THE BUSINESS & HACKE PETERS

Das Bett, Frankfurt, 27.09.2015

The Business„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich auch noch Eintritt dafür bezahle, um besoffenen Engländern beim Grölen von Fußball-Songs zuzuschauen!?“ Dies war die Antwort eines Kumpels auf meine Frage, ob wir uns beim Konzert der englischen Oi-Band THE BUSINESS sehen würden. Nun, da bin ich wohl etwas einfacher gestrickt, denn je schnörkelloser und rudimentärer sich Musik präsentiert, desto besser gefällt sie mir. THE BUSINESS gehören dabei nicht unbedingt zu meinen Lieblingsacts, aber immerhin haben die Londoner mit „Suburban Rebels“ einen der Klassiker des Oi-Genres geschaffen und waren stets ein Garant für feucht-fröhliche Live-Partys. Ob dies auch heute noch, 35 Jahre nach Gründung der Combo der Fall ist, galt es gestern Abend festzustellen.

Als Opener fungierten die Frankfurter HACKE PETERS und dies nicht etwa, weil die Mitglieder große BUSINESS- Fans sind oder weil die Formation besonders gut zum Headliner gepasst hätte, sondern lediglich, weil sie bereits kürzlich als Support im Frankfurter Club „Das Bett“ hätten auftreten sollten, der Gig aber kurzfristig gecancelt wurde. Vor BUSINESS hatten die Hacke PetersJungs keinen leichten Stand, denn die Fans der Engländer hören bevorzugt Oi oder Ska und taten sich daher mit einer Deutsch-Punk-Band und Texten wie „Blähungen of Death“, „Als ich mich in die Wanne setzte“ oder „Der Urinator“ schwer – der Oi-Fan ist nicht unbedingt für seinen Humor bekannt.

Auch wenn ein Gros des Publikums während des HACKE PETERS-Auftritts vor der Halle verweilte, so ließ sich das Quartett nicht beirren und spielte nicht nur ein verkürztes, sondern ein komplettes Set. Ob die aufgesetzten Iro-Mützen von Gitarrist Chris und Schlagzeuger Kai (mehr Fotos davon in der Slideshow unten) dabei als Provokation für die anwesenden Hacke PetersSkinheads gedacht waren, entzieht sich meiner Kenntnis. In den Achtzigern hätte es für eine solche Aktion sicherlich Dresche gegeben, aber anno 2015 sieht man das wohl entspannter. Mir hat der Gig der HACKE PETERS einmal mehr gut gefallen, nicht zuletzt aufgrund der skurrilen Texte und des ruppigen Straßenköter-Sounds.

Weiter ging’s mit dem Headliner des Abends, den 1979 gegründeten THE BUSINESS, deren einzig verbliebenes Gründungsmitglied Sänger Micky Fitz The Businessist. Und der begrüßte die Gäste sogleich mit den Worten: „I got new teeth. Can you understand me!?“ Tatsächlich konnte man den Shouter nicht wirklich gut verstehen, denn alle Worte wurden von einem deutlichen Zischen begleitet – den Zahnarzt würde ich verklagen. Die eingangs zitierte Bemerkung meines Kumpels hatte übrigens durchaus ihre Berechtigung, denn THE BUSINESS gelten nicht nur ebenso wie The Businessihre Landleute COCKNEY REJECTS als treue Anhänger des Londoner Fußball-Vereins West Ham United, sie haben zudem ein komplettes Album („Hardcore Hooligan“) ausschließlich mit Liedern gefüllt, die sich dem Thema Fußball widmen. Darunter auch der vermutlich größte Hit der Band „England 5, Germany 1“.

Trotz dieser Tatsache standen die Fußball-Songs beim gestrigen Auftritt nicht im Mittelpunkt – vermutlich, weil man es sich nicht unbedingt mit den deutschen Fans verscherzen wollte. Auch die Stimmung war nicht unbedingt wie im Stadion, dafür waren die „Tribünen“ mit knapp 80 Besuchern nicht voll und das Publikum nicht aktiv genug. Tatsächlich waren es The Businesshauptsächlich ältere Besucher, die sich in dem Club im Gallusviertel versammelt hatten und die THE BUSINESS vermutlich schon in den Achtziger Jahren gesehen haben. Und so waren es gerade mal gut ein Dutzend Leute, die vor der Bühne Stimmung verbreiteten, während sich die restlichen Gäste dezent im Hintergrund hielten.

The BusinessEine Party sieht sicher anders aus, aber ein solides Konzert war es dennoch, da die Jungs aus England nur Hits im Gepäck hatten und das Ganze wie eine Live- Performance von einem ihrer (diversen) Best-of- Alben rüberkam. „Harry May“, „Disco Girls“, „Loud Proud and Punk“, „Last Train to Clapham Junction“ und natürlich „Smash the Discos“, kein Highlight fehlte. Die Musiker der Backing-Band harmonierten gut miteinander, sind etwas jünger und bissiger als Micky, der doch einen etwas klapprigen Eindruck machte, und lieferten unter dem Strich eine gute Leistung ab.

The BusinessZum Abschluss gab’s schließlich noch die Hymne „Drinking & Driving“, bei der nahezu jeder im Publikum einstimmte. Für mich, der ich vor Ort war, um die alten Heroen noch einmal live zu sehen, ging der Gig daher in Ordnung. Einige Die-Hard-Fans, mit denen ich im Anschluss sprach, waren eher enttäuscht, weil die Stimmung eben nicht so war, wie sie es aus früheren Dekaden gewohnt waren. Aber sowohl Micky als auch die Anhänger der Band werden eben nicht jünger und letztlich sollte man sich freuen, dass die Combo überhaupt noch durch die Welt tourt.

Links: http://www.hackepeters.de, https://www.facebook.com/dieHackePeters, https://myspace.com/hackepeters, https://www.reverbnation.com/hackepeters, http://www.lastfm.de/music/Hacke+Peters, http://thebusinessoi.co.uk/, https://www.facebook.com/TheBusinessOi, https://myspace.com/businessoi, http://www.last.fm/music/The+Business

Text: Marcus / Fotos: Kai

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