Au-Sommerfest, 9.06.2012
Hier der dritte und letzte Teil unserer Rückschau zum 29. Sommerfest in der Frankfurter Au; wir würdigen die Auftritte von UNION JACK aus Frankreich, der SUBHUMANS (Foto links) aus England und von ASTA KASK aus Schweden. An Position drei des Festivals gesetzt war das französische Trio UNION JACK. Rude Ben (Bass & Gesang), Tom (Gitarre & Gesang) und Skrack (Schlagzeug) spielten Punkrock mit gelegentlicher Ska-Kante und einigen Hip-Hop-Einsprengseln. Eine Kombination, die (das ist nicht neu) funktioniert und auch bei dieser Band durchaus mitriss. Ich hatte noch nie von den „Punk-Aktivisten aus Paris“ (so nennen sie sich selbst auf ihrer Website) gehört, aber auch zum Entdecken hat das Au-Fest immer schon getaugt. Nur: Warum singen die Jungs ihre Songs ausschließlich in englischer Sprache? Sie sind deshalb nicht unbedingt besser zu verstehen, und dass französische Vocals im Punk hervorragend passen, haben schon viele Bands des Genres bewiesen.
Außerdem traten mir, ihr mögt es vielleicht anders wahrgenommen haben, die drei Kerle ein wenig zu verkniffen auf. Lächeln verboten? Wir feierten doch gemeinsam ’ne Party. Vielleicht gehört das aber einfach dazu, wenn man unter dem Namen „Bad Ska Corporation“ (siehe Logo) firmiert. Sie kamen trotzdem recht sympathisch rüber und daher passte die coole Attitüde nicht wirklich zu ihnen. Wie auch immer, der Sound stimmte und im Verlauf des Gigs fanden sich verdientermaßen mehr und mehr Tanzwillige vor der Bühne ein. Außerdem waren UNION JACK der perfekte Opener für die folgende Band, die musikalisch in die selbe Kerbe schlägt.
Die Rede ist von den englischen SUBHUMANS (nicht zu verwechseln mit der kanadischen Band gleichen Namens). Die Polit-Punks, häufig auch als Anarcho- Punks bezeichnet, brachten bereits vor über 30 Jahren ihre erste Platte heraus.
Kopf und Frontmann der Truppe ist Sänger Dick (Foto ganz oben links), der auch bei CITIZEN FISH am Mikro steht. Komplettiert wird das Lineup der Combo, die sich 1998 nach zwölf Jahren Schaffenspause reformierte und seitdem zur Freude ihrer zahlreichen Fans wieder durch die Lande tourt, durch zwei weitere Gründungsmitglieder: Bruce (Gitarre, Foto links) und Trotsky (Schlagzeug), dazu kommt noch Phil (Bass), der auch schon seit 1983 dabei ist.
Ich hörte, dass die Band in den vergangenen Jahren schon mehrmals für die Au gebucht worden war, aber ihre geplanten Auftritte jeweils absagen musste. Zuletzt kamen die SUBHUMANS meines Wissens 2007 nach Frankfurt, damals ins Exzess (auch dieser Gig war übrigens herausragend). Ihr Markenzeichen sind die Midtempo-Breaks, die in die schnellen Punksongs eingebaut werden, um Dich kurz Luft holen zu lassen, bevor die ursprüngliche Melodie wieder aufgenommen wird und Dich mit Vollgas gegen die Wand knallen lässt. Diesen Stil hat das Quartett im Laufe seiner langen Karriere perfektioniert, zahlreiche Alben legen Zeugnis davon ab.
Nun waren sie also endlich auch beim Sommerfest-Open Air präsent. Und wie. Vom ersten Song an gaben die Briten dem inzwischen zahlreich versammelten Publikum richtig Zunder. Bei Stücken wie „Waste of Breath“, „This Year’s War“ oder „Apathy“ (siehe den Clip weiter unten) gab’s dann sowohl für die Musiker als auch für die Fans kein Halten mehr. Dick sprang, hüpfte und tänzelte auf der Bühne ohne Unterlass –
immer in Bewegung, der Mann (und eine Herausforderung für alle, die versuchten, ihn zu fotografieren). Dabei schrie er voller Leidenschaft seine pointierten, die Gesellschaft und Politik aufs Korn nehmenden Texte heraus, das Publikum moshte im Zuschauerraum, die Mutigeren (oder durch Alkohol Schmerzbefreiten) versuchten sich im Stagediving. Für mich war die Show Fest für Ohr und Auge zugleich: Einen Performer wie Dick sieht man nicht alle Tage. Er erzählte mir später, dass er inzwischen 51 Jahre alt sei. Wo nimmt er bloß diese Energie her? Wer den Gig gesehen hat, wird mir zustimmen: Gegen ihn kann das HB-Männchen einpacken.Als letzte Band des Festivals und somit als Headliner des Abends enterten die Schweden ASTA KASK die Bühne. Die Band existiert, mit einigen zum Teil längeren Unterbrechungen, seit 1978 und ist somit so etwas wie das schwedische Pendant zur deutschen Punk-Legende SLIME. So richtig anfreunden konnte ich mich mit der
Gruppe allerdings noch nie, was zum einen am von mir wenig geschätzten Tralala- Punk im Stile von BAD RELIGION, zum anderen an den ausnahmslos schwedischen Texten liegt, die man weder mitgrölen, noch verstehen kann. Und so war mein Platz während des Gigs nicht vor der Bühne, sondern vor der Theke.Aber einmal mehr gilt auch hier der Grundsatz, dass sich über Geschmack streiten lässt. Was für mich langweilig war und so klang, als ob die Band 30 Mal hintereinander den gleichen Song spielen würde, hat andere Besucher – und davon gab es zu später Stunde eine ganze Menge – durchaus begeistert. So ist es eben beim Au-Sommerfest, nicht jede Combo weiß jedem zu gefallen, was aber auch völlig okay ist, denn ehrlich gesagt war ich noch nie dort, um eine bestimmte Band zu sehen, sondern um Freunde zu treffen, Spaß zu haben und die Atmosphäre zu genießen. Und all dies hat auch diesmal wieder gestimmt. In diesem Sinne: Prost und bis zum nächsten Jahr!
Links: http://unionjackxxx.free.fr/, http://www.myspace.com/unionjackbeerrecords, http://www.citizenfish.com/, http://www.myspace.com/subhumansuk, http://astakask.com/, http://www.myspace.com/astakask
Text (SUBHUMANS & UNION JACK) & Clips: Stefan
Text (ASTA KASK): Marcus
Fotos: Kai
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