Burgwiesenhalle, Oberursel, 11.04.2015
Alle Jahre wieder lädt das Taunus Metal Festival dazu ein, neue wie gestandene Bands des Genres live zu erleben. Auf die Historie des Festivals sind wir bereits vor Jahresfrist ausführlich eingegangen (Bericht hier), daher komme ich gleich zum Stimmungsbericht der diesjährigen, inzwischen siebten Ausgabe des Events. Insgesamt 20 Formationen gaben sich an zwei Tagen (Freitag und Samstag) die Ehre, der Eintritt für beide Tage lag vor Ort bei 25 Euro, im Vorverkauf gab’s die Tickets sogar noch günstiger. Das sind gerade mal 1,25 Euro pro Act, was zum einen sehr günstig war und zum anderen den Ärger über Künstler in Grenzen hielt, mit denen man nichts anfangen konnte.
Den ersten Festival-Tag mit Combos wie NOCTURNAL WITCH, HELLISH CROSSFIRE und DESASTER schenkten wir uns und trafen gegen 16 Uhr am Samstag ein, als bereits vier Bands gespielt hatten, darunter auch die 1982 in Ost-Berlin gegründete Formation METALL. Vor der Halle herrschte reges Treiben, auf dem angrenzenden Fußballplatz hatten einige aus der Ferne angereiste Metalheads ihre Zelte aufgeschlagen und zudem sorgte ein Döner-Imbiss für das leibliche Wohl.
Thrashit
Ich betrat die Halle im Oberurseler Stadtteil Bommersheim rechtzeitig zum Auftritt des exotischsten Acts des Lineups: Auf der Bühne stand die aus Kuala Lumpur, Malaysia angereisten THRASHIT, die ihrem Namen alle Ehre machten und klassischen Thrash-Metal mit Punk-Attitüde darboten. THRASHIT gibt es seit 2011 und die bisher einzige Veröffentlichung der Asiaten, die EP „Neckbangers“, konnte für nur vier Euro am Merch-Stand der Jungs erstanden werden. Das wusste zu gefallen.
Das Lineup sollte zunächst international bleiben, denn es folgten die Italiener GENGIS KHAN, die klassischen Heavy Metal zelebrierten, der hier und da ein wenig an RUNNING WILD erinnerte und oftmals unfreiwillig komisch wirkte.
Gengis Khan
Und dies nicht nur ob des ungewöhnlichen Outfits von Sänger und Gitarrist Frank Leone, der eine Adidas-Radlerhose mit einer Motorradjacke kombinierte, sondern auch aufgrund stark Klischee-beladener Lyrics wie „Heavy Metal Maniac“ oder „Into the Fire“. Lustig waren GENGHIS KHAN aber allemal anzuschauen.
Weiter ging’s mit dem Detmolder Demolition-Trio BULLDOZING BASTARD, das nach „Bulldozing the Vatican“ gerade mit „Under the Ram“ sein zweites Album veröffentlicht hat und eine illustre Mischung aus MOTÖRHEAD und VENOM präsentierte, die großen Spaß machte.
Bulldozing Bastard
Songs wie „Go Fuck Yourself“, „Black Metal Slut“ oder „Beer Hammers“ sorgten für Party-Stimmung, erhöhten Getränke-Konsum und gute Laune. Wie jede andere Band lieferten auch die BB ein 45-minütiges Set, bei dem die Jungs ordentlich abgingen und sicher einige Fans hinzugewannen.
Die Frankfurter Combo ELVENPATH im Anschluss war weniger mein Fall, geboten wurde klassischer Power Metal im HELLOWEEN-Stil, der mich mit seinem hohen Gesang bereits nach wenigen Songs aus der Halle trieb und mich zwei Rindswürste konsumieren ließ, die allerdings nicht wie solche schmeckten – die Imbiss- Bude des letzten Jahres hatte mir mehr zugesagt.
