THE QUIREBOYS & THE GLORIA STORY

Das Bett, Frankfurt, 10.12.2015

The Gloria StoryViele mosern ja ständig aus den verschiedensten Gründen über Streaming-Dienste – und oft haben die Kritiker in Vielem recht. Tatsache ist aber, dass es letztlich der Verfügbarkeit der Alben des gestrigen Openers THE GLORIA STORY bei Spotify, Deezer oder Ähnlichem geschuldet ist, dass es mich auf das Konzert der QUIREBOYS im Frankfurter Club „Das Bett“ verschlug. Ja, das riecht nach Sakrileg. Ich habe ja auch nichts gegen die QUIREBOYS, im Gegenteil. Nur ging meine Sympathie für die Briten nie so weit, Shows von ihnen aufzusuchen. Diesmal war das anders, mangels Konkurrenz im sich langsam dem Ende zuneigenden Jahr; des Weiteren wegen der Empfehlung eines Bekannten, der die Band schon ein paar Mal live gesehen hatte und eben: Wegen THE GLORIA STORY.

The Gloria StoryDeren aktuelles, drittes Werk „Electric Wasteland“ geht sofort ins Ohr, bedient sich „originellerweise“ mal wieder aus dem Fundus der Siebziger Jahre und schafft es, ähnlich wie deren Landsleute THE HONEYMOON DISEASE (die ebenfalls jüngst in „Das Bett“ eröffneten), kompositorisch unverbraucht, unpeinlich und mitreißend auf den Punkt zu kommen. Live hatten die Schweden am gestrigen Abend leider nur eine halbe Stunde Spielzeit, die ohnehin nicht allzu lange Setlist wies diverse schwarze Balken auf. Fast alle Songs auf dieser waren vom dritten Album, obwohl die Skandinavier mit ihrem (vom THE HELLACOPTERS-Pianisten Anders Lindström produzierten) Debüt 2011 wohl auch so einiges in ihrem Heimatland verkauften.

The Gloria StoryResteuropa weiß davon jedoch noch nicht viel – vor diesem Tag hatten weder ich noch andere Anwesende von der Band je etwas gehört. Ähnlich wie THE HONEYMOON DISEASE neulich vor AVATARIUM gab es sound- und showtechnisch ordentlich auf die Zwölf mit maximalem Rock’n’Roll-Animalismus, vergleichbar sonst nur noch mit der Performance des MAMMOTH MAMMOTH-Sängers Mikey Tucker. Hier wie dort wurde der stressfreie Zugang in Deutschland zum Alkohol gepriesen, der The Gloria StoryFünf-Liter-Kanister mit den 3X geschwenkt – aber anders als aus Tuckers Whiskey-Flasche nicht daraus getrunken. Vielleicht besser so, die Farbe der Flüssigkeit ließ durchaus Raum für Interpretationen über den Inhalt.

Nach der Hälfte der 30 Minuten waren alle Musiker triefend nass, mit Ausnahme der Backgroundsängerin, deren Anwesenheit nicht sonderlich vonnöten schien. Höchstens für ein paar STONESsche „Whoo whoo“s für die Prise Soul neben dem punkigen Hardrock, die man live sowieso kaum hörte. Auf dem Album soll Frontmann Filip Rapp auch Gitarre spielen, live war er mit Rumrennen und Posen neben dem Singen gut ausgelastet. Kritikpunkte? Keine. Eine halbe Sternstunde des High Energyrocks. Gerne in Zukunft auch als Headliner.

Viel entspannter, abgehangener und weniger posend präsentierte sich anschließend der Hauptact, dem ein Großteil der Gäste devot aus der Hand fraß. Und das wohl schon seit einigen Jahren, viele hatten die QUIREBOYS schon mehrfach live erlebt, auch in Frankfurt.

Ihre Hochphase hatte die Formation in den späten Achtzigern – Sänger Spike erwähnte, dass „von diesem Album über sechs Millionen Einheiten verkauft The Quireboyswurden“. Welches, kann ich nur vermuten, denn ich habe die Band in der Vergangenheit immer ignoriert. Wohl, weil ich Glam- oder Hairmetal nie besonders mochte, aber das ist ungerecht: THE QUIREBOYS standen zwar oft mit solchen Combos auf der Bühne, orientierten sich musikalisch aber eher an dem, was man in den 60ern Rhythm’n’Blues nannte – also STONES, FACES und sowas, nicht RIHANNA.

Der Kajalstift und die Liebe zu Country, Blues und authentischem Rock’n’Roll schafft ein paar Parallelen zum Glamrock, unterscheidet sich aber durch weniger Poserei, zumindest in den meisten Fällen. Mit Gitarrist Guy Griffin steht zu The QuireboysSpikes Rechten ein Kollege, der ebenso wie er schon vor dem vorübergehenden Split ein QUIREBOY war. Seit 2001, bzw. 2003 sind Keyboarder Keith Weir und Gitarrist Paul Guerin mit an Bord. Die Liste vergangener Kollaborationen der Vier ist lang und enthält Namen wie Michael Schenker, Ricky Warwick, Tyla von den DOGS D’AMOUR, Joe Walsh von den EAGLES oder Countrystar Steve Earle.

The QuireboysUnd zwischen diesen Referenzen bewegt sich der Rock’n’Roll der QUIREBOYS, der mir live ziemlich gut gefiel, mich jedoch nicht zu solchen Begeisterungsstürmen animierte wie den Die-Hard-Fan in der ersten Reihe, der beinahe jeden Song mitsingen konnte. Aufmerksame Setlist-Leser wussten vorher schon, was gespielt wurde, was den Gig für Eingeweihte überraschungsarm, aber nicht weniger angenehm machte. Für mich waren das 90 Minuten Wohlfühlrock mit Partyflair (Spike: „Welcome to a Saturday night party – ‚cause every night is a Saturday night“). Naja, bei mir nicht so. Aber Spaß hat’s gemacht. Die Vorband, die war allerdings zum Niederknien. Schweden, halt. Gegenwärtig Weltmeister in Sachen Rock’n’Roll.

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Text, Fotos & Clips: Micha

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