THE RIVEN

Dreikönigskeller, Frankfurt, 26.06.2019

The RivenDer gestrige Mittwoch war der heißeste Tag, der bisher jemals in einem Juni in Deutschland gemessen wurde. Auch ganz Frankfurt stöhnte bis in die Nachtstunden hinein unter der Hitze. Aber wer es vorzog, am Feierabend vor dem Eisschrank zu sitzen oder sich in die kühle Wanne zu legen, der verpasste etwas: Die junge schwedisch-spanische Formation THE RIVEN gastierte im Dreikönigskeller. Und wer empfänglich für Hardrock (oder wie es die Band nennt: „raw, soulful, heavy rock with lots of hot sauce and cheap beer“) ist und sich zuvor im Internet einige Stücke der Combo angehört hatte, der wusste, dass hier wieder eine Perle am Start war – der kleine Club in Sachsenhausen hat eben auch ein Händchen für gute, aufstrebende Live-Acts. THE RIVEN absolviert derzeit eine Tour durch Spanien und Deutschland, die 15 Shows umfasst.


 Ich betrat den Keller eine Stunde nach Einlass – und war der erste Gast. Das Quartett stand zu diesem Zeitpunkt noch für den Soundcheck auf der Bühne. Insbesondere Sängerin Charlotta „Totta“ Ekebergh betrieb diesen sehr The Rivengewissenhaft, was sich aber lohnte: Der Klang war später erste Güte. Nach und nach dröppelten noch ein paar weitere Konzertfreunde ein, die ebenso wie ich lieber bei Live-Musik als zuhause auf der Couch schwitzen wollten. Aber als die Show schließlich gegen 22.15 Uhr begann, beschränkte sich die Zuhörerschaft leider auf lediglich zwei Handvoll Besucher. Die allerdings sollten ihr Kommen nicht bereuen.

Neben Frontfrau Ekebergh gehören dem Quartett die ebenfalls aus Schweden stammenden Max Ternebring am Bass und Olof Axegärd am Schlagzeug sowie der Spanier Arnau Diaz an der Gitarre an. Ekebergh, Ternebring und Diaz wohnten 2016 zur Zeit ihres Musikstudiums in London zusammen. Nach einer alkoholgeschwängerten Jamsession des Bassisten und des Gitarristen wurde die Idee geboren, mit Ekebergh eine Band zu gründen: THE RIVEN. Als Letzter stieß dann noch Axegärd zu dem Trio. Inzwischen spielt die Gruppe, deren Mitglieder alle The Rivenzwischen 26 und 30 Jahren alt sind, seit zweieinhalb Jahren zusammen; die Musiker kehrten im Herbst 2017 England den Rücken und sind jetzt in Stockholm ansässig.

Bereits im April 2017 erschien die 5-Track-Debüt-EP namens „Blackbird“, allerdings aus Kostengründen lediglich auf CD (die Band überlegt nun, noch ein Vinyl-Release nachzuschieben). Just vor drei Monaten, im März 2019, wurde dann der erste, schlicht „The Riven“ betitelte Langspieler herausgebracht. Produziert wurde das Werk von Ola Ersfjord (u. a. PRIMORDIAL, LUCIFER, DEAD LORD). Das Cover ziert (wie schon die EP) eine künstlerische Zeichnung, mit der auf alle Songs des Albums Bezug genommen wird. Wer sich damit beschäftigen möchte, wird beim The RivenEntschlüsseln des Motivs eine angenehme Rätselstunde verbringen.

