Königstein, 10. August 2019
Sommerfestivals, Teil 3: Unser Fotograf Eric besuchte im idyllischen Königstein das „Rock auf der Burg“-Festival. Das eintägige Spektakel wird seit über 14 Jahren vom ehrenamtlichem Verein Rock AG e.V. mit Unterstützung der kleinen Taunusgemeinde organisiert. Nachwuchsbands aus der Umgebung geben sich zusammen mit bekannteren Formationen ein Stelldichein auf zwei Bühnen, wobei diverse Stilrichtungen von Rock und Metal gespielt werden. Insgesamt traten 13 Combos teilweise parallel auf der „Mainstage“ und der „Kellerstage“ an, die Besucher konnten sich somit ohne Pausen auf einer der beiden Bühnen die einzelnen Gigs anschauen. Außerdem galt es natürlich die Atmosphäre auf dem schönen Gelände mit herrlichem Blick auf Frankfurt zu genießen. Im Folgenden zeigen wir die schönsten Impressionen von der Veranstaltung, kommentiert vom Fotografen selbst.
Pünktlich um 15 Uhr ging es los mit den Frankfurtern FIRESTORM. Vom warmen Wetter und dem noch recht leeren Festivalgelände unbeeindruckt feuerten die Jungs auf der Hauptbühne ihren Mix aus traditionellem Heavy Metal und Thrash Metal ab. Leider bekam die Gruppe um das „Jack Black“ Lookalike Marco Russo als Opener nur eine halbe Stunde Spielzeit. Eine Formation, die man gerne mal mit einem längeren Set, zum Beispiel beim Taunus Metal Festival, sehen möchte.
Nach dem heißen Auftakt mit FIRESTORM ging es erstmals hinunter in den kühlen Keller der Burg, wo die Festivalgäste von einem grinsenden Skelett begrüßt wurden. Dort ließen es dann BEL BLAIR etwas ruhiger angehen.
Im April 2019 siegte das Wiesbadener Quintett beim „Bandsupporter“- Wettbewerb und verdiente sich somit ihren Auftritt auf dem Festival. Ein bisschen Indie, ein bisschen Funk, etwas Rock, ein Hauch California-Pop: Ein Stilmix, der dem überwiegend jungen Publikum im Keller gefiel. Das alte Gewölbe erinnert an den Frankfurter DKK und das Café Exzess, die Bühne ist mit einer Fläche von etwa zwölf Quadratmetern winzig.
Danach schnell wieder raus aus dem Keller! Auf der Hauptbühne spielte SILVERLANE, die mit ihrem Power Metal bereits als Support von LORDI und DORO unterwegs gewesen sind. Sänger Tom Klossek wirbelte über das Podest und riss das von der Nachmittagssonne verwöhnte Publikum mit.
Der nächste Act KIND KAPUTT hatte es nach dem energetischen Auftritt von SILVERLANE nicht leicht. Die deutschsprachige Post-Hardcore-Formation veröffentlichte im März 2019 ihr Debüt „Zerfall“. Das Konzept-Album mit den Themen Selbstfindung, Angst und anderen Problemen der Generation Y wurde von der Musikpresse gelobt. Auf dem gemütlichen Festival wirkte die Band auf der großen Bühne allerdings etwas deplatziert.
Die Kellerstage wäre wohl die bessere Wahl gewesen, aber dort brachten fast zeitgleich AREA DISASTER dem begeisterten Publikum einen Metal-Klassiker nach dem anderen zu Gehör. Mit einem Programm aus 40 Jahren Hardrock-Geschichte sowie eigenen Stücken ist die Truppe in wechselnder Besetzung schon viele Jahre unterwegs. Mit dem neuen Sänger Said Khochsima hat die Band einen prima Shouter, der Hits wie „Breaking the Law“ (JUDAS PRIEST) oder „Run to the Hills“ (IRON MAIDEN) überzeugend herausbrüllte. Der Keller bebte zum ersten Mal an diesem Tag, aber es sollte nicht das letzte Mal sein.
Nach einer Bierpause konnte ich noch ein paar Songs der Berliner Band ENGST lauschen, die auf der Mainstage ihre Mischung aus deutschsprachiger Popmusik, einer Prise Punkrock und gefälligen Melodien darbot.
THE TEX AVERY SYNDROME entleihen ihren Namen dem amerikanischen Cartoonisten Tex Avery, der einst weltbekannte Figuren wie Bugs Bunny, Duffy Duck oder Schweinchen Dick prägte. Die Frankfurter um Powerfrau Laura Gierl bewegen sich irgendwo zwischen Thrash Metal, Hardcore und ja, Classic Rock und man wundert sich, wo die zierliche Sängerin ihre tiefen Growls herholt. Anfang Oktober soll das Debüt-Album „Origin“ erscheinen. Es dauerte nicht lange ehe sich der Keller in einen feiernden Moshpit verwandelte. Ohne Zweifel der aufregendste Auftritt des Tages!
International ging es auf der Hauptbühne mit RIVER BECOMES OCEAN weiter. Die Formation aus Brighton lieferte einen soliden Gig ab; musikalisch bewegt sich das Quartett zwischen LINKIN PARK und Heavy Rock. Der sehr aktive Bassist George Donoghue, der eine Rekordzahl an Jumps fabrizierte und samt seinem Instrument durchs Publikum raste, trug einen großen Teil zu der dynamischen Show bei. Musikalisch blieb bei mir aber nicht allzu viel hängen.
Über der Burg wurde es langsam dunkel und nun standen den Besuchern noch die beiden Headliner des Festivals bevor.
ENEMY INSIDE aus Aschaffenburg wurde 2017 von Sängerin Nastassja Giulia und Gitarrist Evan K (MYSTIC PROPHECY, EXIT EDEN) gegründet. Das Quintett hat sich in der kurzen Zeit seines Bestehens eine beachtliche Fanbase aufgebaut, gemessen an der Zahl der Band-Shirts, die ich auf dem Festival erspähte. Für die Fans war es unverständlich, dass die Formation „nur“ auf der kleinen Bühne spielte um ihre Mischung aus Dark Rock und Modern Metal zu präsentieren. In der Tat kam die Show im Gewölbe der Burg nicht genug zur Geltung. Zwar spielte die Band sehr druckvoll und routiniert, aber ENEMY INSIDE brauchen Platz, eine gute Lightshow (ohne Rauchmaschine) und Bewegungsfreiheit für eine Rampensau wie den Bassisten Dominik Stotzem. Nächstes Jahr bitte nochmal, dann auf der großen Bühne!
Headliner auf der Mainstage war EMIL BULLS, eine Formation, die sich schon mehr als 20 Jahre im harten Metal-Geschäft behauptet. Ich konnte nur die letzte halbe Stunde des Auftritts verfolgen, aber der Gig wusste zu gefallen. Die Münchner setzten den Schlusspunkt des „Rock auf der Burg“-Festivals, das laut Veranstalter in diesem Jahr von rund 1000 Musikfans besucht wurde.
Foto ganz oben: Said Khochsima, Frontmann von AREA DISASTER
Links: https://rockaufderburg.de/, https://de-de.facebook.com/RockAufDerBurg/
Text & Fotos: Eric, https://www.flickr.com/photos/vanreem
Clip: aufgenommen am Konzertabend von asnaghurt