Burgwiesenhalle, Oberursel, 8.04.2016
Alle Jahre wieder lädt das Taunus Metal Festival vor den Toren Frankfurts zur zweitägigen Metal-Battle in die Burgwiesenhalle nach Oberursel ein. Dort werden den Besuchern an zwei Tagen meist über 20 Bands präsentiert, und dies zum günstigen Kurs von lediglich 25 Euro – wohlgemerkt für beide Tage zusammen. Waren es in den letzten Jahren überwiegend Newcomer- Acts und Underground-Geheimtipps, so fanden sich diesmal mit KETZER (am Freitag) und den EVIL INVADERS (am Samstag) gleich zwei Bands im Festival-Lineup wieder, die in der Gunst der Metal-Gemeinde derzeit hoch im Kurs stehen. Zudem waren mit WARRANT und IRON ANGEL noch zwei kultige Teutonic-Metal-Combos aus den Achtziger Jahren am Start.
Los ging’s am Freitag bereits ab 16 Uhr mit SPITFIRE, WARFIELD und BITCH HAMMER, die allerdings zu früh für uns spielten. Wir kamen rechtzeitig zum Gig der Friedrichsdorfer Satanic-Thrasher INSULTER, die die Bühne mit allerlei umgedrehten Kreuzen dekoriert hatten und die Köpfe der etwa 150 Anwesenden ordentlich zum Bangen brachten. Geboten wurde treibender Thrash mit Black-Metal-Einflüssen,
Insulter
bei dem besonders die Hymnen „Thrashing Hell“ und „Satanic Bier“ ins Ohr gingen. Der Auftritt fungierte gleichzeitig als Release-Party des Debüt-Albums „Satan’s Crypt“, das im Anschluss als CD und limitiertes Vinyl am Merchstand erworben werden konnte. Mein Exemplar trägt die Nummer 29. Hail Satan.
Nach einer kleinen Pause folgte die aus Kaiserslautern stammenden Black-Metal-Kapelle BURSTIN’ OUT, die – Metal-Kenner ahnen es bereits – ihren Namen natürlich dem gleichnamigen VENOM-Song entnommen hat. Stilecht in Leder und Nieten gewandet und mit Pandabär-Makeup versehen, standen die Jungs ihren großen Vorbildern in nichts nach und gaben sich ähnlich „evil“: „Nun schlagt Euch doch mal die Schädel ein, das hier ist ’ne verfickte Metal-Show!“, war nur eine der sympathischen Ansagen des
Burstin‘ Out
BURSTIN’ OUT-Gitarristen Menace (links). Like. Asi-Metal aus der Lauterer Fankurve, bei dem natürlich auch Cover-Versionen der Meister, unter anderem „Black Metal“ und „Witching Hour“, nicht fehlen durften. Mir als VENOM-Jünger und Punk-Fan gefiel das gut, andere sprachen von unsäglichem Gerumpel. Geschmackssache.
Als nächstes stand die 80s- Legende WARRANT auf dem Plan, deren erste beiden Alben sich tatsächlich in meinem Besitz befinden. Allerdings muss ich zugeben, dass ich die Scheiben damals nur aufgrund des coolen Cover-Artworks erstanden habe. Lange Jahre
Warrant
war es still um WARRANT, nun ist Sänger Jörg Juraschek (rechts) mit neuen Mitstreitern wieder da und hat mit „Metal Bridge“ (wohl eine Hommage an den Eisernen Steg in Frankfurt) ein neues Album herausgebracht – das ebenfalls ein cooles Cover hat. Musikalisch überzeugte mich der biedere Power/Speed Metal jedoch wenig, leider haben die Jungs zu wenige Songs von der Klasse eines „The Enforcer“ im Repertoire. Trotzdem war’s schön, WARRANT mal live zu erleben und ein wenig Eighties-Nostalgie zu schnuppern.
Mit DELIRIUM TREMENS folgte eine Bamberger Thrash-Combo, die ob ihres Sängers Rowdy Mütze Piper (links) zumindest optisch ein Highlight setzte. Ob dieser sich immer im Nagel- und Nieten-Outfit präsentiert, vermag ich nicht zu sagen, nett anzuschauen war’s allemal. Musikalisch
Delirium Tremens
wurde Thrash mit hohen, keifenden Vocals geboten, der mich ein wenig an die 80s-Ikonen THRUST und NASTY SAVAGE erinnerte, was ja nicht das Schlechteste ist. Auch hier war eine deutliche Asi-Kante zu vernehmen, Albumtitel wie „Drink, Kill, Fuck, Die“ und Songs wie „We’ll Be Drunk Forever“, „Get Fucked“ und „Read My Fist“ sprechen eine deutliche Sprache. Die mächtigen GEHENNAH wären sicher stolz gewesen. Mir gefiels ebenfalls.
Nun war die Zeit für den Headliner des Abends gekommen, KETZER aus Bergisch Gladbach, die derzeit einen ähnlich Hype erfahren wie (DOLCH), über die wir kürzlich hier berichteten. Die Nordrhein-Westfalen blicken auf drei Veröffentlichungen zurück,
Ketzer
von denen mir bis dato zumindest die erste bekannt war. Als KETZER die Bühne betraten, ließ ich jedoch zunächst alle Hoffnung auf einen guten Gig fahren, denn hinter dem finsteren Sound der Formation hatte ich mir ebenso finstere Zeitgenossen vorgestellt. Stattdessen standen jedoch, den Gitarristen zur Rechten mal ausgenommen, vier junge Hipster auf dem Podest, die auch als Belegschaft einer Werbeagentur in Berlin-Mitte durchgehen würden. Ich musste an die weisen Worte eines Kumpels denken, der einst sprach: „Wenn eine Band scheiße aussieht, dann hat sie’s schwer, mich live zu überzeugen.“ Doch, um es vorwegzunehmen, KETZER belehrten mich eines Besseren.
Der gut halbstündige, äußerst penibel durchgeführte Soundcheck war zwar nervig, lohnte sich aber tatsächlich. Der Sound war wuchtig, glasklar und finster, alle Instrumente waren deutlich herauszuhören und über allem thronte der düstere Gesang. Stilistisch sind KETZER in etwa mit SATYRICON zu vergleichen – auf dem ersten Album wurde noch brutaler Deathrash geboten, mittlerweile geht’s etwas gesitteter, atmosphärischer, aber nicht minder finster zu. Gut für die Atmosphäre war, dass jeweils nach drei, vier schnellen Thrash-Songs ein stimmungsvolles Synthie-Interludium folgte, das für einige Sekunden der Stille sorgte, bevor die Hölle wieder losbrach. Ein Sound für harte Metalheads, zu dem sich aber auch Girls sehr sexy bewegen können, wie häufig bewiesen wurde. Es mag allerdings auch sein, dass die Begeisterung der holden Weiblichkeit für KETZER eher durch die glatt rasierte Brust von Sänger Infernal Destroyer verursacht wurde. Dennoch ein vollends überzeugender Gig, die aktuelle Scheibe „Starless“ ging im Anschluss in goldenem Vinyl in meinen Besitz über. Black Hipster Metal at it’s best.
„Was kann danach noch kommen?“, war die einhellige Meinung der etwa hundert verbliebenen Anwesenden, die aber dennoch ausharrten, um ab ein Uhr dem Auftritt der Österreicher INSANITY ALERT beizuwohnen. Und das Warten sollte sich
Insanity Alert
lohnen, denn die Wiener Formation mit ihrem niederländischem Sänger entfachte mit ihrer kurzweiligen Mischung aus Skate-Punk und Thrash zu später Stunde noch einen Hurrikan auf der Bühne und war showtechnisch das Highlight des ersten Festivaltages. Dies lag vor allem an Frontmann Heavy Kevy, der eine Mischung aus Deutsch, Niederländisch und Englisch sprach, dabei zudem einen österreichischen Akzent an den Tag legte und von seiner Art ein wenig an Comedian Michael Mittermeier auf Speed erinnerte.
Kevy, der ebenfalls Shouter beim niederländischen Pop-Punk-Act THE APERS ist, erschien zunächst mit Zwangsjacke auf der Bühne, skandierte Dinge wie: „Nehmt Drogen, masturbiert und besauft Euch! Genießt das Leben!“, sauste im Anschluss wie ein Ballon, dem die Luft entwich, über die Bretter und tauchte im Verlauf des Gigs mit allerlei weiteren Utensilien wie beispielsweise einem etwa ein Meter großen Joint, einer Scherzbrille (Foto ganz oben) oder einem Schild mit der Anweisung zum Mitsingen auf und vor dem Podest auf.
Nach illustren Songs wie „Macaroni Maniac“, „Crucified by Zombies“ und „Shit für Brains“ folgte zum Abschluss ein IRON MAIDEN-Cover des Stücks „Run to the Hills“, dessen Refrain aber in „Run to the Pit, mosh for your life“ umgetextet wurde. Unterm Strich ein großer Spaß, der das Publikum nochmal ordentlich wachrüttelte. INSANITY ALERT sind ohne Zweifel eine Band, die ich gerne mal in einem kleinen Club wie der Frankfurter Au erleben möchte. Wer mehr von den Jungs sehen möchte, der sollte den Namen INSANITY ALERT bei YouTube eingeben und sich an den skurrilen Videoclips der durchgeknallten Wiener Thrasher erfreuen.
So viel zum ersten Tag des Taunus Metal Festivals, der allgemein als der mit härteren Acts besetzte gilt. Die Klasse der Bands war erstaunlich, abwechslungsreich war’s ebenfalls und wenn es mal eine Combo gab, die nicht dem eigenen Gusto entsprach, so bot sich Gelegenheit, die Merchandise-Stände zu besuchen oder vor der Halle einen Snack zu sich zu nehmen. Doch damit war das Festival noch lange nicht zuende, zum Bericht über den zweiten Tag geht es hier.
Links: https://www.facebook.com/InsulterGermany, https://www.reverbnation.com/insulter, http://www.backstagepro.de/insulter, https://www.facebook.com/BurstinOutOfficial/, http://www.warrant-germany.de/, https://www.facebook.com/warrant.germany, http://www.delirium-tremens.de/, https://www.facebook.com/deliriumtremensofficial/, http://www.ketzer-official.de/, https://www.facebook.com/ketzergermany, https://www.instagram.com/ketzerofficial/, https://www.facebook.com/insanityalert/, https://insanityalert.bandcamp.com/
Text & Fotos: Marcus
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