Eine mehr als angenehme Stunde verbrachten auch alle, die den Weg in den Club gefunden hatten: THE RIVEN kredenzten rund 75 Minuten Heavy Rock, getragen von der herausragenden Stimme „Totta“ Ekeberghs. Garniert sind die Lieder mit Gitarren- und Bass-Soli sowie ständigen Tempiwechseln, die sie genauso abwechslungsreich machen wie die weiteren musikalischen Einflüsse. Denn auch Elemente des Blues, des Soul, des Progressive und des Psychedelic Rock nehmen Raum im Sound der Band ein (letztere allerdings nicht in dem Umfang, wie es die Platten-Artworks und das Backdrop-Motiv des Live-Auftritts vermuten lassen). Auf ihrer Facebook-Seite bezeichnet sich die Formation selbst zusammenfassend als „Electrifying Powerhouse“ und das trifft es sehr gut.

The RivenWährend bei den meisten Rockbands neben den Frontleuten am Mikro noch Bohei vom Leadgitarristen gemacht wird, fällt das bei THE RIVEN neben Sängerin „Totta“ Ekebergh dem Bassisten Max Ternebring zu: Der Blondschopf im Leopardenhemd (das auch jeder Glamrock-Kapelle zur Ehre gereicht hätte) präsentierte sich quirlig und (Bass-)gitarrenschwingend, während Gitarrist Diaz auf der rechte Seite des Podests über weite Strecken introvertierter agierte. Was kein Problem darstellte, denn The Rivenfür drei Rampensäue ist in der vordersten Reihe der DKK-Bühne sowieso nicht ausreichend Platz. Aber das Quartett beherzigte sein (auf dem Innencover des Albums abgedrucktes) Credo „Don‘t forget: Play it loud and drink beer!“, performte in amtlicher Lautstärke und erquickte sich ebenso wie das triefnasse Publikum mit von der Bar gereichten Kaltgetränken.

Musikalisches Highlight des Abends war für mich der Track „Blackbird“ von der ersten EP. Ein hervorragender Song, der der Frontfrau alle gesanglichen Qualitäten abfordert und live sogar noch intensiver rüberkam als auf der Platte. Und bewies, dass auch auf völlig verschwitzten Armen Gänsehaut entstehen kann. Ebenfalls stark: „The Serpent“ (Opener der LP), „Sweet Child“ (ein Sechs-Minuten-Rockmonster von langsam The Rivenzu schnell und wieder zurück) und „Killer on the Loose“ (in das offizielle Video dazu wurden Sequenzen eines Film Noir-artigen Thrillers eingearbeitet, siehe hier). Einziger Wermutstropfen: Ich vermisste im Set den Song „Edge of Time“, der nicht gespielt wurde. Ich weiß nicht, warum er bei der Combo in Ungnade gefallen ist (später darauf angesprochen, winkte die Band ab), ich halte ihn trotzdem für einen ihrer besten.

The RivenErwähnen möchte ich noch, dass sich das Quartett auch vor nur zehn Gästen ins Zeug legte, als sei es ein Konzert in ausverkaufter Halle. Denn das ist – gerade bei tropischen Temperaturen wie gestern – ja auch nicht unbedingt selbstverständlich. Von den Besuchern wurde das mit viel Applaus und ebenfalls am Merchstand honoriert: So gut wie jeder kaufte im Anschluss an den Auftritt (trotz ambitionierter Preise) mindestens einen Tonträger – eine Quote, die sonst wohl nicht annähernd The Rivenerreicht wird. Insgesamt eine tolle Show von einer jungen, sympathischen Band mit großem Potenzial, die sicher ihren Weg machen und wahrscheinlich bald nicht mehr in kleinen Clubs wie dem Dreikönigskeller zu erleben sein wird. Schon im kommenden Jahr wollen THE RIVEN erneut in Deutschland touren und dabei auch einen Gig im Rhein/Main-Gebiet bestreiten. Ich würde mich jedenfalls freuen, wieder dabei zu sein. Vielleicht dann nicht am heißesten Tag des Jahres?

Links: https://de-de.facebook.com/TheRivenMusic/, https://theriven.bandcamp.com/, https://www.instagram.com/therivenmusic/, https://www.last.fm/de/music/The+Riven

Text: Stefan / Fotos & Clip: Kai

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