Nachtleben, 24.10.2012
Hier kommt der zweite Teil unserer Berichterstattung zu den diesjährigen „Hellnights“-Festspielen im Frankfurter Nachtleben. – Die Nummer drei in der Abfolge des Programms war die Band THE OTHER, die im Rahmen der Tour ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Aus der Taufe gehoben wurde das Horrorpunk-Quartett verschiedenen Quellen zufolge in Leichlingen (was vom Namen her ja durchaus passend ist); die jetzige Besetzung besteht mit Rod Usher (Gesang), Sarge von Rock (Gitarre) und Dr. Caligari am Schlagwerk immerhin noch zu drei Vierteln aus Gründungsmitgliedern. Lediglich die Bassisten unterlagen in der vergangenen Dekade einem gewissen Verschleiss. Mit Viktor Sharp ist nun bereits der dritte Mann an den vier Saiten dabei.
Die Truppe hat im Sommer ihr fünftes Album mit dem Titel „The Devils You Know“ herausgebracht. Von diesem Werk gab’s, wenig verwunderlich, am gestrigen Abend die meisten Stücke zu hören, darunter u. a. „My Home is My Casket“ als Opener sowie „Puppet on a String“, dessen Video just vorgestern Premiere hatte. Auch einige ältere Stücke wie „Transylvania“ und „Back to the Cemetery“ kamen zu Gehör, weiter zurück
als bis ins Jahr 2008 („Der Tod steht ihr gut“) ging man – mit einer Ausnahme – allerdings nicht. Denn bis auf „Lover’s Lane“ stand, wenn ich das richtig mitbekommen habe, von den ersten beiden Scheiben „They’re Alive!“ von 2004 und „We Are Who We Eat“ (2006) gar nichts auf der Setlist. Was ich bedauerlich fand. Meiner Ansicht nach gehören Stücke wie „Ripley 8“, „Beware of Ghouls“, „666 Ways to Die“ oder „We Are the Other Ones“ zu den absolut herausragenden Referenzwerken des europäischen Horrorpunks und schon deshalb in jede THE OTHER-Show. Möglicherweise wurde aber auch wegen des bei einem Festival mit vier Bands immer etwas gedrängten Zeitplans auf die o. g. Songs verzichtet.Dem Großteil des Publikum gefiel’s trotzdem, auch wenn im Vergleich zu BLOODSUCKING ZOMBIES deutlich weniger auf der Tanzfläche gemosht wurde. Ich persönlich mag die frühen Alben der „Anderen“ lieber. Die neueren Stücke kicken mich nicht mehr so, vielleicht bin ich auch einfach inzwischen da rausgewachsen. Die aktuelleren Songs scheinen mehrheitlich ohnehin die jüngeren Zuhörer anzusprechen; zahlreiche weibliche Spezies tummelten sich denn auch, zeitweise kreischend, im unmittelbaren Dunst- und manchmal wabernden Kunstnebelkreis vor Rod (Moment, das hatten wir im Nachtleben doch schon mal mit einem Namensvetter – ach ja, bei ABWÄRTS war’s!).
Prima waren wie gewohnt die Kostümierung, das martialische Make-up und die Bühnendeko mit langen weißen Elektrokerzen und Totenschädeln. Mal schön schummrig ausgeleuchtet – eine Herausforderung für alle Fotografen, die die Atmosphäre nicht durch andauerndes Blitzen stören wollten (ja, wir hielten uns auch dran) – dann wieder flackerndes Stroboskoplicht-Gewitter. Bassist Viktor hatte sein eigenes Lämpchen mitgebracht. Befestigt an einer Art goldenen Rüstung für die rechte Körperseite, gab es blinkende grüne Lebenszeichen von sich. Hübsch anzusehen und praktisch, falls mal der Strom ausfällt. Während Rod an der Bühnen-Abrisskante sein Haupt zum Rhythmus des Horror(punk)rocks schüttelte, drosch Dr. Caligari – wie immer im Chirurgenkittel samt Mundschutz – auf seine Trommeln ein. Eine davon musste sogar dran glauben, zum Glück war fix Ersatz zur Hand.
Ein schlechtes Omen? Im weiteren Verlauf der Show hatte die Band mit technischen Problemen zu kämpfen, was die Musiker, so schien es, etwas nervte und beim Publikum durch die entstehenden Pausen den Dampf aus dem Kessel nahm. Wenig später war dann auch Schluss. Die Setlist umfasste ursprünglich 15 Songs, doch nicht alle wurden gespielt. Insgesamt war der Gig mehr als in Ordnung, das beste Konzert von THE OTHER war es aber sicherlich nicht.
Links: http://www.the-other.de/, http://www.myspace.com/theother
Ihr seid mit diesem Beitrag in die „Trilogie“ zu den „Hellnights“ eingestiegen? Dann lest den ersten Teil über die BLOOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE hier oder klickt zum dritten Teil mit dem Headliner BLITZKID hier.
Text & Fotos: Stefan
Clip: aufgenommen am Konzertabend von zombina1986
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