MUSIC FROM THE BEAST FESTIVAL – Teil #1

Burgwiesenhalle, Oberursel, 27.09.2014

Blaze BayleyDie Burgwiesenhalle in Oberursel, Stadtteil Bommersheim, war mir bisher komplett unbekannt; die kultigen Taunus-Metal-Events blieben von mir bisher unbesucht. Ich vertraute darauf, ab der U-Bahnstation Bommersheim ein paar Hinweisschilder zu der Halle oder der Veranstaltung zu finden, aber Pustekuchen. Kein Schild. Keine Flyer mit Pfeil, auf denen das „Music From The Beast“-Festival angepriesen wurde. Ein Festival, welches mit Blaze Bayley (links) und Paul Di’Anno (unten) zwei ehemalige Frontleute der britischen Heavy Metal-Legende IRON MAIDEN mit ihren aktuellen Bands präsentiert sowie Musiker mit sehr speziellem, eigenen Zugang zu deren Werk. Stattdessen dörfliche Gässchen und überschaubare Aktivitäten. Das wirkte auf mich, der ich gerade aus dem sieben Music From The Beast Festival-FlyerMinuten entfernten Moloch Frankfurt angereist kam, wie eine Reise in eine andere Welt. Ich dachte mir, bevor ich hier jetzt falsch abbiege frage ich mal ein paar ältere Damen, die mir an der Bushaltestelle entgegen kamen und auf mich wirkten, als kämen sie von hier, wo diese Stadthalle sei; Inbegriff des kleinstädtischen Kulturlebens gewiss und bestimmt auch Veranstalter von Aktivitäten, an denen diese Ladies Spaß hätten. Bridge oder was auch immer das deutsche Äquivalent dafür in solchen Seniorentreffs ist – ich weiß, meine US-Seriensozialisation. Die Damen waren zwar nicht aus dem Ort, trotzdem hilfsbereit: „Eine Stadthalle?“ echote eine der Befragten, „Das wird wohl bei dem Fest da vorne mit den geistig Paul Di'AnnoBehinderten sein.“ Hatte eine nachvollziehbare Logik, wenn man öfter bei Metalkonzerten weilt; ich war trotzdem ein wenig unsicher. Ein Trio IRON MAIDEN-Shirt, -Schal und, äh, -Zylinder tragender Freiburger ging jedoch in dieselbe Richtung, also auf. Das Navi meines Handys wies uns den Weg gen Hochzeitsgesellschaft, dahinter waren dann die Polizeiwagen sichtbar. Hier war eindeutig Metal am Start, die Bedrohungslage wurde ernst genommen.

Es war kurz nach 17 Uhr, das Konzert sollte 45 Minuten später beginnen. Fast jeder, also gefühlte 97% der Anwesenden, trug IRON MAIDEN-Leibchen; die ganz harten darüber Jacken (Plural, ernsthaft) und Kutte. Thomas Zwijsen (unten) Thomas Zwijsenbeendete gerade mit Kollegin Anne Bakker den Soundcheck – diese beiden sollten den Abend beginnen mit MAIDEN-Weisen auf der Konzertgitarre, verstärkt durch die von Bakker gespielte Violine. Naja, noch war das Publikum zwar nüchtern, ich hatte trotzdem meine Zweifel an dem Sinn solch eines Acts. Aber was weiß ich schon: Zwijsen ist bei den beinharten MAIDEN-Fans kein Unbekannter. Unter dem niedlichen Namen „Nylon Maiden“ veröffentlichte er 2013 ein Album mit akustischer Sologitarre, ausschließlich sich aus dem Fundus der britischen Metal-Institution bedienend. Weitere Heavyrocker werden auf anderen Einspielungen gecovert, aber seine MAIDEN-Verarbeitungen sind Anne BakkerLegion. Dem Freiburger Trio war „der Thomas“ auch wohlbekannt, seine Fähigkeiten als Flamenco-Gitarrist wurden lobend erwähnt. Was war hier bloß los?

Was vielen nicht so bewusst ist: Viele IRON MAIDEN- Songs sind musikalisch derart vielschichtig, dass solch eine Umarbeitung durchaus Sinn haben kann. Hört man sich „Nylon Maiden“ an, werden die Folkeinflüsse bei den Melodien deutlich; aber auch Zwijsens Kraftakt, allen Instrumenten der Band auf der Konzertgitarre Rechnung zu tragen. Ich behaupte mal, dass die meisten Anwesenden eher ihr Erkennen der gespielten Weisen goutiert hat und weniger Zwijsens Fingerverrenkungen, aber vielleicht bin ich schon wieder zu gehässig. Thomas Zwijsen & Anne BakkerAls nach ein paar Minuten Anne Bakker mit der Violine dazu stieß war das eine zusätzliche Klangfarbe, die das Ganze noch aufwertete; ihr zeitweises „Riffing“ war schon fast metalaffin. Als nach knapp einer Stunde etwa dieser Programmpunkt vorbei war, war mir, bei aller Güteklasse, das Ganze etwas zu lang geraten. Eine Herausforderung war das beim Hören letztlich nämlich nicht, dazu dominierte der Schönklang dann doch zu sehr. Und Schönklang ist nicht Metal.

Wie das Festival mit MAIDEN UNITED, BLAZE BAYLEY und PAUL DI’ANNO weiterging, erfahrt Ihr im zweiten Teil unseres Berichts hier.

Links: http://www.mftb-festival-2014.eu/, http://www.thomaszwijsen.com/index.html, https://myspace.com/musicthomaszwijsen, http://www.lastfm.de/music/Thomas+Zwijsen

Text, Fotos & Clips: Micha

Alle Bilder:

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