Schlachthof, Wiesbaden, 10.02.2014
Es war am 22. März des Jahres 1992, als ich MONSTER MAGNET im Frankfurter Club Negativ zum ersten Mal sah. Angelockt hatte mich das coole Plakatmotiv, auf dem das Cover des ein Jahr zuvor erschienenen Albums „Spine of God“ zu sehen war. Anwesend waren etwa 30 Leute und auf der Bühne standen einige nicht mehr ganz junge Musiker (Sänger Dave Wyndorf war damals bereits 35), die von einer verdächtig riechenden Dunstwolke umgeben waren, die die Zuschauer direkt vor dem Podest vermutlich durchs bloße Einatmen high machte. Die Jungs hatten knallrote Augen und waren derart zugedröhnt, dass sie die Performance mehr schlecht als recht über die Bühne brachten. Es war damals alles andere als ein eindruckvoller Auftritt, aber ich kann mich dennoch gut daran erinnern,
![Monster Magnet](http://www.rockstage-riot-rheinmain.de/wp-content/uploads/2014/02/MM-Illu-300x320.jpg)
Seither hatte ich die Amerikaner nicht mehr bewusst verfolgt. Erst als meine damalige Freundin auf die Idee kam, jeden Morgen zum Aufstehen die „Dopes to Infinity“-Scheibe aufzulegen, sah ich mich wieder mit den Jungs aus New Jersey konfrontiert. Nicht unbedingt im positiven Sinne, denn der Sound ging mir gehörig auf den Zeiger, zumindest morgens beim Aufwachen. Mir kam das Ganze eher wie ein kommerzieller HAWKWIND-Rip-off vor und so verweigerte ich nachfolgend jeden Kontakt mit MONSTER MAGNET, musste mir aber im
Laufe der Jahre stets von Freunden anhören, wie geil die Combo doch sei und dass die Jungs inzwischen sogar Oben-ohne-Tänzerinnen als Bühnendeko auffahren – das hätte ich dann natürlich schon gerne gesehen. Doch wie dem auch sei, ich bin mit der Band nie richtig warm geworden und so war es mehr eine Mischung aus Nostalgie und Neugier, die mich am gestrigen Abend, 22 Jahre nach meiner ersten Begegnung mit den Amerikanern, in den Schlachthof nach Wiesbaden führte.Die Halle war gut gefüllt, wenn auch nicht ganz ausverkauft. Als Opener betraten zunächst CHURCH OF MISERY die Bühne, eine japanische Doom/Psychedelic/ Stoner-Formation, die sich 1995 gründete und einen gewissen Kultstatus durch
Rein optisch passte das Quartett allerdings so gar nicht zu den Gewalt verherrlichenden Inhalten ihrer Songs, vielmehr wirkten die Tokioter, als seinen sie direkt dem Film „Hair“ entsprungen. Wallende Mähnen verdeckten nahezu während des gesamten Sets die Gesichter der mit weiten Schlaghosen und Plateauschuhen ausgerüsteten Musiker. Sänger Hideki Fukasawa bewegte sich oftmals, als würde er gerade auf Charles Mansons Spahn-Ranch um ein Lagerfeuer herumtanzen. Zur skurrilen Optik im finsteren Dämmerlicht lieferte die Band den passenden Soundtrack: Langsame, schleppende Riffs trafen auf düstere Bassläufe und schufen mal doomige Songs im BLACK SABBATH-STIL, mal verspielte, psychedelisch groovende Stoner-Tracks in früher KYUSS-Manier.
Ob der sechs- bis achtminütigen Songs konnten die Japaner leider nur einen kleinen Auszug ihres sich bereits über fünf Longplayer erstreckenden Schaffens präsentieren, aber der hatte es in sich. CHURCH OF MISERY lieferten einen fesselnden, nahezu magischen Auftritt, dem man sich kaum entziehen konnte und den ich gerne nochmal in einem kleineren Club erleben möchte. Nach einer Dreiviertelstunde war die (schwarze) Messe schließlich gelesen und die Menge wartete auf den Headliner MONSTER MAGNET. Der eröffnete nach nicht allzu langer Umbaupause seinen Set mit „I Live Behind the Clouds“, dem Opener des aktuellen Albums „Last Patrol“.
Auffallend war, dass der Gig nahezu ausschließlich auf Bandgründer Wyndorf, das einzig verbliebene Mitglied der Originalbesetzung, zugeschnitten war. Die Spots waren auf ihn gerichtet, er machte die Ansagen und dirigierte das
Außer Wyndorf hielten sich alle Musiker stark im Hintergrund, wobei Basser Chris Kosnik, der nach wie vor bei ATOMIC BITCHWAX tätig ist, sogar einige Meter hinter den Gitarristen platziert war. Lediglich Gitarrist Phil Caivanao, der immerhin seit dem 98er-Output „Powertrip“ mit von der Partie ist, trat gelegentlich aus dem Schatten hervor und setzte sich in Szene. Etwas seltsam
präsentierte sich die Songauswahl, denn von insgesamt elf Alben wurde lediglich auf Stücke von vieren zurückgegriffen, wobei die ersten neun allesamt von „Last Patrol“ stammten und in just der gleichen Reihenfolge wie auf dem Album dargeboten wurden. Als Zugaben fungierten „Twin Earth“ von der „Superjudge“-LP, „Look to Your Orb for the Warning“ und „Dopes to Infinity“ (beide von der „Dopes to Infinity“- Scheibe) sowie – last but not least – „Space Lord“, der Hit vom erfolgreichen „Powertrip“-Longplayer.Der Auftritt war natürlich nicht mehr mit dem von vor 22 Jahren zu vergleichen, es standen bis auf den Frontmann ganz andere Musiker auf der Bühne und es wurde auch keiner der Songs vom Gig im Negativ gespielt. Warum Wyndorf eine Gitarre umhängen hatte, hat sich mir übrigens nicht wirklich erschlossen, denn diese nutzte er fast ausschließlich zum gelegentlichen Posen. Gefallen hat mir die Show trotzdem, weil das Ganze ehrlich und nicht aufgesetzt wirkte und weil die Songs der neuen Scheibe (die ich als eher langweilig erachte) live durchaus ansprechend waren. Natürlich wurde hier konventioneller amerikanischer Radio-Rock geboten, dies aber in einer Art und Weise, die ich respektieren kann. In 20 Jahren werde ich mir die Band dann noch einmal anschauen, um zu sehen, wie sie sich entwickelt hat.
Links: http://www.zodiaclung.com/, https://myspace.com/monstermagnet, http://www.reverbnation.com/monstermagnet, http://www.lastfm.de/music/Monster+Magnet, http://www.churchofmisery.net/, https://myspace.com/churchofserialkiller, http://www.lastfm.de/music/Church+of+Misery
Text & Fotos: Marcus
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