BORNHEIM BOMBS, VOODOO GODZ, HACKE PETERS

Das Bett, Frankfurt, 13.09.2013

„Sieben auf einen Streich“ begeisterten schon das tapfere Schneiderlein. Und so war auch ich erfreut, im Rahmen der vom Frankfurter Club Das Bett ausgerufenen „Punkfurt-Nacht“ gleich drei heimische Bands an einem Abend sehen und für diesen Blog darüber berichten zu können: Die HACKE PETERS, die VOODOO GODZ und die BORNHEIM BOMBS (Fotos links und unten). Nun würde ich den Namen unseres Städtchens zwar nicht zwingend mit „Punkfurt“ assoziieren, da haben andere Metropolen des Landes doch deutlich mehr zu bieten. Verstecken muss sich die hiesige Szene allerdings auch nicht, was die Shows im Verlauf von mehreren Stunden eindrucksvoll nachweisen sollten.

Leider hatte es sich in Punkfurt nicht herumgesprochen, dass es in der Schmidtstraße ein Get-Together dreier famoser Live-Acts geben würde, denn die Publikumsbeteiligung war, euphemistisch ausgedrückt, eher dünn. Vielleicht

hatte der ein oder andere potentielle, aber szene-unkundige Besucher gemutmaßt, es handele sich um einen dieser Nachwuchs-Wettbewerbe, bei denen junge Springinsfelde ihre Instrumente zuschanden reiten. Doch ein solcher war es gewiss nicht: Hier präsentierten sich insgesamt zwölf gestandene Musiker, von denen wohl lediglich zwei die Vierzig noch nicht überschritten haben.

Den Anfang machten die HACKE PETERS, von denen inzwischen aber nur noch einer Peter heißt. Der durfte sich am Mikro austoben, während er bei anderen Frankfurter Bands gerne an der Schießbude Platz nimmt. Ihm zur Seite standen Chris (Gitarre) und Carsten (Bass, links), während der Benjamin des Abends, Kai, am hinteren Bühnenrand gekonnt seine Trommelfelle verprügelte. Erster Blickfang auf der Bühne waren allerdings weniger die vier Herren, sondern eine froschgrüne Gießkanne, die auf dem Podest des Schlagzeugers positioniert war. „Was zum Teufel hat es damit auf sich?“, fragte sich wohl jeder, der bisher keine Show der HP gesehen hat. Ich komme noch darauf zu sprechen.

Die Texte: Deutsch und Tacheles. Thematisiert wird alles, was die in uns allen schlummernden niederen Instinkte anspricht. Titel wie „Blähungen of Death“,

„Alles kurz und klein haun’“, „Die abschaltbare Frau“ oder „Fickmaschine“ legen Zeugnis davon ab. Nun ja, den besonders fein gestrickten Gemütern mag es da wohl ein wenig an Subtilität mangeln; aber lustig ist es schon. Und den meisten Zuhörern schadet es ja auch nicht, mal den Spiegel ihrer eigenen bierseligen Phantasien vorgehalten zu bekommen. Besonders amüsant sind die Ansagen und kleinen Geschichtchen zwischen und über die Songs. Ich habe schon einige HACKE PETERS-Gigs erlebt und da ist nichts einstudiert – der ganze Kram scheint den Jungs, die wahrlich nicht auf den Mund gefallen sind, spontan einzufallen.

Am Ende des Sets dann noch: „Der Urinator“. Basierend auf den Klängen des DWARVES-Tracks „Dominator“ kam nun die Gießkanne ins Spiel. Wir lernten, dass das Teil ein probates Hilfsmittel darstellt, sollte einer der Musikanten die Bühne nicht rechtzeitig verlassen können (oder dürfen). Nette Idee, ich verzichte aber gern darauf, der Befüllung beizuwohnen. Hoffentlich wurde das schmucke Gartenutensil nach vergangener Nutzung wenigstens ordentlich durchgespült… Wie auch immer, mir hat die Truppe mal wieder richtig Laune gemacht. Später hörte ich noch, dass in Bälde Aufnahmen im Tonstudio anstehen. Eine gute Nachricht für alle Freunde der HACKE PETERS.

Eine weitere Band, die ich immer gern sehe, sich aber – verglichen mit anderen lokalen Acts – mit Live-Auftritten etwas rar macht, sind die seit 2008 bestehenden VOODOO GODZ. Ich habe sie im Verlauf der vergangenen Jahre erst drei Mal erwischen können (jeweils im Vorprogramm von THE MOVEMENT und TOTAL CHAOS sowie auf dem MUF 2011). Die eher seltenen Shows sind wohl nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass die Musiker noch parallel mit anderen Combos unterwegs sind. Aber umso schöner, wenn man sie dann mal zu fassen kriegt, wie gestern abend. Immerhin hat das Trio, bestehend aus Gerd (Gesang & Gitarre), Oli (Bass) und Enrico (Schlagzeug) in diesem Jahr eine selbstbetitelte CD eingespielt, und gemessen an ihren Fähigkeiten war das mehr als überfällig.

