VREID, SOLEFALD, IN VAIN

Nachtleben, 8.04.2013

Mit VREID, SOLEFALD (Foto rechts) und IN VAIN schlugen gestern drei Bands aus Norwegen im Rahmen ihrer „Fire Walk With Me European Tour Vol. II.“ im Nachtleben auf, die alle etwas mit Black Metal zu tun haben aber sonst ziemlich unterschiedlich sind. Beides waren für mich Gründe, hinzugehen, auch wenn da keine Lieblingsgruppe von mir dabei war. Die Opener IN VAIN etwa, die allesamt schwarz gewandet eine halbe Stunde nach Einlass vor maximal 20 Gästen spielten, schimpfen sich in erster Linie „Progressive Metal-Band“ mit mehr oder weniger leichten Black- und Death Metal-Einflüssen. Wobei in diesem Fall nach meinem Gusto das „Progressive“ eine Vokabel ist, die mit meinem Verständnis dafür nichts zu tun hat.

Wie unzählige andere lärmen auch IN VAIN mit zwei Stimmen (einmal Death Metal-Gegrowle oder Black Metal-Gekeife und einmal der sogenannte „Klargesang“). Sie beschäftigen zwei Vokalisten dafür; es gibt auch Combos, da

macht das einer. Das ist alles andere als neu und bei ziemlich vielen, auch kommerziell erfolgreichen Bands Usus und für mich unsagbar langweilig. Allerdings sind IN VAIN in ihrem Songaufbau alles andere als blöd und austauschbar, addieren hier und da ein Saxophon und machen deswegen auf Platte schon Spaß, mir allerdings weniger als so richtig derbes Geknüppel oder Barrikaden einreißender Hirnfick von anderen Zeitgenossen. Live kam das routiniert, überraschungs- und saxophonfrei, wobei ersteres bei der gähnenden Leere im Club ja auch schon wieder eine Leistung war, irgendwie. Nach 45 Minuten IN VAIN und einer kurzen Umbaupause enterten die gleichen Gestalten plus 1 wieder die Bühne, diesmal grau gewandet und als SOLEFALD.

Diese bestehen eigentlich aus zwei Herren, nämlich aus dem anwesenden Cornelius Jakhelln (der nebenbei bemerkt mindestens vier Sprachen fließend

spricht, einen Doktortitel in Philosophie hat, selbige in Paris lehrt (!) und diverse Bücher verfasst hat; so viel zum Thema, dass Metal Deppenmusik sei) und dem heute leider fehlenden Lars Nedland, der u. a. auch bei BORKNAGAR lärmt. IN VAIN sind live wohl immer SOLEFALD’s Backing Band; Nedlands Gesangseinlagen wurden von seinem Bruder Sindre Nedland dargeboten, dem „Klar“-Sänger von IN VAIN. Klar soweit?

Inzestuöses Norwegen, aber was soll man machen bei so wenig Einwohnern und so einer Musikantendichte. Und wer wissen will, was wirklich „Progressive“ sein kann an einer Metalband, der möge sich mal SOLEFALD’s „Neonism“ von 1999 anhören, ein Album, für das es von wenig toleranten Metalfreunden Todesdrohungen gegeben haben soll. Eine enorm abwechslungsreiche Scheibe voller artfremder Einflüsse und Songs mit

Analogien zur Modewelt („CK II Channel Number Six“, als erstes gespielt gestern) oder über kulturellen Imperialismus („Backpaka Baba“, wurde auch gegeben). Die späteren Veröffentlichungen sind metaltypischer, aber immer spannend und stets mit hochinteressanten Lyrics.

Da sollte man fast meinen, Frankfurt hätte nur drauf gewartet, SOLEFALD mal wieder live zu sehen, aber Pustekuchen. Dass Herr Jakhelln in lupenreinem Deutsch mehrmals darauf hinwies, dass sein letztes Erscheinen in FFM 15 Jahre her ist interessierte von den wenigen Anwesenden eigentlich niemanden, weswegen ich mal die These aufwerfe, dass der nächste Besuch mindestens weitere 15 Jahre auf sich warten lassen wird. Schade eigentlich.

So gut mir das Ganze auch reinlief: Zum Glück war es mit dem Progressiven nach knapp einer Stunde SOLEFALD vorbei. Passend zu den inzwischen geleerten Weizenbieren wurde es mit VREID weitaus punkiger und räudiger als bei den Acts zuvor. VREID, die aus den (wegen des Todes ihres Sängers aufgelösten) WINDIR entstanden, verarbeiten hier und da zwar auch mal etwas Folk in ihrer Klangkunst und wildern im traditionelleren Rockbereich, geben live aber so amtlich auf die Zwölf wie die

Großen ihres Genres, zum Beispiel VENOM, SODOM oder AURA NOIR (über letztere, ebenfalls aus Norwegen stammende Band haben wir in diesem Blog ja auch schon berichtet, klicke hier). Keine Kommunikation, kaum Frontlicht, alles verzichtbarer Luxus. Das war für alle Gäste (80 dürften es mittlerweile geworden sein, wenn ich nicht doppelt gesehen habe) ein schöner brachialer Abschluss dieses wunderbaren Abends. Ich zumindest war begeistert.

Links: http://www.vreid.no/, http://www.myspace.com/thepitchblackbrigade, http://www.reverbnation.com/vreid, http://www.myspace.com/solefaldofficial, http://www.myspace.com/invainno

Text & Fotos: Micha

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