TAUNUS METAL FESTIVAL #9, Tag 1 OUTRAGE, WARHAMMER, VULTURE

Burgwiesenhalle, Oberursel, 7.04.2017

OutrageIn diesem Jahr fand das Taunus Metal Festival bereits zum neunten Mal statt und wir waren natürlich auch diesmal wieder mit von der Partie. An zwei Tagen gaben sich 18 illustre Bands ein Stelldichein, von denen uns zwar die wenigsten bekannt waren, aber zum günstigen Kurs von nur 25 Euro (für beide Konzerttage) machte es einmal mehr einen Heidenspaß, neue Acts zu entdecken. Vermutlich dem Wetter geschuldet, hatten sich 2017 weitaus mehr Besucher eingefunden als noch im Vorjahr. Der direkt neben der Halle gelegene Fußballplatz beherbergte mehr Zelte als je zuvor, sodass vermutlich gut 300 Gäste die Gigs des ersten Tages verfolgten. Am Freitag ging‘s bereits um 16 Uhr mit den Combos HELL PATRÖL, WARLUST und SPELLBOUND los, die für uns allerdings etwas zu früh auf der Bühne standen.

Wir kamen rechtzeitig zum Auftritt der Blackend Thrasher OUTRAGE, die bereits seit 1983 existieren und somit ähnlich früh wie beispielsweise SODOM, KREATOR, DESTRUCTION und TANKARD, die „Big Teutonic 4“, am Start waren. Warum man dennoch in den Achtzigern nichts von OUTRAGE hörte, Outrageliegt vor allem daran, dass die Pforzheimer in ihrer ersten

Outrage

Schaffensphase (1983-1988) lediglich einige Demos, aber kein Album veröffentlichten. Die ersten Scheiben erschienen erst, nachdem sich OUTRAGE im Jahr 2004 reformierten und warteten leider mit Cover-Artworks auf, die ohne Zweifel bei einem Wettbewerb der schlechtesten Cover aller Zeiten (bitte mal das Titelmotiv zum Album „A OutrageMute Reminder“ anschauen!) die Nase ganz weit vorn hätten. Erst die letzten beiden Veröffentlichungen – „Go to Hell“ (2011) und „We the Dead“ (2014) – lieferten brauchbare Motive. Ich vermute, dass dies der Grund dafür ist, dass die Badener auch heute noch den wenigsten Metal-Fans bekannt sind. Und das ist schade, denn der Auftritt markierte eines der Highlights des Festivals. Nicht nur der Sound der Jungs, primitiver Blackend Thrash Metal im Stile der ersten SODOM-Werke, wusste zu überzeugen, sondern auch die Show. Besonders an Shouter Frank „The Voice of Hell“, einem der beiden verbliebenen Urmitglieder, ist definitiv ein Burgschauspieler verloren Outragegegangen. Auf der Bühne verkörperte er die Rolle eines Hohepriester des Satans und machte seinen Job dabei weitaus besser als jeder aktuelle Darsteller eines „Tatort“-Kommissars. Zunächst im liturgischen Gewand agierend, führte er eine „Blutweihe“ an den Fans in der ersten Reihe durch, riss sich dann das Gewand vom Leib, rieb sich mit Blut ein, peitsche sich aus und kam gegen Ende der Show noch mit einem gewaltigen Kreuz auf die Bühne (Foto ganz oben), das er, stets theatralisch dreinblickend, natürlich umgedreht in Richtung der Menge erhob. Ein Klasse-Auftritt, der nachfolgend eines der Gesprächsthemen unter den Besuchern des Festivals war.

ThrashfireWeiter im Programm ging‘s mit der türkischen Band THRASHFIRE, der in diesem

Thrashfire

Jahr der Exotenstatus zukam. Thrash und Türkei – geht das überhaupt? Nun, THRASHFIRE sind der lebende Beweis dafür, wobei die Jungs mit Songs wie „Kill the Fake God“ und „Silent Torture“ vermutlich etwas vorsichtig sein müssen. Geboten wurde Old-School-Thrash, der mir beim Reinhören am ThrashfireRechner etwas besser gefiel als er sich letztlich live darbot. Die Türken hatten nicht den besten Sound und musikalisch war es doch etwas eintönig, was das Trio zu bieten hatte. Dies lag zum einen an den sehr ähnlichen Strukturen der einzelnen Songs, zum anderen am statischen Auftreten, wobei Gitarrist Burak gleichzeitig als Sänger agierte und somit einen recht eingeschränkten Bewegungsradius hatte. Unterm Strich ging der Auftritt aber in Ordnung, zumal man THRASHFIRE zu Gute halten muss, dass sie erst ein Album (und zwei EPs) veröffentlicht haben und noch nicht ihr ganzes Potential ausgeschöpft haben.

WarhammerAls nächstes enterten die im Ruhrpott ansässigen WARHAMMER die Bühne, eine Truppe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Vermächtnis der erstmals 1993 aufgelösten CELTIC FROST fortzusetzen.

