Nachtleben, Frankfurt, 15.05.2012
Das Schweizer Punkabilly-Trio THE PEACOCKS, bestehend aus den Brüdern Simon (Kontrabass) und Hasu Langhart (Gitarre/Gesang) sowie Jürg Luder (Schlagzeug), gibt es bereits seit 1990, sie kommen einem aber nach wie vor wie eine sehr junge Band vor. Das hatte ich erst an Ostern bei ihrem Auftritt auf dem Satanic Stomp Festival in Speyer wieder erleben dürfen, in dessen Rahmen sie mit einigen anderen Szenegrößen wie REVEREND HORTON HEAT, FRENZY, MAD SIN (in der 87er-Besetzung), REZUREX, den BLOODSUCKING ZOMBIES und aufstrebenden neueren Bands wie THE WOLFGANGS und SKI’S COUNTRY TRASH die Bühne teilten. So freute ich mich auf die Show der Jungs als „Headliner“ im Frankfurter Nachtleben.
Eröffnet wurde der Abend von den deutsch-tschechischen Grenzgängern WAYWARD CAINES, die die Eidgenossen fünf Mal in dieser Maiwoche unterstützen sollen und dies gestern zum Einstieg der Minitour auch erfolgreich taten. So wurde bei ihrem Set schon fleißig getanzt – ein Vorgeschmack auf die Publikumsreaktion bei der Show der PEACOCKS. Die WC spielten eingängige Songs, die ab und zu CLASH-Einflüsse anklingen ließen, und das mit Spaß, Laune und vor allem auch Können. Außerdem erwähnenswert neben der guten Show ist die wunderschöne ‚Duesenberg Starplayer TV Mike Campbell Signature‘ des Sängers.
Die Gitarre des Frontmanns der PEACOCKS mag, obwohl goldfarben, vielleicht nicht ganz so spektakulär aussehen, dafür war sie aber deftig laut. Dagegen hatte wohl niemand etwas einzuwenden, denn was uns und nach seinen eigenen Angaben auch Hasu da so laut um die Ohren flog, war vom Feinsten. Die Bübis brauchten ein bis zwei Lieder, um warm zu werden, und dann waren sie sogar richtig heiß. Live zeichnet die Gruppe vor allem eines aus: Sie sind perfekt aufeinander eingespielt und lassen einfach nicht nach. Wenn andere Bands zwischen den Songs Reden schwingen oder sonstwas tun, dann verlieren die Schweizer keine Zeit und stürmen nach RAMONES-Manier von einem Song in den nächsten.
Das Publikum war begeistert, aber zum Applaudieren hatte es aus diesem Grund kaum Gelegenheit. So blieb nur noch eines – Tanzen. Gelegentliche Pausen zwischen den Liedern ergaben sich dann eigentlich nur daraus, dass Hasu sich eine Kippe anstecken musste (die er nach einigen Zügen dann wieder ausspuckte und während des Solos dann vom Bühnenboden aufsammelte). Die Band ist
ein klassisches Trio, aber darüber hinaus besteht sie auch aus Musikern, die sich individuell super ergänzen. Hasu liebt sein Instrument und seine Lieder, die er mit seiner Raucherstimme begeistert herausbrüllt. Jürg am Schlagzeug tickt wie ein Schweizer Uhrwerk; jeder Schlag ein Treffer. Und Simon am Bass tanzt mit seinem Instrument derart, dass sich ADHS nicht hundertprozentig ausschließen lässt. Auch aus diesem Grund wurden wahrscheinlich so viele Fotos von ihm gemacht.Wie gesagt, die Jungs sind aufgrund der zahlreichen Gigs, die sie spielen, perfekt aufeinander abgestimmt. Gestern wurde aber auch wieder klar, dass sie Spaß am Spielen haben und dabei außerdem aus einem sehr breiten Repertoire schöpfen können. Ich finde es geil, wenn eine Band unter der Woche mal ganz locker fast zwei Stunden spielt und bei der Zugabe nicht geizt. Diese bestand aus mindestens vier Liedern, vielleicht auch mehr, da bin ich mir nicht mehr so sicher. Hasu sagte mir interessanterweise nachher, dass sie eigentlich gern noch mehr Songs im Set unterbringen würden. Dieses Problem wird sich noch vergrößern, wenn Ende Juni die neue Platte (auf People Like You Records) rauskommt. Denn das eine Lied davon, das die PEACOCKS im Nachtleben preisgaben, lässt darauf schließen, dass dann aus noch mehr melodischen Pop-Punk-Swiss-a-Billy-Liedern auszuwählen sein wird. Den Zuhörern kann das nur recht sein, denn hier sind begnadete Songschreiber am Werke, die live alles geben. So auch gestern wieder.
Links: http://www.thepeacocks.ch/, http://www.myspace.com/itstimeforthepeacocks, http://www.waywardcaines.de/ (im Aufbau), http://www.myspace.com/waywardcaines
Text: Jan / Fotos & Clip (1): Kai / Clip (1): Stefan
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