ORANGE GOBLIN & SKULLBOOGEY

Zoom, 4.06.2013

In ihrer britischen Heimat längst eine große Nummer und schon den Titel der Metalbibel „Terrorizer“ zierend, waren ORANGE GOBLIN zumindest für mich noch keine bekannte Adresse, bevor sie mit der aktuellen Tour auch im Rhein/ Main-Gebiet aufschlugen. Als Stoner- Band werden sie meist beschrieben; in den Ansagen auf dem erst kürzlich erschienenen Live-Album „A Eulogy For The Fans“ (aufgenommen auf dem letztjährigen Bloodstock-Festival) spricht Sänger Ben Ward (rechts) nur von „Metal“ – mir ist beides recht. Ich lege also den Film in meine Kamera (old school, ich weiß) und freue mich, ORANGE GOBLIN hierzulande in einem Club sehen und knipsen zu können, da heißt es an der Tür ernüchternd: „Keine Fotos, die Band will das nicht. Ende der Diskussion!“ Blöd, kommt aber vor. Ärgerlich wird es für mich dann nur immer, wenn trotzdem mit den Handys geknipst und geblitzt werden darf; aber diesmal wurde das Verbot stramm durchgezogen – der Security-Mann an der Bühne beobachtete das Publikum genau und wies jeden, der Bilder machen wollte, höflich aber bestimmt an, das Gerät wegzupacken, egal wie klein es auch war.

Das war jammerschade, weil schon die Vorband SKULLBOOGEY extrem zum Fotografieren einlud. Ich musste bei den Grimassen und Posen des Frontmanns Stefan Wendling mehrmals herzhaft lachen, vor allem, wenn ich daran dachte wie sich OKTA LOGUE im Visions kürzlich naserümpfend über die langweiligen

Posen im sogenannten Cockrock ausließen. Das hier war Cockrock par excellence; es wurde mit Freuden textlich und im Auftreten in die Klischeekiste gegriffen, mit dem Bein auf die Monitorbox aufgestützt und sogenannt „ehrlich“ losgerockt. Kann man Scheiße finden, mir machte das aber Riesenspaß. Ein paar Gestalten vor der Bühne war das Material des Quartetts auch gut vertraut, obwohl zumindest ich keine Ankündigung ihres Erscheinens vor dem Konzert vernahm. Da die Truppe aus dem Taunus kommt kann man sie hoffentlich bald wieder in unseren Breiten sehen, dann unbedingt mit Kamera.

Als ORANGE GOBLIN nach der relativ kurzen Umbaupause die Bühne enterten und mit dem Opener ihres aktuellen Studio- wie auch Livealbums starteten (nach einem Intro der italienischen Fastnamensvetter GOBLIN, dem Thema des Argento-Klassikers „Suspiria“), ging die überschaubare Masse vor der Bühne sofort steil; sehr zum Gefallen Ben Wards, der ständig die Daumen

nach oben reckte und sich zwischen den Songs für die Aufmerksamkeit bedankte. Da ich mich meiner Kamera zwangsweise entledigt hatte, nutzte ich den Platz in meinen Händen für das eine oder andere Kaltgetränk, trotz Unkenntnis der meisten Lieder bangend, was bei dieser energievollen Darbietung auch gar nicht anders möglich war.

Der Security-Mann vor der Bühne erntete meinen Respekt, als er einem Rauchverbotsignoranten die Leviten las und ihn zum Löschen seiner Kippe zwang; leider eine absolute Ausnahme bei den Konzerten, die ich meistens aufsuche. Als schließlich ein mir sehr oberflächlich bekannter Mensch eines Metalmagazins direkt neben dem Sicherheitsmann seine Kamera zückte und er ihn gewähren ließ, gab ich meiner Überraschung darüber nonverbal Ausdruck und erntete ein resigniertes Schulterzucken.

Das brachte mich dazu, meine Kamera zu holen und mich dem Metalfotografen anzuschließen. Einwände dagegen gab es keine, erst als ich aus den oben erwähnten Old- School-Gründen zu blitzen begann schritt der Securitymensch wieder ein; das ginge ja wohl dann doch zu weit. Schade, aber mein last.fm-Blogkollege AK-74 durfte jetzt offiziell ran, besser als nichts. Ich versuchte mein Glück trotzdem noch ab und an, glücklich und beseelt ob des großartigen Auftritts, verschüttete meine Getränke und schlug mit meinem Schädel Löcher in die Luft.

Ben Ward huldigte dem kürzlich verstorbenen SLAYER-Gitarristen Jeff Hanneman und mehrmals dem enthusiastischem Publikum, die Band gab eine Zugabe und sorgte für einen Ansturm auf den Merchstand nach dem Konzert. Dort sprach ich den Bassisten Martyn Millard auf das Fotografierverbot an, unter dem letztlich ja nur die Vorband zu leiden hatte. Er meinte nur, dass es sowas von der Band niemals geben würde, da sie sich im Gegenteil über jede mediale Aufmerksamkeit freuen würden. Aha. Mal sehen wie das im August im Wiesbadener Schlachthof sein wird. Nach dem gestrigen Abend ist dort nämlich unbedingte Erscheinungspflicht, bevor ORANGE GOBLIN hier noch so groß werden wie in ihrer englischen Heimat.

Links: http://www.orange-goblin.com/, http://www.myspace.com/theorangegoblin, http://www.lastfm.de/music/Orange+Goblin, http://www.skullboogey.de/, http://www.myspace.com/skullboogey, http://www.lastfm.de/music/Skullboogey

Text & Fotos (6): Micha / Fotos (4):  AK-74
Clip: am Konzertabend aufgenommen von chieps

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