STAR FUCKING HIPSTERS

Au, 18.08.2012

Ursprünglich wollten wir euch (und uns) ja beim vergangenen Double Feature-Wochenende in der Au das Rundum-Glücklich-Paket bieten und sowohl vom Auftritt der 7 SECONDS am Freitag als auch von dem der STAR FUCKING HIPSTERS am Samstag berichten. Doch leider kommt es manchmal anders, als man denkt. Da wir in der Regel nicht auf Gästelisten stehen, unsere Konzerttickets selber kaufen und am Freitag etwas zu spät dran waren, drehte uns der Doorman ’ne lange Nase und wir kamen nicht mehr rein. Das heißt, rein zwar schon, aber nicht mehr runter zur Bühne. Das Konzert wurde dann zwar mittels Beamer nach draußen in die „Furcht-Bar“ übertragen, aber darüber schreiben wir natürlich nix.

Über den Gig der STAR FUCKING HIPSTERS dagegen schon: Die Crossover- Band entstammt der New Yorker Squat-Szene, ihre Mitglieder spielen außerdem in

diversen anderen Gruppen unterschiedlichster Genres und bringen daher verschiedenste Einflüsse und Erfahrungen mit. Das macht den Reiz der Musik der SFH aus, denn in ihr finden sich sowohl Elemente des Punk, des Hardcore und des Ska als auch aus Metal und Rock. Dass diese interessante Melange mehr und mehr Anhänger findet, blieb auch den Plattenbossen nicht verborgen: Ihre bisherigen drei Longplayer „Until We’re Dead“ (2008), „Never Rest in Peace“ (2009) und „From the Dumpster to the Grave (2011) veröffentlichten die Hipsters auf so renommierten Labels wie Alternative Tentacles und Fat Wreck. 2012 sind sie mit einer neuen Split-EP („The Fucking Split“ auf Inimical Records) am Start, deren drei Songs fanden allerdings für die Setlist des Gigs im Au-Keller keine Berücksichtigung.

Das Lineup der Band hat in den vergangenen sieben Jahren häufiger gewechselt, als ich das an dieser Stelle dokumentieren kann und möchte. Einzige Konstante im unbeständigen Universum der SFH scheint Mastermind Scott Sturgeon (Foto unten) alias STZA (auch bei LEFTÖVER CRACK) an der

Gitarre und gelegentlich am Gesang zu sein, der an allen bisherigen Alben beteiligt war. Er spielte am gestrigen Abend trotz angebrochener Hand. Ein absoluter Hingucker war die Sängerin Corrina „Crazy Train“ mit ihrem roten Basecap, die außerdem bei der Band CRACKBOX aus New Orleans vorn in der Mitte steht. Sie erinnerte mich durch ihre Bewegungen, Sprünge (trotz maladem, bandagierten Knie) und vom gesamten Auftreten her stark an die Sängerin Magali von der französischen Punkrock-Kapelle LA FRACTION. Und ebenso wie diese hat auch Corrina, wenn bei anderen Frontleuten längst die Schnappatmung eingesetzt hat, noch immer ein Lächeln im Gesicht. Famos!

Bereits beim Opener „Immigrants & Hypocrites“ setzte sich die Meute vor der Bühne in Bewegung, ab dem zweiten Stück „Zombie Christ“ war sie außer Rand und Band, und das blieb so, bis der letzte Akkord verklungen war. Auch die erste Bierdusche ließ nicht lang auf sich warten, weitere folgten. Nicht unangenehm bei Temperaturen wie in einer finnischen Sauna. Einziges Manko: Leider gibt es immer wieder einige Vollpfosten, die beim Rumspringen im Moshpit ihre Bierflasche in Kopfhöhe halten und wild hin und her schwenken müssen. Wahrscheinlich sind sie selbst mal gegen eine gelaufen. Aber soweit ich das mitbekam, ging alles ohne ernsthafte Blessuren ab.

Das Set beinhaltete knapp fünfzehn Songs, meine Favoriten waren alle dabei, angefangen bei den skalastigen Stücken (u. a. „The Civilization Show“) über Indie-Rocker wie zum Beispiel „Two Cups of Tea“ (erinnert mich stets an den PIXIES-Sound) sowie mein Lieblingsstück „Until We’re Dead“ (siehe unseren XXL- Clip weiter unten – nehmt euch die Zeit, das lohnt sich). Das Lied wurde in einer satten Acht-Minuten-Fassung präsentiert, inklusive eines längeren Intros mit Seifenblasen-Deko. In den knapp 20 Jahren, die ich nun schon in die Au gehe, habe ich ja schon so einiges (fast alles?) mal gesehen, aber Bubbles aus dem Pustefix-Röhrchen waren noch nicht dabei. Die Blasen, die aus dem Publikum auf die Bühne schwebten, machten den Musikern sichtlich Spaß und sie waren kurz davor, den Deal „More bubbles“ gegen „More songs“ abzuschließen.

Natürlich war dann doch zu später Stunde irgendwann mal Schluss. Selten habe ich ein Konzert als so intensiv empfunden und den Raum dermaßen euphorisiert verlassen. Die Show gefiel mir so gut, dass ich spontan Lust bekam, zeitnah noch ein paar weitere anzusehen. Und hätte am Tourvan – wie einst an den Fahrgeschäften einer Kirmes – ein Schild mit der Aufschrift „Junger Mann zum Mitreisen gesucht“ gestanden, dann hätte ich es mir an diesem Abend wohl ernsthaft überlegt…

Die frühere offizielle Band-Website starfuckinghipsters.com verlinkt inzwischen, warum auch immer, auf eine Sexseite. Unter http://www.myspace.com/starfuckinghipsters und http://www.reverbnation.com/starfuckinghipsters gibt es Hörproben zu den SFH, auf http://www.myspace.com/crackboxpunk präsentiert sich Corrina’s zweite Band CRACKBOX.

Setlist: Immigrants & Hypocrites – Zombie Christ – Design – The Broken Branches – Death is Never out of Fashion – Two Cups of Tea – Look Who’s talking Now! – The Civilization Show – Honey, I Shrunk the Cops! – Vol. II – 3000 Miles Away – Until We’re Dead // Rapture, Rinse, Repeat – Severance Pay

Text: Stefan / Fotos & Clip: Kai

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