THE SCANDALS, WARCOLA, JUST ANOTHER CONSUMER

FLAIR, Frankfurt, 10.08.2013

Die Buchstaben D.I.Y. sind untrennbar mit dem Punk-Genre verbunden und dienen den Musikern, Veranstaltern, Fanzine-Betreibern und DJs immer wieder aufs Neue als Ansporn, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Getreu dieses Mottos wurde am gestrigen Abend kurzerhand ein Keller in Rödelheim zum Punk-Club umfunktioniert, um drei texanischen Bands eine Bühne zu bieten. Mit von der Partie waren die SCANDALS (Foto rechts), WARCOLA und JUST ANOTHER CONSUMER, die allesamt aus Dallas stammen. Angereist waren lediglich acht Musiker, die sich auf die genannten Combos verteilten und dabei natürlich nicht nur einmal in Aktion traten. Zunächst einmal gilt es an dieser Stelle jedoch die Veranstalter zu loben, die das improvisierte Konzert bestens organisiert hatten.

Der Eintritt war frei, da das Ganze als Hausparty deklariert war, Bier gab’s gegen eine kleine Spende und die sanitären Einrichtungen machten einen besseren Eindruck als in manch professionell betriebenen Laden. Bekannt gemacht wurde der Gig lediglich über persönliche Einladungen und Mundpropaganda. Das war auch ganz gut, denn allzu viel Platz boten die Räumlichkeiten nicht, so dass ich froh war, ob der warmen Außentemperaturen nicht mit 100 Leuten in einer Sauna schwitzen zu müssen, zumal bei Konzertbeginn die Fenster verrammelt wurden, um die Nachbarn nicht mehr als nötig zu belästigen.

Gegen 23 Uhr betrat schließlich die erste Band die Bühne und sammelte schon mal optisch Punkte. Es handelte sich um THE SCANDALS, deren Blickfang ein mexikanisch-stämmiger Sänger ist, der mit langen Spikes auf dem Kopf, Nieten an der Lederjacke und einem schwarzen Sombrero auf dem Rücken ein recht skurriles Bild abgab. Das Quartett, so erfuhr ich später bei einem Plausch mit dem Gitarristen Dirty

Harry, feiert in diesem Jahr bereits sein zehnjähriges Bestehen und hat auch die eine oder andere Scheibe veröffentlicht. Ob Sänger José am gestrigen Abend wissentlich ein defektes Mikro nutzte, das seine Stimme wie aus einem Kofferradio der Sechziger Jahre klingen ließ, entzieht sich meiner Kenntnis.

Fest steht jedoch, dass es Spaß machte, den Texanern dabei zuzuschauen, wie sie ihren rumpeligen Streetpunk zum Besten gaben. Einigen Ansagen nach zu urteilen ging’s textlich hauptsächlich um Saufen und Kiffen, was auch erklärt, dass die Band zuletzt mit den HAMMERCOCKS und den MURDER JUNKIES in den USA auf Tour war. Als erklärter CASUALTIES- und EXPLOITED-Anhänger erteile ich den Jungs daher schon mal offiziell meinen Segen, auch wenn ich fand, dass sie etwas zu lange spielten; eine halbe Stunde hätte es auch getan, so wurde es fast eine ganze.

Als nächstes auf dem Programm standen WARCOLA, die sich nahezu aus den gleichen Musikern rekrutieren. Allerdings hatten Gitarrist und Basser die Instrumente getauscht und der lustige Tex-Mex-Punk mit dem Sombrero wurde durch einen langen Schlaks ersetzt, der sich mir zuvor als Matt (Foto unten) vorgestellt und berichtet hatte, dass er einer der Darsteller des Films „Pot Zombies“ ist. Two thumbs up! WARCOLA schlugen, trotz des nahezu identischen Lineups, musikalisch in eine andere Kerbe. Geboten wurde schneller, treibender

Oldschool-Hardcore, der ob der rotzigen Vocals von Matt recht dreckig rüberkam. Die Band ist bereits seit 2006 unterwegs, hat auch einige Veröffentlichungen vorzuweisen und gefiel mir noch einen Tick besser als der Opener, weil härter und schneller.

Zu guter Letzt und zu inzwischen später Stunde, es dürfte wohl bereits nach 1 Uhr gewesen sein, legten noch JUST ANOTHER CONSUMER los. Gefrontet wurde die Band von der mexikanischen Walküre Alyssa Ortega (Foto unten), ebenfalls mit an Bord war WARCOLA-Shouter Matt, der hier den Part des Bassisten übernahm. Der Sound der Truppe erwischte die verbliebenen Besucher wie ein außer Kontrolle geratener Traktor die Kuh auf der Weide.

JUST ANOTHER CONSUMER bestachen durch eine brachiale Mixtur aus Thrash und Death Metal, wobei letzterer Stil hauptsächlich von den Furcht einflößenden Growls von Alyssa generiert wurde.

Alles in allem ein kurzweiliger Auftritt, bei dem besonders der Drummer mit seinem rasend schnellen Spiel zu überzeugen wusste. Ein Wunder, dass der Gute nach dem Gig nicht sofort ins Sauerstoffzelt musste. Gegen Ende der Show gab’s dann noch eine Cover-Version des Songs „Into the Crypts of Rays“ der mächtigen CELTIC FROST – ein Dampfhammer, der einen würdigen Abschluss des Gigs markierte.

Fazit: Ein äußerst gelungener Abend mit den acht Texanern, die mit ihren drei Bands für harte Klänge, gute Laune und viel

Abwechslung sorgten. Für uns sollte die Messe allerdings noch lange nicht gelesen sein, denn bei der feucht-fröhlichen After-Party mit den Musikern, bei der auch CDs verschenkt wurden, verging die Zeit wie im Flug. Und so mancher wunderte sich später, dass es plötzlich schon halb vier und die Möglichkeiten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu gelangen, stark eingeschränkt war. Wohl dem, der ein Stahlross sein Eigen nennt.

Links: Scandals/Facebook, https://myspace.com/scandalspunx, https://myspace.com/warcola, http://www.reverbnation.com/warcola, Just Another Consumer/Facebook, https://myspace.com/justanotherconsumer, http://www.reverbnation.com/justanotherconsumer

Text & Fotos (7): Marcus / Fotos (23) & Clips: Stefan

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