Fan mit Keilerkopf
Immerhin wurde ich von einer jungen Dame mit den Worten: „Hey Penner, willsduwastrinken!?“ zu einem Apfelwein eingeladen. Besten Dank nochmal an die unbekannte Alkoholikerin. Wieder in der Halle, wurde ich Zeuge des letzten ELVENPATH-Tracks „Wild Boars of Steel“, zu dem ein ebensolches die Bühne stürmte und zumindest für ein optisches Highlight sorgte.
Als nächstes folgte mit der Ruhrpott-Formation BLOOD ATONEMENT mein persönliches Highlight des Festivals. Die Jungs treiben seit 2011 ihr Unwesen, hatten seither aber mit ständigen Besetzungswechseln und sogar dem Tod eines Bandmitglieds zu kämpfen. Aktuell gehören mit Sänger Volker „Iron Lung“ Frerich (rechts) und Gitarrist Marko Hoffman gleich zwei Mitglieder von WARHAMMER zum Lineup.
Blood Atonement
Musikalisch möchte ich das Schaffen des Vierers als Death/Thrash mit leichter Crust-Punk-Kante bezeichnen, HELLHAMMER meets ANTI CIMEX in der Speed-Metal-Hölle. Ein Klasse-Gig einer routiniert wirkenden Band, die ich gerne mal in einem kleineren Club sehen würde. Noch in diesem Jahr soll auf dem italienischen Label Metal on Metal das Debüt des Quartetts erscheinen.
Im Anschluss stand die Berliner Combo METAL LAW auf der Bühne, die den klassischen Metal bediente und sich mit Songs wie „Heavy Metal is Forever“, „Metal or Die“, „In Metal wie Trust“ und Lyrics wie „We are Metal Law, we Fight for the Metal and we Hope you too“ hart an der Grenze zur Genre-Parodie bewegte. Nicht besser wurde es bei MACBETH, einer Formation aus Erfurt, die bereits seit 1985 existiert. Die wirkte zwar weitaus seriöser als ihre Vorgänger, lieferte aber eine Mischung aus IN EXTREMO und DIE APOKALYPTISCHEN REITER, erinnerte in einigen Momenten sogar an die unsäglichen ONKELZ und bot epische Songs über Stalingrad dar. Nicht mein Ding.
Versöhnlich stimmte schließlich der letzte Act des Abends, DUST BOLT aus Bayern, der in herrlich oldschooliger Thrash/Skate-Punk-Manier die Halle rockte und dabei an US-Thrasher wie EXODUS oder NUCLEAR ASSAULT erinnerte. DUST BOLT gibt es seit 2006 und bisher sind zwei Alben und eine EP erschienen.
Dust Bolt
Die aktuelle Scheibe nennt sich „Awake the Riot“ und hat 2014 das Licht der Welt erblickt. Die Jungs – besonders Sänger und Gitarrist Lenny und Basser Bene – waren ständig in Bewegung, fegten wie die Bastard-Brüder des Tasmanian Devils über das Podest und hatten sichtlich Spaß an der Sache – und dies, obgleich sich nur 150 Besucher in der schätzungsweise 1000 Leute fassenden Halle verloren.
Unterm Strich hat das Metal-Festival vor den Toren Frankfurts einmal mehr großen Spaß gemacht. Die Stimmung war feucht-fröhlich, das Lineup wieder eine metallische Wundertüte, die sicher auch einige weniger genießbare Früchte enthielt, aber letztlich gilt es das Engagement des Taunus Metal e.V. zu loben, der alljährlich ein amtliches Festival zu einem moderaten Ticketpreis auf die Bühne zaubert. Schade nur, dass das Event wie im vergangenen Jahr lediglich 150 bis 200 Leute anzog. Vielleicht sollte man überlegen, auch mal über den Tellerrand des Thrash und True Metals zu blicken und beispielsweise Doom-Acts oder Psychedelic-Rock-Bands ins Lineup zu integrieren. Doch wie dem auch sei, ich werde auch im kommenden Jahr wieder vor Ort sein und mich überraschen lassen.
Link: http://www.taunus-metal.de/
Text & Fotos: Marcus
Clips: aufgenommen beim Festival von VodkaViolator
Alle Bilder: