YEAR OF THE GOAT, OCEANWAKE, OMNIUM GATHERUM, DRACONIAN

Café Central, Weinheim, 26.02.2016

OceanwakeDas Café Central in Weinheim. Für mich autolosen Musikfreund, der knapp 80 Kilometer von dieser legendären Location entfernt lebt, hat es trotz vieler Jahre als Konzertgänger bisher noch nie geklappt, ebendort einmal aufzuschlagen – trotz Legionen von ins eigene Beuteschema passenden Bands. Welch eine Schande. Gestern war es an der Zeit, das zu ändern. Der Grund: YEAR OF THE GOAT spielten dort. Aber nicht als Headliner, sondern in Gesellschaft von OCEANWAKE (links), OMNIUM GATHERUM und DRACONIAN – drei mir vorher unbekannte Metal-Formationen. Viele Wissenslücken, die gestopft werden mussten an diesem Abend. Außerdem natürlich die der dortigen Grundversorgung.

BierMeine findige Begleiterin hatte vor dem Konzert einen Tisch bestellt in einem Etablissement, das einen Häuserblock vom Café entfernt eigenes Bier braut. Ein Bier, welches man in Weinheim wohl an jeder Ecke (später auch im Café) bekommt, von uns Zugereisten aber probiert werden musste. Ein Test, der den ganzen Abend lang wiederholt wurde und letztlich zu dem Ergebnis führte, dass Weinheim einfach zu weit entfernt liegt. Feinster Stoff, sehr zu empfehlen.

Das Café selbst wirkt sehr einladend und gemütlich – Schriftzüge von Bandnamen zeugen in der einen Hälfte des Saals von vergangenen Taten, Pflanzen und Plüsch dominieren die andere. Auch bei Metal- Shows werden Gläser gereicht, Garderoben können kostenfrei vor der Konzertstätte benutzt werden. Lässig. Allerdings war ich froh, dass das Event nicht ausverkauft war – auch so wurde die Atemluft und der Platz später bei den OceanwakeCo-Headlinern knapp. Doch der Abend begann ruhig, heftig und gleichzeitig am unkommerziellsten mit dem finnischen Opener OCEANWAKE.

Oceanwake

Diese füllten mit ihrer fünf Mann starken Besatzung die kleine Bühne schon ordentlich aus. Vokalist Eero Haula stand wie ein Fels in der Brandung und stieß tiefe, laaaaangsame Growls heraus, während seine Mitmusikanten es schafften, bei vollem Körpereinsatz Atmosphäre und Dynamik zu kreieren. Klingt vielleicht komisch, ist aber mehr als positiv gemeint. Zwei überlange Stücke und ein kurzes Encore (Videoclip weiter unten) Oceanwakefaszinierten mich von allen mir gestern unbekannten Bands am Meisten und zogen auch einen CD-Kauf nach sich. Auf den Scheiben wird der angeschwärzte Post-Doom-Metal des Quintetts noch hier und da von einem fernen Saxophon begleitet, was der Chose auch nicht abträglich ist. Ziemlich großartiger Start.

Die vier Bands spielen in zehn Tagen europaweit zehn Konzerte und verschwinden sofort nach ihrem Gig, zumindest in Weinheim war das so. Kaum war der letzte Ton von OCEANWAKE verklungen, da kam auch schon Mikael Year of the Goat„Pope“ Popovic von YEAR OF THE GOAT mit seinem Keyboard durch – der Auf-und Abbau auf der kleinen Bühne ging in Rekordzeit, die Musiker und ihre Helfer waren perfekt eingespielt (bis auf einen Patzer beim Schlagzeug- Aufbau von OMNIUM GATHERUM später).

Year of the Goat

Kaum 15 Minuten danach füllte die ganze schwedische Satanistenbande mit den liebreizenden Melodien (nein, eben nicht GHOST) die Spielfläche, immerhin ein Sextett – hinter den drei Gitarristen und dem „Pope“ am Keyboard konnte man den Drummer nur erahnen. Leadsänger Thomas Sabbathi (eigentlich Thomas Eriksson, Year of the GoatEx-GRIFTEGARD) begrüßte die Unwissenden mit dem Zeichen seines Herrn (Pommesgabel), wurde dafür aber nur resonanzlos angeglotzt. Das waren halt noch keine Jünger, sondern eher interessierte Novizen, die sich wegen der Headliner eingefunden hatten. Außer mir. Ich teile allerdings nur die Liebe zu den Klängen und nicht den Glauben, und zum substanzlosen Zurückgabeln war ich nicht betrunken genug. Sorry.

Year of the GoatAber die Klänge verzückten einmal mehr. Seitdem ich YEAR OF THE GOAT 2013 auf dem Hammer Of Doom-Festival gesehen hatte bin ich ihnen ähnlich verfallen wie andere ihren Landsleuten von GHOST. Beide Formationen huldigen dem Gehörnten mit poppigem Gitarrenwohlklang – meiner Meinung nach haben YOTG aber die weitaus besseren Kompositionen und vor allem die weit besseren Sänger. Dazu spielen Year of the Goatdie drei Axtschwinger hart und trotzdem melodisch im Stil klassischer, Folk- beeinflusster Hardrock- Bands der 70-er, minus der Egotrips, die zum Beispiel LED ZEPPELIN bei aller Klasse auszeichneten.

