Burgwiesenhalle, Oberursel, 7.04.2018
Hier folgt der zweite Teil unserer Berichterstattung zur zehnten Ausgabe des Taunus Metal Festivals in der Oberurseler Burgwiesenhalle mit Eindrücken zu den Bands THRASHIT, HATEFUL AGONY, ABANDONED, ELVENPATH, FATAL EMBRACE, TUMOURBOY (rechts), REBELLION, WITCHBURNER und WIZARD.
Der zweite Tag des Festivals begann bereits um 12 Uhr mit dem Power-Metal-Act FAIRYTALE aus Recklinghausen und der Melodic-Death-Formation BITTERNESS aus dem äußersten Süden Deutschlands. Doch da das Fleisch nicht so willig war wie der Geist schaffte ich es erst zum dritten Act THRASHIT vor Ort in Oberursel zu sein. Das Quartett aus Malaysia hatte bereits 2015 beim Taunus Metal Festival gespielt (Bericht hier), war aber auch 2016 und 2017 beim TMF zu Gast – als Zuschauer. Tatsächlich reisen die Musiker seit drei Jahren an, um an der zweitägigen Party teilzuhaben. Ein weiterer Beweis dafür, welchen Kult-Status das Metal-Fest vor den Toren Frankfurts inzwischen innehat.
Thrashit
Die Jungs von THRASHIT sind dabei nicht nur super sympathisch und stets für ein Gespräch zu begeistern, sie machen auch verdammt geilen, furiosen Thrash-Metal, was seit 2016 der erste Longplayer „Kaiser of Evil“ eindrucksvoll dokumentiert. Auch diesmal fegten die Asiaten wieder wie kleine Wirbelwinde über die Bühne und sorgten dafür, dass ich nun endgültig wach war. Kommt bald wieder!
Als Nächstes folgten die Münchner Thrasher HATEFUL AGONY, die bereits seit über 20 Jahren ihr Unwesen treiben und auf fünf Alben zurückblicken, mir bis dato aber gänzlich unbekannt waren. Und der Gig trug nicht wirklich dazu bei, dass die Süddeutschen sich mir ins Gedächtnis einprägten. Der Sound war nicht der Beste, die Songs diffus und auch vom Stage-Acting blieb nicht viel bei mir hängen – next please!
Hateful Agony
Einen stärkeren Eindruck machten auf mich die Darmstädter ABANDONED, die quasi als Regionalmatadore die Bühne betraten und erstmals deutlich zeigten, wieviele Zuschauer sich in diesem Jahr beim Festival eingefunden hatten. Die Halle füllte sich nämlich bis zur Höhe des Mischpults – ein ungewohntes Bild in dem Raum, der sonst immer viel zu groß für die Veranstaltung erschien. ABANDONED bildeten wohl eine musikalische Schnittmenge für alle Besucher.
Abandoned
Geboten wurde klassischer Thrash-Metal, der ein wenig an die Zeiten erinnerte, da METALLICA noch eine gute Band war, lange ist‘s her. Die Südhessen haben sich auf jeden Fall im Laufe ihrer knapp 20-jährigen Karriere enorm gesteigert und sind heute ein Garant für einen energiegeladenen Auftritt.
Als sechste Band des Abends betraten um 17 Uhr ELVENPATH die Bühne, die beim Festival schon so etwas wie eine Institution sind, sind die Jungs doch selbst Mitglieder des veranstaltenden Taunus Metal e.V.. Und obgleich epischer Power Metal mit Texten über Drachen und Zauberer so gar nicht meins ist, muss man den
Elvenpath
Frankfurtern zugestehen, dass das, was sie machen, durchaus solide ist. Wenn man diese Art der Musik zu goutieren weiß, ist man mit den „Wild Boars of Steel“ sicher bestens beraten. Auch diesmal kam beim genannten Song wieder das bekannte Band-Maskottchen zum Einsatz.
Weiter ging‘s mit den Berliner Thrashern FATAL EMBRACE, eine der erklärten Lieblingsbands des verstorbenen Organisators Law.
Fatal Embrace
Sie sind aktuell beim ebenfalls aus der Hauptstadt stammendem Label Iron Shield unter Vertrag, das wie in jedem Jahr auch diesmal mit einem Stand in der Halle vertreten war. FATAL EMBRACE stehen für klassischen Oldschool-Thrash, der nicht nur musikalisch, sondern auch von den Cover-Artworks her an die frühen SLAYER erinnert. Die Jungs, allen voran Sänger Dirk, kamen sympathisch rüber und lieferten eine solide Show – obgleich die eigentlich als Quintett agierende Formation diesmal zu viert spielen musste, da sich der zweite Gitarrist Tobi den Arm gebrochen hat. Vor Ort war Tobi dennoch und beäugte den Gig vom Bühnenrand aus.
Nach einer Umbaupause war die Zeit für einen weiteren Exoten des diesjährigen Billings gekommen: TUMOURBOY aus China. Wie FATAL EMBRACE mussten auch die Asiaten improvisieren, denn der etatmäßige Sänger (und Gitarrist) Qu Jiashu durfte nicht aus China ausreisen. So sprang spontan ein Landsmann der Thrasher ein und übernahm den Job, auf einen zweiten Gitarristen musste man allerdings verzichten.
Tumourboy
Im Proberaum von STAGE WAR hatten die Chinesen Gelegenheit, sich auf die veränderte Situation einzustellen und tatsächlich kann das Experiment als durchweg gelungen bezeichnet werden, denn TUMOURBOY waren unbestritten eines der Highlights des diesjährigen Festivals. Dabei überraschten die Asiaten zunächst das wieder in Massen in die Halle geströmte Publikum damit, dass Gitarrist Yang Fuwen die Besucher in nahezu akzentfreiem Deutsch begrüßte, sich vorstellte und angenehme Unterhaltung wünschte. Ähnlich wie TOXIC HOLOCAUST, MUNICIPAL WASTE oder LETHAL SHOCK widmen sich auch TUMOURBOY inhaltlich den Themen Apokalypse, Atomkrieg und nukleare Verseuchung, die sich sehr gut im brachialen Thrash-Sound, den hohen Schreien des Aushilfssängers und des rasanten Stage-Actings widerspiegelten. Die Besucher tobten und die Chinesen dürften mit ihrem Auftritt viele neue Fans gewonnen haben. Immer wieder schön, solch exotische Acts beim Taunus Metal Festival erleben zu dürfen.
WITCHBURNER aus Fulda hatten als Follow-up von TUMOURBOY keinen leichten Stand, da sich das Publikum vom Gig der Asiaten noch erholen musste und viele das schöne Wetter nutzten, um draußen ein wenig zu entspannen. Vielleicht hätte man nach den Chinesen als Kontrast zunächst die Power-Metaller REBELLION antreten lassen sollen, denn die dritte Thrash-Band am Stück war schon etwas anstrengend.
Witchburner
Wie dem auch sei, WITCHBURNER machten das Beste aus der Situation und lieferten eine überaus routinierte Show, die einen musikalischen Querschnitt der inzwischen bereits 26-jährigen Karriere der Hessen bot.
Mit Startnummer zehn gingen am zweiten Festivaltag die bereits erwähnten REBELLION ins Rennen, die ursprünglich von zwei ehemaligen GRAVE DIGGER-Mitgliedern ins Leben gerufen wurden, von denen mittlerweile aber nur noch Basser Tomi dabei ist. Stilistisch bieten die teils aus Frankfurt, teils aus Osnabrück stammenden Musiker eine illustre Mischung aus klassischem
Rebellion
Heavy Metal und Power Metal, der aufgrund seiner zwischen Wikingerromantik und Shakespeare-Epos angesiedelten Inhalte recht pathetisch und hymnisch daher kommt. Ungewöhnlich ist indes, dass als Sänger kein weichgespülter Balladenbarde wie Tobias Sammet (AVANTASIA) oder Andi Deris (HELLOWEEN) agiert, sondern mit Michael Seifert ein Mann am Start ist, der über eine raue Rockröhre verfügt, was das Ganze wiederum ganz interessant macht. Das Publikum hatte großen Spaß mit der Band und schien nur darauf gewartet zu haben, seine Textsicherheit endlich unter Beweis stellen zu können. Und obgleich sich mir weder die Begeisterung für das tumbe Wikingervölkchen, noch für Power Metal jemals erschlossen hat, so war‘s doch ein angenehm kurzweiliger Gig.
Meine letzte Band des Abends waren schließlich WIZARD aus Bocholt, die ihren Power Metal noch
Wizard
etwas epischer und melodischer darboten als ihre Kollegen zuvor. In der knapp 30-jährigen Geschichte haben die Jungs nicht weniger als elf (!) Alben rausgehauen, die unter anderem auf so illustre Titel wie „Battle of Metal“, „Odin“, Bound by Metal“ und „Thor“ hören. Mich erinnerte die Darbietung etwas an HAMMERFALL oder eine weichgespülte Variante von MANOWAR, bei den Besuchern kam der Gig ähnlich gut an wie der von REBELLION. Mein Fall war‘s leider nicht und ob der dargebotenen Wikinger-Overdose trat ich nach etwa 20 Minuten den Rückzug an. Die letzte Combo des Festivals – STEEL SHOCK – musste somit leider ohne mich auskommen.
Unterm Strich haben beide Tage einmal mehr viel Freude gemacht, wobei mir in diesem Jahr der Schwerpunkt etwas zu sehr auf Thrash und Power Metal lag. Für das kommende Jahr würde ich mir wieder eine Black- oder Doom-Metal-Band wünschen, um das Lineup etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Doch dies ist jammern auf hohem Niveau, denn organisatorisch war‘s erneut top und besonders die exotischen Bands aus Malta, Malaysia und China gefielen. Wir sehen uns 2019!
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Text: Marcus
Fotos: Eric, https://www.flickr.com/photos/vanreem
Clips: am Konzertabend aufgenommen von reinhardandheavy
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