Zoom, Frankfurt, 15.02.2014
Ich will ehrlich sein. Ich war nie ein großer Fan der SUPERSUCKERS, bereits bei meiner ersten Begegnung mit ihnen im Jahr 1994, als sie als Opener des Subpop-Packages REVEREND HORTON HEAT und THE DWARVES im Frankfurter Negativ fungierten, empfand ich die Formation aus Arizona als schwächsten Part des Lineups. Und dies, obwohl die Jungs damals noch treibenden Punkrock boten, der zwar nicht der Güteklasse der DWARVES entsprach, aber immerhin kurzweilig und hörbar war. In den Folgejahren nahm die Band noch einige brauchbare Scheiben auf, unter anderem ein interessantes Country-Werk, bevor sie im neuen Jahrtausend immer mehr in den musikalischen Mainstream abdriftete. Aktuell laufen Songs der SUPERSUCKERS zwischen BON JOVI und Bruce Springsteen im US-Radio, was sicherlich nichts Verwerfliches ist, aber eben nicht meiner Philosophie des Punk entspricht. Warum ich mir den gestrigen Gig im Zoom dennoch angetan habe, liegt vor allem daran, dass ich es interessant finde, den musikalischen Werdegang von Bands zu beobachten, die mich schon seit Dekaden begleiten.
Der Club war etwa zu zwei Dritteln gefüllt, die Stimmung gut und pünktlich um 20 Uhr ging’s mit den Frankfurter Lokalmatadoren BORNHEIM BOMBS los, die vor wenigen Wochen ihr drittes Album „Analog Rebell“ veröffentlicht haben. Die Jungs treiben nun bereits seit
sechs Jahren ihr Unwesen, und man muss – ob man nun Deutsch-Rock/Punk mag oder nicht – attestieren, dass die Truppe seit ihren ersten Auftritten eine erstaunliche Entwicklung genommen hat und mittlerweile in puncto Selbstvertrauen, Spielfreude und Authentizität eine feste Institution ist.Die gestrige Show bot eine Mischung alter Klassiker und neuer Hymnen wie „Analog Rebell“, „Frankfurt – Hauptstadt des Verbrechens“ und „Amerikaner sind immer die Guten“, bei denen besonders Sänger Biebl, Gitarrist Jason und Basser Ramon abgingen, als ob man ihnen Juckpulver in die Unterbuchsen gestreut hätte, die Bilder geben dies teilweise wieder. Alles in
allem ein Klasse-Auftritt, der jedoch für die Band durch die Tatsache getrübt wurde, dass die SUPERSUCKERS den kompletten Backstage-Bereich für sich beanspruchten. Die heimische Hardcore-Formation SCHEISSE MINNELLI hatte ähnliches als Support von SLIME erlebt, daher wäre es interessant zu erfahren, ob dies auf eine Club- Politik zurückzuführen ist oder ob bekanntere Acts tatsächlich so arrogant gegenüber ‚kleineren‘ Gruppen sind.Weiter ging’s mit dem Headliner, den SUPERSUCKERS, die mit Eddie Spaghetti (Bass und Gesang) und Dan ’Thunder’ Bolton (Gitarre) immerhin noch zwei Mitglieder der Urbesetzung aus dem Jahre 1988 in ihren Reihen
haben. Die Jungs marschierten wie Rockstars auf die Bühne, inklusive Sonnenbrillen, dämlichen Ansagen bezüglich Koks, Gras und Nutten und legten mit „Get the Hell“ vom gleichnamigen, aktuellen Album los. Weitere sechs Songs der Scheibe sollten im Lauf des Gigs folgen, was schon mal andeutet, dass es vom Tempo her eher gemächlich zuging. Irgendwie hatte das Ganze etwas von den inzwischen ebenfalls zu Langweilern verkommenen SOCIAL DISTORTION, die Songs plätscherten so vor sich hin und die Resonanz des Publikums war verhalten. Das merkte auch Bandleader Eddie, der an diesem Abend äußert launisch wirkte und sich sogleich über die mangelnde Begeisterung der Besucher beklagte.Erst nach einer halben Stunde, als mit „Luck“ ein schneller Song der Debüt-Scheibe gespielt wurde, schien der Funke auf die Gäste überzuspringen. Mit „Rock’n’Roll Records“ und „Rock Your Ass“ folgten zwei weitere gute Songs (beide vom „Motherfuckers Be Trippin’“- Album), denen sich Tracks der zweiten Veröffentlichung „La Mano Cornudo“ anschlossen, bevor man sich erneut aktuellen Stücken widmete und damit die Stimmung wieder drückte. Nach 70 Minuten war die Messe dann schon gelesen und ich war nicht traurig darüber.
Handwerklich gab es an der Show nichts zu bemängeln, der Sound war okay und die Band harmonierte, die Songauswahl hat mich jedoch enttäuscht. Ein Lied von der ersten Scheibe, zwei von der zweiten und ebenfalls nur eines vom sehr starken „Evil Powers of Rock’n’Roll“-Release waren einfach zu wenig, um den Auftritt als guten Punkrock-Gig würdigen zu können. Besucher, die mit der Intention kamen, airplaytauglichen, tanzbaren Midtempo-Rock’n’Roll zu hören, dürften das Konzert sicherlich positiver
empfunden haben. Mir war’s, wie alle SUPERSUCKERS- Alben des neuen Jahrtausends, zu lahm. Aber wie heißt es doch letztlich so treffend: „Die Schönheit liegt immer im Ohre des Hörers“.Links: http://supersuckers.com/, https://myspace.com/supersuckers, http://www.reverbnation.com/thesupersuckers, http://www.lastfm.de/music/Supersuckers, http://www.bornheimbombs.de/, https://myspace.com/bornheimbombs, http://www.lastfm.de/music/Bornheim+Bombs
Text & Fotos (BB): Marcus / Fotos (SUP): Kai
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