Der letzte Longplayer „The Unspeakable“ gehört zu den Platten des Jahres 2015 in meiner Welt; das Debüt und die beiden dazwischen publizierten EPs tun das in ihrem Veröffentlichungsjahr auch. Sieben Songs in knapp 40 Minuten, am Ende das herausragende „Riders Of Vultures“ (Videoclip dazu weiter unten) – Herz, was willst Du mehr? Eine Headlinertour, das wäre fein. Gerne auch dann näher an Frankfurt.

Nach der einzigen Umbaupause, die nicht ganz so glatt lief, kam der erste der beiden sich auf der Tour positionsmäßig abwechselnden Co-Headliner auf die Bretter: Die Finnen OMNIUM GATHERUM. Sie existieren seit 1996; ihr aktuelles, siebtes Album ist Platte des Monats im aktuellen Metal Hammer und Omnium Gatherumsie spielen „Melodic Death Metal“.

Omnium Gatherum

Kein Wunder, dass ich die Band nicht kannte – das ganze Genre interessiert mich kaum. Das änderte sich nach dem Studium des aktuellen und der anderen Longplayer auch nicht, aber der Live-Abriss in Weinheim (und um einen solchen handelte es sich führwahr, auf keine andere Band traf diese Vokabel zu) war schon extrem beeindruckend.

Omnium GatherumFrontröhre Jukka Pelkonen animierte die ihn Feiernden, indem er fast alle persönlich begrüßte und antrieb, wie es sonst nur „Blitz“ von OVERKILL auf ähnliche Weise hinbekommt. Live blieb von „Melodic“ in meinem Ohr auch nicht so viel übrig und die heftig pumpenden Riffs dominierten das Geschehen. Sehr schön. OMN-6361-750x500Allerdings wurde bei dem ganzen Bohei auch langsam die Luft knapp und ich zog mich, meinem Alter entsprechend, nach einer Weile aus dem Pit nach weiter hinten zurück. Die Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass die Linse meiner Kamera ständig beschlug. Im Sommer und ausverkauft – das ist etwas, was ich in dieser Location lieber nicht erleben möchte.

Nach der finnischen Axt, die sogar Fans aus Frankreich nach Weinheim zog, war Schweden wieder dran mit dem doomigen Headliner DRACONIAN. Ich wusste vorher nicht so genau, was mich erwartete: Nightwishiger Trulla-Metal? Nein. Draconian1000 Mal gehörte „Beauty & The Beast“-Vocals? Ja. Melancholischer Doom á la MY DYING BRIDE? Durchaus. Mit leicht gruftigem Gitarrentwang wie bei PARADISE LOST? Kam auch vor.

Draconian

Eingezwängt zwischen zwei Türmen in Menschengestalt, von denen einer auch noch an Flatulenz litt, musste ich zeitweise richtig leiden um eine Blick auf die Akteure, vor allem auf die zauberhafte Heike Langhans, zu ergattern. Die stammt aus Südafrika, spielte dort bereits in Symphonic- bzw. Black Metal-Bands und ist in der schwarzen Szene durch ihr Elektroprojekt Draconian:LOR3L3I: bekannt. Die Dame sang gar wunderschön, Co-Vocalist Anders Jacobsson röchelte dazu und eine der Gitarren wurde von Daniel Arvidsson bedient, was er ebenso ansprechend kürzlich in Frankfurt mit seiner anderen Band MAMMOTH STORM tat. Noch eine Combo, die ich vor dem Konzert nicht kannte und mir nun nach und nach zu Gemüte führe.

DraconianOMNIUM GATHERUM schwatzten noch ein paar Takte mit ihren französischen Fans während DRACONIAN ihren Gaslicht-Doom zelebrierten und zogen dann weiter. Auch wir taten es ihnen gleich. Beim Verlassen beschmeichelte noch „Death, Come Near Me“ unser Ohr, es soll wohl auch das letzte Stück gewesen sein. Heute, bitte, noch nicht.

Links: http://www.oceanwake.fi/, https://www.facebook.com/OceanwakeFi, https://soundcloud.com/oceanwake, http://www.last.fm/de/music/Oceanwake, https://www.facebook.com/yearofthegoat, https://www.reverbnation.com/yearofthegoat, http://www.last.fm/music/Year+of+the+Goat, http://omniumgatherum.org/, https://www.facebook.com/omniumgatherumband/, https://soundcloud.com/lifeforce-records/omnium-gatherum-new-dynamic, http://www.last.fm/de/music/Omnium+Gatherum, http://www.draconian.se/, https://www.facebook.com/draconianofficial, https://myspace.com/draconianmusic, http://www.last.fm/music/Draconian, https://www.reverbnation.com/artist/downloads/1638194

Text, Fotos & Clips: Micha

Alle Bilder:

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