Warhammer

WARHAMMER gründeten sich 1994 und knüpfen im Prinzip dort an, wo CELTIC FROST Mitte der Achtziger mit ihren Alben „Morbid Tales“ und „Emperor‘s Return“ aufgehört haben. Geboten wird eine finstere Mischung aus Black, Thrash und Doom Metal ganz im Stile der frühen CELTIC FROST. Live war das ein finsteres, fieses Brett, das musikalisch wie optisch direkt in die Gefilde der Hölle entführte. Man beachte Warhammerden am Patronengurt baumelnden Galgenstrick des Gitarristen, ein Accessoire, das man nicht alle Tage zu sehen bekommt. Wem der Frontmann von WARHAMMER bekannt vorkommt, der dürfte den Bericht vom Taunus Metal Festival 2015 gelesen haben, bei dem Volker „Iron Lung“ Frerich mit seinem leider derzeit auf Eis liegenden Projekt BLOOD ATONEMENT (Bericht hier) gastierte. WARHAMMER seien indes jedem Metalfan ans Herz gelegt, der sich für die finstere Seite des Genres begeistern kann. Vom Ausflug ins Höllenreich musste ich mich erstmal mit einem der Hamburger erholen, die an einem Stand vor der Halle verkauft wurden. Fürs leibliche Wohl sorgte diesmal ein anderer Caterer als im Vorjahr, der wirklich leckere Snacks im Angebot hatte – eine deutliche Verbesserung gegenüber 2016.

Iron CurtainIn der Halle hatten inzwischen die Spanier IRON CURTAIN ihren Set begonnen, die für mich zu den schwächeren Vertretern des 2017er Billings gehörten. Das Quartett besteht nunmehr seit 2007, blickt auf drei Longplayer zurück

Iron Curtain

und liefert eine Mischung aus traditionellem Metal und Speed Metal mit, wie so oft bei spanischen Acts, sehr klischeebeladenen Lyrics. „Scream & Shout“, „Ready to Strike“ und „Into the Fire“ sind nur einige Beispiele dafür. IRON CURTAIN boten in allen Belangen musikalische Durchschnittskost, bei der besonders der schwache Gesang von Gitarrist und Sänger Mike Leprosy negativ auffiel.

Als Headliner des ersten Festivaltages fungierten die deutschen Shooting Stars VULTURE, die zwar erst ein Demo vorzuweisen haben, aber dieses hat es in sich. Nachdem das Tape binnen kürzester Zeit ausverkauft war, veröffentlichte das deutsche Kult-Label Hi Roller die Songs auf CD und Vinyl und musste die VultureScheibe mittlerweile bereits mehrmals nachpressen. Ins Leben gerufen wurde die Band vom musikalischen Tausendsassa Genözider, der auch in den Formationen BULLDOZING BASTARD

Vulture

(siehe Taunus Metal Festival 2015, Bericht hier) und LUZIFER als Gitarrist agiert. Mit VULTURE scheint er definitiv den Nerv der Zeit getroffen zu haben, denn Speed Metal der alten Schule feiert in diesen Tagen sein Comeback. Im letzten Jahr hatten die Veteranen von IRON ANGEL gezeigt, wie‘s früher klang, diesmal bewiesen VULTURE als Vertreter der Next Generation, wie sich Speed Metal anno 2017 anhört. Bestehend aus Musikern von LUZIFER, WIFEBEATER und BULLDOZING BASTARD – bei denen ebenfalls VultureBasser Axetinctör die vier Saiten zupft – hinterließen die Jungs optisch wie musikalisch einen äußerst frischen und aggressiven Eindruck. Die Bühne wurde im klassischen Spikes‘n‘Leather-Outfit gestürmt und während des gesamten Sets stand keiner der Musiker still. Nicht jedermanns Geschmack dürfte indes der oftmals hohe, sirenenartige Gesang von Shouter Steeler gewesen sein, aber der gehört nun mal zum Speed Metal dazu, dies war auch bei VultureGenre-Ikonen wie AGENT STEEL, EXCITER und ABATTOIR nicht anders. Das Feuer, das auf der Bühne entfacht wurde, übertrug sich auch auf das Publikum, das sich der Energie von VULTURE nicht entziehen konnte – die Jungs haben definitiv das Festival gerockt. Mit „Rapid Fire“ von JUDAS PRIEST und „Metal Militia“ von METALLICA (siehe Videoclip weiter unten) wurde noch einmal deutlich untermalt, wer als großes Vorbild dient, bevor nach einigen weiteren Songs der erste Festivaltag, der gleich mehrere Highlights bereit hielt, ausklang. Doch das Taunus Metal 2017 ging ja weiter – die Eindrücke vom zweiten Tag schildern wir hier.

Links: http://www.taunus-metal.de/, http://www.outrage-band.net/, https://www.facebook.com/OutragePforzheim, https://www.facebook.com/thrashbeerandviolence, https://thrashfire.bandcamp.com/, https://www.facebook.com/DeathDoomBrigade, https://www.facebook.com/iron-curtain/, https://ironcurtainattack.bandcamp.com/, http://www.vulturekills.com, https://www.facebook.com/vulturekills

Text & Fotos: Marcus
Clip: am Konzertabend aufgenommen von VodkaViolator

Alle Bilder:

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