Dreikönigskeller, Frankfurt, 28.03.2024
Viel war im Vorfeld des Auftritts von THE CRAMBONES im Frankfurter Dreikönigskeller nicht über das neu formierte Duo zu erfahren: Eine rudimentär bestückte Facebook-Seite geizte (noch) ebenso mit Infos wie der jüngst aufgesetzte Instagram-Account. Dass Ersterer jedoch bereits rund 100 Menschen und Letzterem schon gut zwei Dutzend Musikfreunde folgten (obwohl es noch keinerlei Beiträge gab), ließ auf eine gewisse lokale Prominenz der Musiker schließen. Und tatsächlich handelt es sich bei einem der beiden Künstler um Woody Galore (Gesang & Gitarre) – einen ‚alten‘ Fahrensmann, der sich bereits in mehreren Bands Sporen verdienen und die musikalischen Hörner abstoßen konnte. Die bekannteste dieser Formationen ist wohl das Mainzer Trio THE C-TYPES, über das es in diesem Blog einigen Lesestoff, nämlich sowohl Interview als auch Konzertbericht, gibt.
Besagte C-TYPES existieren inzwischen nicht mehr. Im Zuschauerraum wurde gemunkelt, der Split sei von Misstönen begleitet gewesen. Nun, egal was da kolportiert wurde, Gerüchte gehören ins Reich der Spekulation und die Hintergründe gehen das Publikum nicht viel an. Ich will es auch gar nicht so genau wissen, möchte ich doch – wie vermutlich viele andere – die Combo gern als einen der kreativsten und partytauglichsten Acts des Rhein/Main-Gebiets der letzten Jahre in Erinnerung behalten. In dessen große Fußstapfen sollen nun also die CRAMBONES treten. Neugierig machte deren Ankündigung der zu erwartenden Stilrichtung: „Primitive Sounds from the Lo-Fi Lounge“ wurde da in den einzigen beiden zugänglichen Quellen vermeldet. Das ist zwar musikalisch nicht allzu weit vom Duktus der Vorgängerband entfernt, auf die Umsetzung im Duo-Gewand am Gründonnerstag, einem Vorfeiertag, durfte man allerdings gespannt sein.
Erfreulicherweise war der Kellerclub zum Konzert des „two-headed monster“ (Facebook) nicht ganz so brechend gefüllt wie noch in der Woche zuvor bei den DEVILS. Dennoch wurde die Kapazitätsgrenze der wie immer in schummriges Licht getauchten Örtlichkeit annähernd erreicht. Viele Gäste waren aus den beiden Landeshauptstädten Mainz und Wiesbaden angereist, um den ersten Auftritt der heimischen Formation in dieser Besetzung vor zahlendem Publikum zu erleben. Daneben sah man die bekannten Frankfurter Szenegesichter, die sich ungern gute Live-Musik entgehen lassen.
Gegen 21.30 Uhr erklommen die Musiker das Podest, Woody Galore deutete auf seinen jungen Kompagnon und stellte ihn lächelnd mit den Worten vor: „Für alle, die es noch nicht gemerkt haben, das ist mein Sohn!“. Vince DeVille (Schlagzeug) ist dem Sänger und Gitarristen tatsächlich (fast) wie aus dem Gesicht geschnitten und nahm – passenderweise angezogen mit einem T-Shirt mit Slim Jim Phantom-Motiv – unter dem Applaus der Anwesenden seinen Platz an der Schießbude ein.
Slim Jim, der Schlagzeuger des weltbekannten Rockabilly-Acts STRAY CATS, ist jedoch nicht das Vorbild des gerade volljährig gewordenen Trommlers. Laut einer später zwischen zwei Songs von Woody erzählten Anekdote kommt die Rolle dem Amerikaner Dustin ‚Dusty‘ Watson zu, der vielen Fans als „The King of Surf Drummers“ gilt und mit beinahe allen Größen des Genres sowie außerdem mit Punk- (THE QUEERS, AGENT ORANGE) und Rock-Bands (u. a. SUPERSUCKERS, THE BELLRAYS) die Bühne geteilt hat.
Watson war Anfang Juli 2023 mit Jimmy Dale, dem Sohn von Surf-Legende Dick Dale, im Beisein von Woody und Vince mit dem JIMMY DALE TRIO im Dreikönigskeller aufgetreten und der Filius blickte angeblich bewundernd zu ihm auf. Ein knappes Jahr später schauten nun nicht wenige Gäste bewundernd auf ihn, spielte er sein Instrument doch ebenso professionell wie mit geradezu verschwenderischer Leichtigkeit. Kein Wunder, denn er ging (wie ich nach der Show von ihm erfuhr) schon als Dreikäsehoch im Proberaum seines Vaters ein und aus und erhielt im Alter von sechs Jahren erstmals Schlagzeug-Unterricht.
In dem aus 20 (!) Liedern bestehenden Programm des Abends befanden sich neben einigen eigenen Stücken diverse C-TYPES-Nummern (u. a. „C-Devil“, „Club 27“, „Sabotage“) sowie mehrere Coversongs, geballt vor allem im Zugabenblock mit den Klassikern „Goo Goo Muck“ (CRAMPS), „Misirlou“ (Dick Dale) und „Woo Hoo“ (ROCK-A-TEENS). „Primitive Sounds from the Lo-Fi Lounge“, um das Motto nochmal aufzugreifen, waren das nur bedingt – vielmehr eine gekonnt präsentierte und perfekt abgestimmte Melange aus Rock‘n‘Roll, Rockabilly, Blues- und Garage-Trash, die im Publikum nachhaltig für gute Laune sorgte.
Denn was sämtliche dargebrachten Lieder gemein hatten war die unbedingte Tanzbarkeit, und so sah man die Hüften schwingende Besucherinnen und Besucher sowohl vor der Bühne als auch hinten bis in den letzten Reihen. Davon konnte sich auch Woody überzeugen, der ein ums andere Mal Ausflüge in den Zuschauerraum unternahm, soweit das Gitarrenkabel reichte. Zudem kam das schon bei den C-TYPES verwendete Theremin erneut, wenn auch recht sparsam, zum Einsatz und war wie immer ein Hingucker. Auf optische Merkmale wie zum Beispiel die bei der Vorgängercombo gebräuchlichen uniformen Klamotten und Masken wird bei den CRAMBONES – bis auf fast identische dunkle Sonnenbrillen – verzichtet. Am Ende des Sets wurde das sympathische Duo nach einem mitreißenden und schweißtreibenden Auftritt verdientermaßen gefeiert.
Bliebe noch die Frage zu klären, wie der Bandname THE CRAMBONES zustande gekommen ist. Vince sagte dazu, dass dieser auf einen Song in der Zeichentrickserie „Tom & Jerry“ zurückgeht, den er besonders gelungen fand (das Video findet Ihr hier). Er schlug den Titel seinem Vater vor, was dieser – vermutlich nicht zuletzt aufgrund der Nähe des Namens zu den CRAMPS – mit Zustimmung quittierte. Auf den weiteren Werdegang des Vater-Sohn-Gespanns darf man gespannt sein. Ist es weiter so umtriebig wie auf der Bühne, dann können wir uns nicht nur auf die nächsten Auftritte, sondern vielleicht auch bald auf den ersten Tonträger freuen.
Links: https://www.facebook.com/The-Crambones/, https://www.instagram.com/the_crambones/
Text & Fotos: Stefan
Alle Bilder:
Pour un début de ce nouveau duo , c‘est top et pour le batteur :
Mais aux âmes bien nées , la valeur n’attend point le nombre des années ( Pierre Corneille ).
Le grand père