Dreikönigskeller, 18.10.2012
THE OMENS aus Denver, Colorado, waren im Januar 2009 schon einmal im kleinen Kellergewölbe in der Frankfurter Färberstraße zu Gast, gestern kamen sie im Rahmen ihrer „Haunting Europe 2012“-Tour zurück. Mitgebracht hatten sie das erst vor wenigen Tagen bei dem Kölner Label Soundflat Records erschienene neue Album „Fuzz Fades and Escapades“. Als Support fungierte einmal mehr – und auch diesmal wieder gern gesehen – das Darmstädter Duo NEW YORK WANNABES, das sich in den vergangenen Monaten durch einige ausgezeichnete Shows auch in der Mainmetropole einer stetig wachsenden Fangemeinde erfreut.
Am Rande hörte ich, dass es um den Auftritt der NYW (Fotos rechts und unten) im Vorhinein ein ziemliches Tamtam gegeben hatte, da am Abend ihres letzten Support-Gigs im DKK im März diesen Jahres einige Flaschen und Gläser zu Bruch gegangen waren. Fast wären sie wieder ausgeladen worden, aber letzten Endes konnten sie dann doch spielen. Ich vermute, weil sich herausgestellt hatte, dass damals nicht die Südhessen, sondern der Sänger der US-Band BLOODY HOLLIES (siehe unseren Bericht) während seiner Show über die Theke gekrabbelt war, dabei allerhand Scherben verursacht und einen entnervten Barkeeper sowie einige verärgerte Gäste zurückgelassen hatte. Aber auch das ist Rock’n Roll…
Den Wannabes wurde aufgrund der Vorgabe, dass um Mitternacht das Live-Programm beendet sein sollte, ein verkürztes Set von gut 30 Minuten Länge zugestanden. Sie eröffneten mit „No Sir“ ihren sieben Stücke inklusive Zugabe umfassenden Reigen des Rock-Blues-Punk-Trashs, auf den sie zumindest in unserer Region das Monopol haben dürften. Ebenfalls klasse: „Animal Control“ und „Beat Sex“. Letzteren Song als Videoclip sowie weitere Ausführungen zu den NYW könnt ihr in unserem ausführlichen Bericht zu ihrem Gig im vergangenen Monat beim Backstage-Open-Air anschauen.
Des weiteren war zu vernehmen, dass das Duo Ende des Monats ins Studio gehen und eine neue Scheibe einspielen wird. Man darf gespannt sein und hoffen, dass der brachiale Sound durch eine fette Produktion auch auf der Konserve richtig rüberkommt.
Das aktuelle Werk der seit Anfang 2001 bestehenden THE OMENS, „Fuzz Fades and Escapades“ (übrigens mit tollem Cover-Artwork), wird – so scheint es mir jedenfalls – in den einschlägigen Medien gerade ein wenig gehypt, und das nicht zu Unrecht. Angereichert mit einigen „Uuuhs“ und „Yeahs“, präsentieren Michael Daboll (Gesang & Gitarre), Matthew Hunt (Bass), Dave Meyer (Orgel & Tambourin) und Bill Weichberger (Schlagzeug) sowohl auf der Scheibe als auch
bei ihren Shows Fuzz-Beat im Garage-Gewand mit gelegentlicher Psychedelic-Kante. Zehn von elf Stücken des Albums gab es gestern live zu hören, dazu noch sechs ältere Tracks, die keineswegs abfielen.Lieder wie der Opener „Downtown“, „Make it Right“ oder „On Your Mind“ (alle von der neuen LP) sind absolute Stomper, kurz und knackig von etwa zwei bis maximal drei Minuten Länge. Diese gaben auch zu später Stunde noch einige bewegungsdienliche Hinweise an das Publikum: „Tanzt, Leute, tanzt!“. In der Tat fiel es schwer, sich während des Auftritts dem Rhythmus der Combo zu verweigern. Einige, vornehmlich weibliche Gäste, kamen der unausgesprochenen Aufforderung nach, bei den restlichen Besuchern des etwa zur Hälfte gefüllten DKK war zumindest verstärktes Zucken der oberen und unteren Extremitäten auszumachen.
Obwohl man die „Swingin’ Psych Punk Vibrations“ (Flyertext) durchaus spüren konnte, blieb die vom Label vollmundig versprochene „wilde Live-Performance“ aus – klar schwitzten sich die Jungs unter den heißen Scheinwerfern geschätzte fünf Kilo von den Rippen, aber Unvorhergesehenes passierte nicht. Vielleicht hätte man das von einer Beatkapelle auch nicht wirklich
erwarten (respektive ankündigen) dürfen. Oder die kleine Bühne bot THE OMENS nicht genügend Raum für Eskapaden, aber eigentlich sahen die Musiker dafür auch viel zu brav aus. Sagen wir mal: Die Show war schnell, aber unter ‚wild‘ verstehe ich doch was anderes. Sei’s drum – die Chemie zwischen der Band und dem Publikum stimmte jedenfalls von Anfang an und die Laune auf beiden Seiten stand auf Party, bis nach einer knappen Stunde Schluss war.Dagegen schien der Auftritt am Tag zuvor im Hamburger Molotow ein Reinfall gewesen zu sein, lobte die Combo doch mehrmals die Stimmung in Frankfurt und die das Tanzbein schwingenden Gäste. Morgen zieht das Quartett nach Paris weiter und anschließend nach Holland. Es wäre den sympathischen Amerikanern zu gönnen, auf ihrer Tour durch den alten Kontinent noch einige Gigs mit ähnlich guter Atmosphäre wie gestern in Sachsenhausen zu spielen, idealerweise mit mehr Zuschauern.
Setlist: Downtown – Make it Right – Mystery Song #21 – Road Runner – Slow Down – On Your Mind – All Night – So Far Down – Walk Last Night – Piece of my Heart – Alright – You’re No Good – Settle Down – Look Away – Sick of You – Dirty Liar
Unter den beiden Links http://www.reverbnation.com/theomens und http://www.myspace.com/theomens sind einige Hörproben abgelegt. Die auf letzterer Website angegebene angebliche offizielle Band-Homepage http://www.the-omens.com/ könnt ihr getrost vergessen. Der Link führt auf eine asiatische Seite, die rein gar nichts mit Musik zu tun haben dürfte. Die Wannabes sind unter http://www.myspace.com/newyorkwannabes und http://www.reverbnation.com/newyorkwannabes zu finden.
Text: Stefan / Fotos & Clips: Kai
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