SHAWN JAMES AND THE SHAPESHIFTERS

Antik Café, Wölfersheim, 4.10.2014

Shawn James & the ShapeshiftersSchande über uns. 36 Veranstaltungen fanden bereits unter dem Motto „Rebel meets Bembel“ statt und dennoch ist dies ist das erste Mal, dass wir über die fantastische Konzertreihe berichten. Ins Leben gerufen wurde sie im Jahr 2009, seither geben sich in deren Rahmen international renommierte Country-, Blues-, Hillbilly-, Folk- und Bluegrass-Künstler die Klinke in die Hand. Unter anderem standen bereits Bob Wayne, Joe Buck, J.B. Beverley, COWBOY BOB & TRAILER TRASH, die .357 STRING BAND, JAYKE ORVIS & THE BROKEN BAND und die PINE BOX BOYS – um nur einige zu nennen – auf der Bühne. Alles ist authentisch, echt und 100 Prozent hipster- und kunststudentenfrei. Initiator ist Heinrich XIII, seines Zeichens Gitarrist und Sänger der im Shawn James & the ShapeshiftersWetterau-Kreis ansässigen Band HEINRICH XIII & THE DEVILGRASS PICKERS, der mit seinen Mannen in der Regel als Opener der internationalen Acts agiert. Als Auftrittsorte dienen drei unterschiedliche Locations, die nicht weit voneinander entfernt liegen. Am gestrigen Abend war einmal mehr das Antik Café in Wölfersheim Schauplatz des Spektakels.

Bisher hatte mich immer der Anreiseweg abgehalten, die Veranstaltungen zu besuchen, da ich als naiver Großstädter annahm, dass ein Ort namens Wölfersheim vermutlich hinter den sieben Bergen liegen müsse, doch dem ist nicht so. Der Ort liegt etwa eine halbe Stunde von Frankfurt entfernt Richtung Norden und ist mit dem Auto bequem erreichbar, Shawn James & the Shapeshiftersmit öffentlichen Verkehrsmitteln dürfte es allerdings schwierig werden.

Auf SHAWN JAMES AND THE SHAPESHIFTERS wurde ich durch den – man kann es nicht anders sagen – wahnsinnigen Videoclip zum Song „Hunger“ aufmerksam (unbedingt hier bei YouTube anschauen!), der eine kleine Redneck-Revenge-Story liefert, in der die Bandmitglieder einem Farmer dessen selbstgebrauten Moonshine entwenden und nachfolgend Opfer seiner blutigen Rache werden – Geschichten, die das Leben in Arkansas schreibt. Die Shawn James & the Shapeshiftersvermeintlichen Rednecks entpuppten sich vor Ort jedoch als überaus sympathische und weltoffene Jungs, mit denen man schnell ins Gespräch kam. Shawn James selbst hat einen griechischen Vater und war daher bereits in Europa, für alle anderen Mitglieder der Combo war es der erste Ausflug auf den alten Kontinent. Und den genossen sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht, vielen neugierigen Fragen und – natürlich – dem köstlichen hessischen Nationalgetränk.

Heinrich XIII & the Devilgrass PickersDoch bevor die Musiker aus Arkansas ihre Klasse auf der Bühne unter Beweis stellen durften, heizten erstmal HEINRICH XIII & THE DEVILGRASS PICKERS (Fotos rechts und unten) die Stimmung an. Die Band treibt seit gut zehn Jahren ihr Unwesen, blickt auf zwei Alben zurück und bietet „straight, true & hellbound Country Music“, die sich an großen Vorbildern wie Hank III, Johnny Cash, Bob Wayne und vielen anderen Outlaw-Singer- und Songwritern orientiert. Die Livegigs liefern dabei eine illustre Mischung eigener Lieder und Cover-Songs bekannter Klassiker wie beispielsweise „I Saw the Light“ und „Ghost Riders in Heinrich XIII & the Devilgrass Pickersthe Sky“ – alle dargeboten mit dreckiger Punk-Attitüde. Das Antik Café, gelegen inmitten eines spießigen Wohngebiets, das ob seiner rustikalen Einrichtung ohnehin wie eine Scheune anmutet, verwandelte sich dabei in Bob’s Country Bunker aus dem Film „Blues Brothers“ und vermittelte eine durchaus authentische amerikanische Country-Club-Atmosphäre. Yeahaw!

