Das Bett, Frankfurt, 14.11.2013
Mit REZUREX-Frontmann Daniel DeLeon gab sich am gestrigen Abend ein Veteran der L.A.-Punk-Szene ein Stelldichein im Frankfurter Club Das Bett. DeLeon hatte Ende der Achtziger Jahre die berüchtigte Combo THE INSAINTS gegründet, deren Sängerin Marian Anderson gerne mal nackt auftrat und sogar Live-Sex auf der Bühne praktizierte, machte nach dem Heroin-Tod von Anderson Station bei Bands wie CALAVERA, THE DEEP EYNDE und 45 GRAVE, bevor er 2005 die Rockabilly/Psychobilly-Formation REZUREX ins Leben rief. Neben dieser betreibt Daniel aktuell noch ein Goth- Rock-Projekt namens NEON KROSS. Der Mann steht also nicht nur bereits seit mehr als zwei Dekaden auf der Bühne, er fühlt sich auch in den musikalisch unterschiedlichsten Genres zuhause. Wenn ich mich recht entsinne, ist dies die erste Headliner-Tour der Band durch Deutschland, zuvor wurde immer im Package mit anderen Horror-orientierten Combos (THE OTHER, BLITZKID, etc.) getourt.
Als Opener des Abends war HOLY MADNESS (Fotos links und unten) aus Erfurt angereist, in deren Gefilden es sich offensichtlich noch nicht herumgesprochen hat, dass das Phänomen des Horror- Punks bereits vor einigen Jahren begraben wurde, vermutlich, weil man als Zuschauer die vielen schlechten MISFITS-Cover-Versionen einfach nicht mehr ertragen konnte. Dies war zumindest mein erster Eindruck des Trios, das da hübsch und wie zum Fasching maskiert auf der Bühne stand. Doch so wie befürchtet
kam’s dann nicht, denn diese Jungs kopierten ausnahmsweise mal nicht den Sound der schlechten Jerry Only-Band, die noch immer unter dem Namen MISFITS tourt, sondern orientieren sich an Deutschpunk- und Oi-Kapellen.Es wurde also Deutsch gesungen, klang ein wenig nach OHL, bzw. deren Goth-Rock-Inkarnation DER FLUCH und äußerte sich in Songs wie „Tanz der Teufel“, „Kettensäge“, „Zombie Stirb“ und „Blutgericht“. An den scheinbar obligatorischen MISFITS-Covers kam das Publikum trotzdem nicht vorbei, zudem wurde ein Track der FRANKENSTEIN DRAG QUEENS zum Besten gegeben, der das Set ein wenig auflockerte. Völlig überzeugen konnte mich das Trio dennoch nicht, was zum einen am nicht ganz optimalen Sound lag,
zum anderen an der mangelnden Eigenständigkeit der Band. Immerhin verbreiteten die Jungs schon mal ein bisschen Grusel-Atmosphäre für den folgenden Gig der REZUREX.Dann wurde es Zeit für den Headliner, der schließlich ohne Intro und großes Geplänkel loslegte. Und dies, obwohl die Nebelmaschine zuvor erprobt wurde, letztlich aber doch nicht zum Einsatz kam. Neben DeLeon, der wie gewohnt mit seinen beiden Markenzeichen, dem farbigen Iro und dem zur Hälfte geschminkten Gesicht, auftrat, standen sein langjähriger Gitarrist Manny Anzaldo, der auch in Diensten der FRANTIC FLINTSTONES steht, Drummer Adam Guerrero, der auch für die HENCHMEN trommelt und Basser Strangy von den KLINGONZ auf der Bühne. Und auch wenn der Schlagzeuger aussah, als ob er gerade seinen 15. Geburtstag gefeiert hätte, so war es doch geballte Psychobilly-Kompetenz, die sich hier vereint hatte.
Los ging’s mit „Dead World“ von der zweiten LP „Psycho Radio“, dem eine gute Zusammenstellung von Tracks der bisherigen drei Alben folgte. Musikalisch überzeugte das allemal, auch wenn die Band nicht ganz an das Song-Niveau der ebenfalls aus Kalifornien stammenden TIGER ARMY heranreicht, mit denen REZUREX oft verglichen werden. Das Spektrum bewegt sich zwischen klassischen Rockabilly-Tracks und punkig angehauchten Psychobilly-Nummern,
die alle über eine sehr eigenständige Note verfügen und durch Frontmann DeLeons Goth-Rock-Background oftmals finster und zugleich melancholisch dargeboten werden.Musikalisch gab es daher am Gig nichts auszusetzen, allerdings hätte ich mir mehr Interaktion mit dem Publikum und mehr Theatralik gewünscht. Die Songs wurden ohne Ansagen aneinandergereiht, sodass es fast wirkte, als ob am
Flughafen bereits der Flieger auf die Band wartete. Zudem tapste DeLeon stellenweise ziemlich unbeholfen auf dem Podest herum, als hätte ihn gerade sein Rhythmusgefühl im Stich gelassen. Eine schummrigere Beleuchtung und etwas Nebel hätten dies sicher kaschieren können, doch letztlich hat eben nicht jeder Musiker die Frontmann-Qualitäten eines Köfte de Ville von MAD SIN.Und so blieben denn der abgetrennte Kopf, der beim Song „Blue Kiss“ zum Einsatz kam (Clip dazu weiter unten) und die Space- Gun, die bei „Suicide“ gezückt wurde, die einzigen optischen Highlights des Gigs. Musikalisch war’s wie bereits erwähnt hervorragend und mit Tracks wie „Black Rose“ und „Dia de los Muertos“ standen
sogar einige All-Time-Psychobilly-Classics auf der Playlist. Die etwa 60 Besucher hatten auf jeden Fall Spaß und bei den nachfolgenden Klängen des DJs wurde sogar noch das Tanzbein geschwungen. Alles in allem ein schaurig-schöner Abend mit kleinen Makeln, der perfekt zur dunklen Jahreszeit passte.Links: https://myspace.com/rezurex, http://www.reverbnation.com/rezurex, http://www.lastfm.de/music/Rezurex, https://www.facebook.com/HolyMadness, https://myspace.com/holymadness138, http://www.reverbnation.com/holymadness, http://www.lastfm.de/music/Holy+Madness
Text: Marcus / Fotos: Stefan
Clip: am Konzertabend aufgenommen von VodkaViolator
Mehr Bilder:
Einen weiteren Konzertbericht zu REZUREX findet Ihr hier.