace.com/
therazorbladesgermany.
Ach ja, eins noch: Auch der reichlich gedeckte Merchtisch der RAZORBLADES machte richtig was her. Was ich allerdings nie verstehen werde: Warum manchmal – so auch hier – das Album bei der Show teurer angeboten wird, als man es bei Mailordern oder Plattenläden erstehen kann. Konzerte sollten für die Bands (zumindest nach meinem Dafürhalten) dazu da sein, mit den Fans zu feiern und denen vielleicht sogar mit günstigeren Konditionen am Merchtable für ihr Kommen zu danken. Und nicht um den ein oder anderen Extra-Euro zu generieren. Da sage ich Nee Danke. Und kaufe mir lieber den Button. Der ist auch sehr schön…
Text: Stefan / Fotos: Kai
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