PIERCED ARROWS

Ponyhof, 19.05.2011

Im Rahmen ihrer diesjährigen Europa-Tour mit acht Konzerten in Deutschland machten die PIERCED ARROWS auch wieder in Frankfurt Station, zuletzt waren sie hier meines Wissens 2009 im Bett zu Gast. Das inzwischen in Portland ansässige Trio, bestehend aus dem Ex-DEAD MOON- Paar Fred Cole und Kathleen „Toody“ Cole sowie Kelly Halliburton präsentierte im Ponyhof Songs ihrer beiden Longplayer „Descending Shadows“ vom vergangenen Jahr sowie dem Debütalbum „Straight to the Heart“ von 2008.

Musikalisch hat sich dabei im Vergleich zu den legendären, 2006 aufgelösten DEAD MOON nicht allzu viel geändert: LoFi-Rock- und Garagesound mit Einflüssen des Punk, des Country und des schrammeligen Blues. Ich glaube, nirgendwo auf der Welt gibt es sonst noch ein Pärchen, das den Rock’n Roll seit Jahrzehnten so im Herzen trägt und (aus-)lebt wie die Coles. Vorgetragen voller Inbrunst und authentisch bis ins Mark. Gitarrist Fred’s raue, kratzende Stimme und Toody’s Bassspiel sind einfach unverwechselbar. Auch Schlagzeuger Kelly Halliburton, dem die schwere Aufgabe zuteil wurde, in die Fußstapfen von Andrew Loomis zu treten, macht eine gute Figur und fügt sich nahtlos ins Bandgefüge ein.

Und wohl nicht nur ich ziehe den Hut, dass Fred, der im August 63 Jahre alt wird und bereits seit 1964 (!) in diversen Bands aktiv ist, sich nach dem Aus von D.M. nicht aufs Altenteil zurückgezogen hat, sondern mit seiner Frau munter weiter die Bühnen schummriger Clubs bespielt. Wie schon gesagt: Für beide ist der Rock’n Roll eben Lebenselexier und Jungbrunnen zugleich.

Natürlich werden an einem solchen Abend auch Erinnerungen an DEAD MOON wach: Etwa wenn zu Beginn der Show die in einer Flasche steckende Kerze angezündet wurde und jeder Konzertbesucher wusste, dass der Auftritt vorbei sein würde, sobald die Kerze ihr Leben ausgehaucht hat.

Oder wenn Andrew sein Bier oder sonstige Getränke auf seine Trommel goss, um im nächsten Moment mit den beiden Drumsticks dermaßen darauf zu schlagen, dass sich die Spritzer über die Fans in den ersten zehn Reihen verteilten. Oder wenn die Band die ihnen zugedachten Whiskeyflaschen einfach mal ans Publikum abtraten und diese dann munter im Zuschauerraum herumgereicht wurden, bis das letzte Tröpfchen in eine durstige Kehle geflossen war. Oder wenn… – aber halt. Stopp. Das alles gibt es jetzt eben nicht mehr. Wir müssen und werden uns daran gewöhnen.

Das Ehepaar Cole erzählte uns nach dem Auftritt, dass Andrew immer noch massive gesundheitliche Probleme hat und wir hoffen natürlich alle, dass er wieder die Kurve kriegt.

Unter dem Strich blieb ein prima Konzertabend, auch wenn die PIERCED ARROWS den alten DEAD MOON vielleicht nicht ganz das Wasser reichen können. Die Songs sind zwar gut, den Kultstatus von Nummern wie „Dead Moon Night“ oder „54/40 of Fight“ erreichen sie aber nicht. Und so war es kein Wunder, dass Stimmung und Atmosphäre am besten waren, als letzterer Song im Rahmen der Zugabe gespielt wurde. Dennoch: Wir lieben die Coles und bleiben auch den P.A. treu.

Zu empfehlen ist die Website http://www.piercedarrows.com/, mit vielen schönen Bildern und einer ausgezeichneten Dokumentation der Touren, Informationen zur Vorgängerband sind wie gehabt unter http://www.deadmoonusa.com/ zu finden.

Text: Stefan / Fotos: Kai

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