Shawn James & the ShapeshiftersNach einer kleinen Umbaupause war die Zeit reif für Shawn James und seine SHAPESHIFTERS, die übrigens deshalb so heißen, weil Sänger, Songwriter und Gitarrist Shawn (rechts) zum einen ein Faible für das Übernatürliche hat und sich zum anderen durchaus der Tatsache bewusst war, dass eine Backingband stets einer relativ hohen Fluktuation ausgesetzt ist. Die Wahl des Namens ist daher eine clevere Idee. Hatte der oben erwähnte Videoclip zunächst den Eindruck vermittelt, dass hier allesamt gestandene Musiker am Werke seien, so stellte sich vor Ort heraus, dass die meisten Akteure noch in ihren Zwanzigern sind und Shawn mit seinen 28 Lenzen schon zu den Älteren gehört.

Shawn James & the ShapeshiftersUmso überraschender war die dargebotene musikalische Bandbreite, die das Quintett bediente. Von gefühlvollen Folk-Balladen über mitreißende Blues-Rocker bis hin zu düsteren, schwerfälligen Moritaten war alles vertreten, was Country-, Blues- und Folk-Fans, die Tom Waits, den BEASTS OF BOURBON oder Shawn James & the Shapeshiftersfinsteren Folk- Rockern wie MURDER BY DEATH oder THOSE POUR BASTARDS nicht abgeneigt sind, begeistern dürfte. Die Optik der Combo erinnerte, wie bereits der Videoclip, an eine schnapsbrennende Hillbilly-Gang. Vor allem Banjo-Spieler Baker war mit GORGOROTH-Shirt, langem Rauschebart, einem kleinen Knochen durch die Nase und wirrem Blick ein echter Blickfang auf der Bühne.


Stets im Mittelpunkt stand aber Bandleader Shawn, dessen raues, finsteres Blues-Organ die Songs deutlich prägte. Gespielt wurden zumeist eigene Stücke, die Band hatte mit „The Wolf, the Bear and the Hawk“ (Soundfile zu „The Bear“ Shawn James & the Shapeshiftersoben) eine interessante musikalische Album-Trilogie im Gepäck. Aber auch Traditionals wie „God’s Gonna Cut You Down“, das auch auf der fünften Scheibe der „American Recordings“ von Johnny Cash zu finden ist, und einige Cover-Versionen wie das fantastische „Love Me or Die“ des australischen Blues-Musikers C.W. Stoneking waren vertreten.

Shawn James & the ShapeshiftersJames begann zunächst mit einer eindrucksvollen Gitarre aus schwerer Bronze, die, wie er uns mitteilte, tatsächlich Patina ansetzt, wenn sie zu lange mit Schweiß in Berührung kommt, und gab einige sehr wilde, heftige Songs zum Besten. Danach stieg er auf eine herkömmliche Akustik-Gitarre um, mit der auch die Tracks softer wurden. Nach einigen fast zu seichten und folkigen Songs wurde aber Shawn James & the Shapeshifterswieder aufs Gaspedal getreten. Abgerundet wurde der Gig durch Cover-Versionen von IRON MAIDEN („The Number of the Beast“) und von MOTÖRHEAD („Ace of Spades“), bevor als abschließender Song der eingangs erwähnte Track „Hunger“ noch einmal mit Bronze-Gitarre gespielt wurde. Der Gig war nahezu perfekt, Ambiente, Sound und Stimmung passten und es machte großen Spaß.

Eine Übersicht über die „Rebel meets Bembel“- Events findet Ihr übrigens auf der Website www.rebelmeetsbembel.de, nahezu jeden Monat steigt in der Wetterau eine neue Party – der Besuch lohnt sich!

Links: http://www.heinrich13.com/, http://de.myspace.com/heinrich13, http://www.shawnjamesmusic.com/, https://myspace.com/shawnjamessoul, http://www.reverbnation.com/shawnjamessoul, http://www.lastfm.de/music/Shawn+James+&+the+Shapeshifters, https://shawnjamessoul.bandcamp.com/

Text & Fotos: Marcus
Clip: aufgenommen am Konzertabend von VodkaViolator

Alle Bilder:

Diese Diashow benötigt JavaScript.

1 Comment

Filed under 2014, Konzerte, Videoclips

One Response to SHAWN JAMES AND THE SHAPESHIFTERS