Auf der Bühne des Betts zeigte das T-Shirt des Frontmanns gleich das bevorzugte Genre der Truppe an: PUNK ROCK prangte in großen Lettern darauf. Vielleicht könnte man handschriftlich noch „Highspeed“ ergänzen, denn die Jungs geben richtig Gas. Gesungen wird englisch, das aus fast zwei Dutzend Liedern bestehende Set bestand aus so gut wie allen Titeln der neuen CD (Highlights für mich: „Bad Taste Movie“ als Opener, „Suicidal Idol“ und „Who’s That Shooting Through My Door?“ vor der Zugabe), einigen älteren Stücken sowie mehreren – wohl gewählten – Covers, hervorzuheben sind „Bloodstains“ (einer der genialsten Tracks ever, trotzdem selten als Cover zu hören), „My Rifle“ sowie die Klassiker „Holiday in Cambodia“ und „Ace of Spades“.

Während der Show auf dem Podest rumzuturnen, ist nicht Sache der VOODOO GODZ. Deren ganze Energie fließt in die Songs und das ist okay so. Die Jungs spielten sich auch ohne Handstand- Überschlag fast die Seele aus dem Leib, angetrieben vom Schlagzeug aus dem hinteren Halbdunkel. Habt Ihr

je einen Roboter mit Vollbart gesehen? Ich auch nicht. Deshalb nehme ich an, es handelt sich beim Drummer um einen Menschen aus Fleisch und Blut und nicht um eine gut geölte Maschine. Irgendwie beruhigend.

Last but not least standen noch die BORNHEIM BOMBS auf dem Plan, über die wir ja fast auf den Tag genau vor einem Jahr detailliert berichtet haben (hier). Angetreten

in der bestens eingespielten Stammformation mit Biebl (links) am Mikro, Jason und Sören an den Gitarren, Ramon am Bass und Gero am Schlagzeug sowie dem festen Willen, nach zwei unterhaltsamen Bands noch eins draufzusetzen.

Kultig wie immer geriet der Einmarsch der Gladiatoren mit dem Frontmann im Mönchsgewand, der zu den Klängen von „Holy Biebl“ die Anwesenden mit Apfelwein segnete. Diesen verspritzte er, bereits früher Gesegnete kennen das, mit Hilfe einer in einen Bembel getauchten Klobürste. Wohl nicht zu empfehlen, wie beim Frau Rauscher-Brunnen in Alt-Sachsenhausen mit geöffnetem Mund vor ihm stehen zu bleiben… Und ich muss mir mal ein längeres Teleobjektiv zulegen, um die Szene ohne bleibende Schäden an der Kamera angemessen einzufangen.

Mit „Trümmerfrau“, „4 Bier Schönheit“ und „Frauenversteher“ schlossen sich ebenso bekannte wie bewährte Stücke an, bevor der Sänger in seiner Gardeuniform als Pose-König und „Präsident Weichler“ auf der Bühne erschien. Auch stets ein Hingucker. Im weiteren Verlauf wurden dann „Frankfurt, Hauptstadt des Verbrechens“ (Clip dazu weiter unten) und „Sänger inner Coverband“ gegeben, wobei die blonden Langhaar-Perücken, die die Bandmitglieder nun trugen, die Mädchenherzen in den Achtzigern hätten höher schlagen lassen; Bon Jovi und Co. lassen grüßen. So war’s eine gelungene, mit einigen Rockeinlagen versehene Persiflage im XXL-Format.

Nicht mehr gespielt wurde der beliebte Song „Pariser“, vermutlich sind die Jungs dem Wahlkampf und dem Politiker-Gebrabbel vor der anstehenden Bundes- und Landtagswahl ebenso überdrüssig wie wir alle. Zum Ende des zwölf Stücke umfassenden Konzerts brachte das Quintett (nach kurzer Rücksprache mit dem Publikum) noch die Hymne „Fussball, Schnitzel, Rock ’n Roll“. Mit dem unvermeidlichen „Bornheim“, dem einzigen Cover („Anarchy in the UK“) der BB, war die Messe dann endgültig gelesen.

Hoch anzurechnen war der Band (wie auch den beiden anderen zuvor), dass sie vor den wenigen Gästen so motiviert zu Werke ging, als sei die Halle voll bis unter’s Dach. Ehrensache. Wieviel Spielfreude sie trotz nächtlicher Stunde an den Tag legten, mögen die Bilder verdeutlichen. Die Stimmung auf und vor der Bühne war jedenfalls erstklassig.

Fazit: Ein feiner Konzertabend mit drei Frankfurter Combos zwischen Genie und Wahnsinn, der eine viel bessere Publikumsresonanz verdient gehabt hätte. Ich hoffe, mit diesen Zeilen all denjenigen, die den Hintern nicht hochbekamen oder sich entschuldigen ließen, Appetit gemacht zu haben auf eine eventuelle Neuauflage der „Punkfurt“-Nacht. Denn der Ansatz war und ist ein guter.

Links: http://www.hackepeters.de/info.htm, http://www.lastfm.de/music/Hacke+Peters, https://myspace.com/voodoogodz, http://www.reverbnation.com/thevoodoogodz, http://www.lastfm.de/music/The+Voodoo+Godz, http://www.bornheimbombs.de/, https://myspace.com/bornheimbombs, http://www.lastfm.de/music/Bornheim+Bombs

Text & Fotos: Stefan
Clip: aufgenommen am Konzertabend von VodkaViolator

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