PIXIES

Jahrhunderthalle, Frankfurt, 11.10.2009

Manchmal werden ja Wünsche wahr. Deshalb war ich wie elektrisiert, als ich sah, dass ich einen meiner absoluten Favoriten der ausgehenden Achtziger und beginnenden Neunziger doch noch live zu Gesicht bekommen würde: die PIXIES. Und das auch noch in der Originalbesetzung mit Black Francis (Gesang, Gitarre), Kim Deal (Bass), Joey Santiago (Gitarre) und David Lovering (Schlagzeug). Ok, der recht stolze Eintrittspreis von fast 50 Euro schreckte so manchen, auch aus dem Freundeskreis, ab. Aber mir war klar: Die Gelegenheit, das nach dem Split 1993 im Jahre 2004 reformierte Quartett mal in Frankfurt auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, würde vermutlich einmalig sein.

Präsentiert wird auf der momentan laufenden, 13 Shows umfassenden Europa-Tour (mit nur einem Auftritt in Deutschland) das komplette, vor genau zwanzig Jahren erschienene Album „Doolittle“. Nun ist die Idee, im Rahmen eines Konzertabends eine Platte von A1 bis B5 nachzuspielen, ja nicht gänzlich neu. Aber erfreulicherweise hat sich die Band dafür ihre dritte (und wohl auch kommerziell erfolgreichste) Scheibe ausgesucht, die ich – zusammen mit der Debüt-EP „Come On Pilgrim“ von 1987 – als homogenste und außerdem partytauglichste Veröffentlichung erachte.

Es goss in Strömen, als Fotojäger Kai und ich die Jahrhunderthalle erreichten, und die Eingänge waren noch nicht geöffnet. Als sich nach den Schleusen

des Himmels auch die des Venues aufgetan hatten, entschieden wir uns für Plätze auf dem Balkon im 1. Rang, richtig fett mit Polstersitzen – denn zum einen sind die PIXIES ja nicht unbedingt eine Band, bei der man stetig rumhopsen muss, und zum anderen tummeln wir uns ja sonst immer in den vorderen Reihen. Insofern durfte es diesmal etwas entspannter zugehen.

Vor den Stars aus Boston durfte die noch relativ unbekannte britische Rockband DINOSAUR PILE-UP als Support ran. Sie hat vor knapp zwei Monaten ihre dritte Veröffentlichung mit dem unbescheidenen Namen „The Most Powerful EP In The World“ herausgebracht. Dass Sänger und Gitarrist Matt Bigland und

seine Kollegen Tom Dunford (Bass) und Steve Wilson (Drums), die auch sonst nur auf eine weitere EP und zwei Singles zurückblicken, schon jetzt ein paar Tausend Zuschauer für die PIXIES anheizen durften, zeigt, welch große Stücke im Business auf sie gehalten werden. Die drei Jungs machten ihre Sache gut, erinnerten mit ihrem ebenso brachial-melodiösen wie eingängigen Sound spontan an NIRVANA, ohne diese jedoch zu kopieren. Ich bin gespannt, was/ob man in Zukunft von ihnen hören wird.

Die anschließende Show der PIXIES begann mit einem echten Schocker: Auf der riesigen Leinwand hinter der Bühne wurde als Intro der surrealistische Film „Ein andalusischer Hund“ mit der berühmten Szene gezeigt, in der ein scharfes Rasiermesser durch ein menschliches Auge schneidet. Wer die Sequenz aus dem Bunuel/Dali-Streifen von 1929 kennt, der weiß, dass es fast unmöglich ist, dabei nicht das Gesicht zu verziehen oder gar hinzuschauen. Argh – immer wieder schön, wenn’s vorbei ist…

Bevor jedoch mit „Debaser“ (in dem auf den Stummfilm Bezug genommen wird) der erste Track des Albums „Doolittle“ erklang, spielte die Gruppe einige Songs, die auf den B-Seiten verschiedener 7“ und 12“ erschienen waren, darunter „Dancing the Manta Ray“ und „Weird at My School“ (von der „Monkey Gone to Heaven“-12“) als Opener. Die Projektion des Affenfotos vom Plattencover auf der rückwärtigen Wand gab unter dem Jubel des Publikums schließlich den Startschuss für das „offizielle Programm“. Während des 15 Lieder umfassenden Hauptteils wurde im Hintergrund allerlei Bild- und Filmmaterial gezeigt, manches passend zum jeweiligen Stück. Dazu erstrahlten die vier riesigen Ballons, einer für jeden Musiker, in allen möglichen Farben. Auch ordentlich Rauch vernebelte hier und da die Bühne (eines der Kopfzeilenbilder dieses Blogs stammt vom PIXIES-Konzert).

Die Stimmung in der gefüllten, aber nicht ausverkauften Halle war erstklassig, auch der abseits des Gesangs etwas maulfaule Bandleader mit dem klingenden

Namen Charles Michael Kittridge Thompson IV (alias Black Francis) und seine Mitstreiter schienen in Spiellaune zu sein. Bassistin Deal betätigte sich als Conferencier und verklickerte den jungen Anhängern, die das Werk vielleicht nicht mehr von Vinyl, sondern nur von CD kennen, auf welcher Seite der Platte sie sich gerade befanden. Nach „Gouge Away“, dem letzten Song der „Doolittle“, folgte statt der Auslaufrille eine aus zwei Stücken bestehende Zugabe. Danach noch eine weitere mit drei Tracks, bevor mit „Vamos“ (zu Deutsch: „Wir gehen“) dann folgerichtig endgültig Schicht im Schacht war.

Meine Konzert- Highlights waren – und das Schöne an einem solchen Konzept ist, dass man weiß, was wann kommt – live genau wie von der Platte, die Stücke „Debaser“, „Here Comes Your Man“, „Monkey Gone to Heaven“, „Mr. Grieves“ und „Gouge Away“. Im Netz kursieren übrigens mehrere Dutzend Clips zum Auftritt, mit denen man wahrscheinlich den gesamten Gig zusammenstellen könnte.

Neben der üblichen MySpace-Website http://www.myspace.com/pixies sei an dieser Stelle die sehr schön gemachte offizielle, interaktive Homepage der Band empfohlen. Auf http://www.pixiesmusic.com/ werden nicht nur zahlreiche Downloads angeboten (manche davon sogar gratis), sie wartet auch mit einer

kompletten Dokumentation sämtlicher jemals von den PIXIES gespielten Konzerte auf. Zu den einzelnen Gigs wurden, teilweise von den Fans selbst, Fotos, Videos, Tweets sowie manchmal die Setlist online gestellt. Die Auftritte, die professionell mitgeschnitten wurden, können direkt für kleines Geld heruntergeladen werden. Die gerade erlebte Show #520 (aufzurufen unter http://www.pixiesmusic.com/tour_date_type/10112009-frankfurt-germany/ ) gehört leider nicht dazu. Aber man kann schließlich nicht alles haben…

Setlist: Dancing the Manta Ray – Weird at My School – Manta Ray – Bailey’s Walk – Debaser – Tame – Wave of Mutilation – I Bleed – Here Comes Your Man – Dead – Monkey Gone to Heaven – Mr. Grieves – Crackity Jones – La La Love You – No. 13 Baby – There Goes My Gun – Hey – Silver – Gouge Away / Wave of Mutilation (UK Surf) – Into the White // Something Against You – Isla de Encanta – Vamos

Weitere Links: http://www.reverbnation.com/thepixies, http://www.dinosaurpileup.com/, http://www.myspace.com/dinosaurpileup

Text: Stefan / Fotos: Kai
Clip: am Konzertabend aufgenommen von ZimySa

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