Knabenschule Darmstadt, 27.02.2013
Die WHISKEY DAREDEVILS gingen 2005 aus den COWSLINGERS hervor, die bis dato neun Alben und knapp ein Dutzend Singles herausgebracht hatten. Die DAREDEVILS nennen auch bereits sieben Veröffentlichungen ihr eigen, wobei sich darunter auch Scheiben befinden, die alte Tracks der COWSLINGERS oder lediglich Cover-Versionen enthalten, so zum Beispiel das Album „Old Favorites“ mit Country-Versionen von Punk-Songs illusterer Bands wie FEAR, BLACK FLAG oder den CIRCLE JERKS. Allein dies macht bereits deutlich, dass die aus Ohio stammenden Combo live nicht nur auf ein umfassendes Repertoire zurückgreifen kann, sondern dass es bei deren Konzerten auch sehr abwechslungsreich zugeht.
Musikalisch sind die WHISKEY DAREDEVILS dem Cowpunk-Genre zuzuordnen, wobei dies sehr breit gefächert ist. Die Band ist dabei eher mit REVEREND HORTON HEAT, denn mit NINE POUND HAMMER zu vergleichen, soll heißen, es geht eher gemächlich und traditionell zu und die Country-, Rock’n’Roll- und Rockabilly-Anteile überwiegen gegenüber den Punk- Einflüssen, die sich eher in den witzigen Lyrics des Quartetts bemerkbar machen. Über allem thront jedoch stets die markante Stimme von Greg Miller.
Ungewöhnlich am gestrigen Gig in der Bessunger Knabenschule war, dass die Band nur zwei Tage später erneut in der Region spielen sollte, nämlich im Frankfurter Dreikönigskeller. Wir entschieden uns dennoch für den Trip nach Darmstadt, obgleich zu befürchten stand, dass sich ob der zweiten Show in Frankfurt und aufgrund des parallel stattfindenden DFB-Pokalspiels (Bayern gegen Dortmund) nur wenige Fans in den Keller verirren würden. Doch die Sorge war unbegründet, der Parkplatz vor der Location präsentierte sich zwar ungewohnt leer, doch im Club selbst hatten sich immerhin 30-40 Besucher eingefunden, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollten.
Es war Punkt 22 Uhr, als die Band die Bühne betrat und sich, zumindest in Deutschland, erstmals mit neuem Lineup präsentierte. Von der einstigen COWSLINGERS-Besetzung sind mittlerweile nur noch Frontmann Greg Miller und Drummer Leo P. Love mit von der Partie; bereits seit geraumer Zeit ist Gitarrist Gary Siperko im Boot, der aktuell außerdem für ROCKET FROM THE TOMBS die Axt schwingt. Ganz neu dabei ist Sugar Wildman (was für ein Name!) am Bass. Auf der Bühne war das nicht nur optisch, sondern auch musikalisch eine eindrucksvolle Mischung, denn bei allen Bandmitgliedern handelt es sich um gestandene Musiker, die nicht nur ihr Handwerk beherrschen, sondern allesamt auch über ein gewisses Charisma verfügen.
Greg kam dabei die Rolle des Alleinunterhalters und Geschichtenerzählers zu, Sugar sorgte für die weibliche Anmut, Drummer Leo entpuppte sich als Spaßvogel der Truppe und Gitarrist Gary gab den unnahbaren Virtuosen, der sich
auch nach dem Gig eher abseits als inmitten der Fans an Merchandise- Stand oder Theke wohlfühlte. Die offizielle Setlist umfasste 18 Songs, zu denen aber gut noch mal ein halbes Dutzend dazu kamen, da die Band auch auf Zurufe aus dem Publikum reagierte und kurzerhand ungeplante Songs einfügte. In den meisten Fällen wurden dabei Tracks des eingangs erwähnten „Old Favorites“-Albums gewünscht, von denen mit „Straight Edge“ (MINOR THREAT) und „Skulls“ von den MISFITS (Clip dazu unten) immerhin zwei gespielt wurden.Die überwiegenden Songs aber stellten einen Querschnitt des umfassenden Schaffens der letzten 20 Jahre dar, wobei eine Vielzahl aus dem aktuellen Album, schlichtweg „III“ betitelt, stammte. Los ging’s eher verhalten mit einigen Americana/Country-Nummern, danach aber steigerte sich das Quartett stetig, wurde schneller, rockiger, abwechslungsreicher und unterhaltsamer.
Besonders faszinierend war dabei Sugar Wildman anzusehen, die bei schnellen Songs oftmals in eine Art Augsburger-Puppenkiste-Tanzstil verfiel oder wie wild geworden zu hüpfen begann. Eine Darbietung, die ich in dieser Form noch nie von einer Bassistin gesehen hatte. Überhaupt waren es sie und Sänger
Greg Miller, die das Publikum stets bei Laune hielten. Letzterer untermalte jeden Song mit einer imposanten Mimik und Gestik, um den Texten einen deutlicheren Ausdruck zu verleihen. Nach gut 80 Minuten endete der Gig dann mit der zweiten Zugabe, für die man eine Extended-Version von Hasil Adkins „Chicken Walk“ gewählt hatte und für die Gary Siperko extra die Blues-Gitarre auspackte.Alles in allem wurde uns kurzweilige Unterhaltung auf hohem Niveau geboten und auch wenn ich viele Alben der Band eher durchwachsen finde, so muss man ihr doch attestieren, dass sie live eine Klasse für sich ist. Wer Country/Rockabilly/Americana und Rock’n’Roll nicht abgeneigt ist und zudem Musik gerne mit einem Augenzwinkern statt bierernst genießt, dem seien die WHISKEY DAREDEVILS wärmstens ans Herz gelegt.
Links: http://www.whiskeydaredevils.com/, http://www.myspace.com/whiskeydaredevils
Text, Fotos (10) & Clip (1): Marcus / Fotos (10) & Clip (1): Stefan
Mehr Bilder: