Elfer Music Club, Frankfurt, 3.09.2013
Am vergangenen Samstag hatte der „neue“ Elfer, nun angesiedelt in der Klappergasse in Alt-Sachsenhausen, erstmals seine Pforten geöffnet. Ich war vor Ort und zunächst etwas ernüchtert, denn das Konzept der gemütlichen Kneipe, in der man sich mal spontan auf ein Bierchen treffen konnte, wurde nicht beibehalten. Stattdessen präsentiert sich der Elfer nun als reiner Club, ähnlich dem Cave, dem Final Destination oder dem Clubkeller. Soll heißen, die Location ist nur noch bei Konzerten und bei speziellen DJ-Events am Wochenende geöffnet, letztere kosten fortan fünf Euro Eintritt. Ob man sich damit einen Gefallen getan hat, bleibt abzuwarten, ich jedenfalls werde keine fünf Euro bezahlen, um mich vom gleichen kommerziellen Indie-Schrott berieseln zu lassen, der bereits in den genannten Läden läuft.
Doch es gibt auch Gutes zu berichten, denn die neuen Räumlichkeiten können sich durchaus sehen lassen. Nachdem man die Eingangspforte passiert hat und über einige Treppenstufen ins Kellergewölbe geführt wird, gelangt man zunächst zur Kasse. Rechts davon liegen die Toiletten, links davon der eigentliche Club und in einem kleinen Raum geradeaus wurde eine zweite Bar inklusive Kicker eingerichtet, eine Art Chill-Out-Zone mit weniger Trubel. Der Raum mit der Bühne ist von der Größe in etwa mit dem Nachtleben-Keller zu vergleichen und ähnlich verwinkelt, da er ebenfalls durch eine Säule getrennt wird.
Die Theke befindet sich rechts von der Bühne und ist über zwei hohe Stufen zu erreichen. Leider kann man von dort aus nicht das Geschehen verfolgen, da die recht breite Säule den Blick versperrt. Gut sehen kann man vor der Bühne und (wie im Nachtleben) rechts davon, zudem gibt es in einer höher gelegenen Nische noch einige Sitzplätze. Farblich ist der Club in klassischem Schwarz und dem beliebten Dunkelrot gehalten, das einst auch das Negativ zierte. Eine schicke Location, die sich meines Erachtens aber besser als Konzert-Ort, denn als Club eignet.
Und davon konnte ich mich gleich beim gestrigen, ersten Konzert im Elfer überzeugen. Auf dem Programm standen DEPRAVATION aus Gießen, BIRDS IN ROW aus Frankreich und der Headliner OATHBREAKER (alle Fotos) aus Belgien. Zu DEPRAVATION kann ich an dieser Stelle nichts sagen, da ich sie schlichtweg verpasst habe. Als ich gegen 22 Uhr
den Laden betrat, spielten bereits BIRDS IN ROW, deren Musik ich mal als moderne Hipster-Kacke bezeichnen möchte. Drei Bübchen, schätzungsweise nicht mal 20 Jahre alt, hüpften wild herum, als ob ihnen das Ritalin ausgegangen sei und versuchten dabei möglichst böse und aggressiv zu wirken. Wenn man aber, wie im Falle des Sängers, wie Justin Bieber aussieht, wirkt dies eher unglaubhaft, um nicht zu sagen unfreiwillig komisch.Googelt man die Band im Internet, wird sie in höchsten Tönen gelobt und gar als Hardcore-Band bezeichnet. Nun, Hardcore sind für mich SHEER TERROR, CRO-MAGS und SLAPSHOT, aber ganz bestimmt nicht BIRDS IN ROW, die ich eher in die Rubrik My-Little-Pony-Core oder Fingerimpocore einordnen würde. Aber das ist nur meine persönliche Meinung, vermutlich bin ich mit fast 50 einfach zu alt, um neue musikalische Trends gebührend würdigen zu können. Den gut 120 Anwesenden – zumeist mit schwarzen Plugs, Justin Bieber-Frisuren und Hipster-Brillen Marke Joko Winterscheidt ausgerüstet – haben BIRDS IN ROW scheinbar gefallen. Zumindest wurde nach jedem Song und jeder Ansage (!?) höflich applaudiert. Früher wurde bei längeren Ansagen noch „Shut up and play!“ gebrüllt, aber so ändern sich eben die Zeiten…
Nachdem ich die kleinen französischen Nervnickel überstanden hatte, machten sich OATHBREAKER für ihre Show bereit. Auch hier dachte ich zunächst, dass es sich um ein Trio handeln würde, doch als es losging und die drei Jungs bereits auf der Bühne
standen, erklomm plötzlich eine junge Frau in einem engen schwarzen Kleid das Podest und entpuppte sich als Sängerin. Nachfolgend wurde das Licht gedimmt und die Band legte los mit einem ultraschnellen Dampfhammer, der das Publikum wie eine Abrissbirne erwischte. Es sollte der härteste Song des Gigs bleiben, aber auch die folgenden Tracks hatten es in sich.Keine Ahnung, wie die Kids den Sound von OATHBREAKER bezeichnen, es ging auf jeden Fall sehr düster und sehr heavy, gelegentlich aber auch sehr, sehr schnell zu. Elemente des Doom, des Hardcore und des Metal waren erkennbar, wobei hin und wieder auch sphärische Klänge zu hören waren, die an Bands wie NEUROSIS, GODFLESH oder die SWANS
erinnerten. Ungewöhnlich war, dass das Quartett nahezu im Halbdunkel mit nur spartanischer Ausleuchtung der Bühne agierte und dass Sängerin Caro sich während des gesamten Sets auf ihren etwa einen Meter hohen Mikroständer stützte und nur selten ihr Antlitz offenbarte.Dies schuf eine unheimliche Stimmung und weckte Erinnerungen an den japanischen Horror-Streifen „Ring“, in dem das Gesicht des Geistermädchens
Sadako ebenfalls immer von den dunklen Haaren verdeckt wird. In Verbindung mit Caro’s Growls und ihren markerschütternden Schreien schuf OATHBREAKER eine beklemmende Atmosphäre, wie ich sie selten zuvor bei einem Konzert erlebt habe. Diese wurde leider immer zunichte gemacht, wenn die Sängerin zwischen den Songs mit einer Fistelstimme erklärte, wie dankbar und froh die Band doch sei, hier spielen zu dürfen. Dennoch hat der Gig der Belgier Spaß gemacht, ich würde mir zwar keinen Tonträger der Combo zulegen, aber wenn sich mal wieder die Gelegenheit ergibt, OATHBREAKER live zu sehen, bin ich gern dabei. Der Sound im neuen Elfer war übrigens ausgesprochen gut, so dass ich den Laden als Konzert-Location durchaus empfehlen kann.Links: https://myspace.com/theoathbreakerreigns, http://www.lastfm.de/music/Oathbreaker, https://myspace.com/birdsinrow, http://www.lastfm.de/music/Birds+in+Row
Text & Fotos: Marcus
Mehr Bilder: